Ein neuer Science-Fiction-Film ist auf DVD und Bluray erschienen. Andreas Weise hat sich EUROPA REPORT für uns angesehen und aufgeschrieben, was er von der Produktion hält.
Quelle: Andreas Weise.
Europa war schon immer eine Reise wert. Nicht nur auf der Erde, sondern auch im Weltall. Spätestens seit der Arthur C. Clarke Verfilmung „2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“ wissen wir, das es auf dem Jupitermond Europa unheimliche Dinge zu entdecken gibt.
Die moderne Planetenforschung vermutet auf dem Mond Europa riesige Wasservorkommen, die sich unterhalb einer Eisschicht befinden. Und wo Wasser ist, da könnte auch Leben sein. Genau hier knüpft der ScienceFictionFilm EUROPA REPORT an.
Dieser 2013 in den USA gedrehte Film hat es leider nicht in die deutschen Kinos geschafft und ist seit Ende Oktober nur als DVD oder Bluray erhältlich. Das auf der Verpackung abgedruckte Zitat „Der fesselndste SciFi-Thriller seit Kubricks’ 2001: Odyssee im Weltraum“ ist maßlos übertrieben.
Trotzdem lohnt es, sich diesen Film einmal, vielleicht auch zwei oder dreimal, anzusehen. Raumfahrtfans werden ihre Freude haben. Ein breites Publikum wird dieser Film aber nicht finden. Zu spezifisch ist das Thema und die Machart.
Im Einzelnen: Vier Männer und zwei Frauen brechen zu einer Expedition in Richtung Jupiter auf. Sie sind Mitglieder einer internationalen Besatzung. Folgerichtig wurden die Rollen auch mit Schauspielern aus verschiedenen Ländern besetzt.
Bemerkenswert für einen US-Film: Der Kommandant ist ein Chinese! Für diese Rolle wurde Daniel Wu aus Hong Kong verpflichtet. Mir weiter aufgefallen: Der Südafrikaner Sharlto Copley, der hierzulande durch seine Rollen in „District 9“ und „Elysium“ bekannt sein durfte.
Dass diese Expeditionsreise privat finanziert und nicht durch staatliche Organisationen, wie zum Beispiel der NASA, betrieben wird, erkennt der Zuschauer nicht sofort. Der Flug ist quasi eine Mission im poststaatlichen Raumfahrtzeitalter. Aber das nur nebenbei.
Dem Zuschauer wird es enorm schwierig gemacht, einem Roten Faden in der Handlung zu folgen. Die Filmszenen scheinen zufällig zusammen gewürfelte Videosequenzen der Überwachungskameras, bzw. geben vor, direkt von den handelnden Personen gefilmt worden zu sein. Man sieht ständig Monitorbilder oder glaubt es zumindest. Die Filmmusik hält sich folgerichtig im Hintergrund. Die Dialoge erinnern manchmal an reines Text-Aufsagen und könnten mehr Dramatik vertragen. Trotzdem kommen die Personen authentisch herüber. Keine überzogene Schauspielerei. Die Kamera ist der Beobachter der realen Szene. Quasi „Big Brother“ im Weltraum.
Hinzu kommt ein Hin- und Her-Springen in der Reihenfolge der Handlung. Bilder aus dem Raumschiff wechseln mit Kommentaren von Fachleuten auf der Erde. Teilweise kommt man sich vor, wie in einer der vielen Fastfood-Dokumentationen, die beispielsweise oft von ntv oder N24 ausgestrahlt werden. Anleihen in der Filmmachart an die BBC-Produktion „Space Odyssee“ sind zu erkennen.
Erst zum Schluss erschließt sich das ganze vermeintliche Durcheinander. Die Videosequenzen sind als letzte Auktion, quasi als Vermächtnis zur Erde gesendet worden und werden jetzt gezeigt und kommentiert. Damit wäre vorweg genommen, dass es keine Rückkehr für die Astronauten in dieser Geschichte gibt.
Der Haupthandlung selber beschäftigt sich mit dem Anbohren der Eisschicht des Mondes, um im sich darunter befindenden Ozean nach Leben zu suchen. Dabei wird man fündig. Positiv bemerkenswert ist, dass das gefundene Leben nicht in Form eines sabbernden und Zähne fletschenden Alien als Gruselschocker daher kommt. Vielmehr ist es eine hoch entwickelte Spezies, die zwar mutmaßlich die Besatzungsmitglieder nacheinander reduziert, aber irgendwie nicht negativ, gruselig daher kommt.
Man kann es dem einheimischen Lebewesen nicht übel nehmen, wenn jemand ungefragt in seine Wohnung einsteigt, sich nicht auskennt, und dann als störend empfunden wird. Bei der Gestaltung der außerirdischen Lebensform hätte ich mir etwas mehr Kreativität gewünscht. Hier bricht sich wieder die uralte Klischeevorstellung Bahn, dass Meeresungeheuer irgend etwas mit Kraken zu tun haben müssen. Der große Gänsehaut-Gruselschock stellt sich nicht ein. Das ist aber vermutlich auch nicht die Absicht der Produzenten gewesen.
Phantastisch gelungen sind die Landschaftsszenerien auf Europa mit Jupiter im Hintergrund. Schade, so etwas hätte man gerne länger und auch auf der großen Kinoleinwand gesehen.
Bei der Gestaltung des Raumschiffes haben die Produzenten sehr viel Wert auf Machbarkeit und reale Technik gesetzt. Die technische Darstellung erscheint schlüssig. Das ist auch zu erwarten, hatte man sich unter anderem Beratung von NASA, JPL und SpaceX eingeholt.
Sehr interessant für Raumfahrt-Fans ist das beigefügte Bonusmaterial der deutschen Ausgabe. Raumfahrer.net steuerte hier zwei Fachbeiträge bei.
Fazit: Der Film ist solide gemacht und verzichtet auf blutrünstige Schockerszenen. Die gezeigte Technik basiert auf einem schön anzusehenden schlüssigen Konzept. Leider ist er in seiner Machart nichts für das breite Publikum. Er wird aber bestimmt seine Fangemeinde finden.
Für Freunde der Planetenforschung und der bemannten Raumfahrt ist dieser Film auf alle Fälle empfehlens- und ansehenswert!