Vom 5. April bis zum 30. Juni 2019 widmet sich das Kunsthaus Zürich einem weltbewegenden Ereignis – der Mondlandung. Die Ausstellung ist ein Streifzug durch die Geschichte künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Mond. Ausgehend von der Romantik liegt ihr Schwerpunkt in der Kunst der Gegenwart. Eine Pressemitteilung des Kunsthaus Zürich.
Quelle: Kunsthaus Zürich.
Ein Kunstwerk empfängt die Besucherinnen und Besucher bereits in der Eingangshalle – die flauschige Rakete ist ein Objekt von Sylvie Fleury. Das 1997 geschaffene Werk deutet an, dass die Ausstellung die Jubelfeiern zum 50. Jahrestag der Mondlandung mit Humor und durchaus kritisch hinterfragt. Anhand von 200 Exponaten besetzt das Kunsthaus Themen wie Topografie, Mondlicht und -schatten, mediale Inszenierungen und Schwerelosigkeit.
BLICK VOM MOND – REISE INS UNGEWISSE
Die Mondlandung am 20. Juli 1969 war ein weltweit beachtetes Ereignis. Zum ersten Mal gab es Bilder von der Erde! Einige der ausstellenden Künstler waren euphorisiert. Sie produzierten heldenhafte Darstellungen und repräsentieren die Technik- und Fortschrittsgläubigkeit ihrer Zeit. Andere sahen die Menschheit bedroht. Aus 384.000 km Entfernung wirkt der Blaue Planet verletzlich und klein – ganz im Gegensatz zu den grossen Egos seiner Bewohner. Kuratorin Cathérine Hug hat diese Spannung geschickt inszeniert. Der Betrachter trifft auf Himmelskarten, auf romantisierende Gemälde, auf Propaganda konkurrierender politischer Systeme während des Kalten Krieges, sachliche Fotografien und fiktionale Filmszenen. Er durchwandert Installationen und lernt assoziativ die Vielfalt künstlerischer Auseinandersetzungen mit dem Mond im Verhältnis zu unserer Erde kennen. Nicht wenige Künstlerinnen und Künstler halten mit ihren Werken dem Erdenbürger einen Spiegel vor.
SKURRILES TRIFFT RARES, UTOPIE AUF REALITÄT
Neue Arbeiten sind von Liam Gillick, Nives Widauer und Anna Meschiari zu sehen, Lena Lapschina erweitert ein bestehendes Werk. Skurriles – wie das winzige «Mondmuseum» (1969) von Forrest Myers mit Werken von Andy Warhol, Claes Oldenburg, David Novros, Robert Rauschenberg und John Chamberlain, oder der selbstspielende Flügel von Katie Paterson trifft auf Rares: die im Werk «Moon Golem» (2009) von Amalia Pica wiedergegebene Tafel mit den Namen verstorbener Astronauten und Kosmonauten ist tatsächlich auf dem Mond abgesetzt worden und bis heute dort.
VON DAHL ÜBER MUNCH BIS WARHOL UND FLEURY
Liam Gillick – der normalerweise als Maler, Bildhauer und Konzeptkünstler für Furore sorgt – hat für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung den Audioguide verfasst. Dieser führt durch die vom Kunsthaus gesetzten Themen: «Helden und Antihelden», «Mondlicht», «Inszenierung der Raumfahrt» bis hin zu «Medialer Hype», dem Buzz jener Tage, als der kleine Schritt des Neil Armstrong zu einem grossen Sprung für die Menschheit wurde, aber bereits mit dem Sputnik-Schock und Juri Gagarin in der Sowjetunion begann. Auf dem Weg begegnen wir Füssli, Munch oder von Werefkin, Meisterinnen und Meistern, die von der Eroberung des Weltraums nur träumen konnten, sowie Zeitzeugen wie dem Weltraumspaziergänger Alexei Leonow, dessen subjektive Sicht einer dokumentarischen gegenübersteht. Turner-Preisträger Yinka Shonibare reflektiert mit einigen Jahrzehnten Abstand zu dieser Zeitenwende die Anziehungs- und Abstoßungskraft zwischen den Welten neu, indem er das Thema weißer Hegemonialbestrebungen auf dem Mond und Parallelen zur Kolonisierung mittels in Waxprints gekleideten Afronauten ironisch hinterfragt. Ein weiterer Turner-Preisträger, Darren Almond, ist mit drei Werkzyklen prominent vertreten und geht der Bedeutung des Mondes für die Menschheit bis zurück in die Steinzeit nach.
ERSTMALS ZU HÖREN: GESPRÄCH ZWEIER ASTRONAUTEN
Forschung, Technik und Kultur spannen anlässlich dieses Jubiläums zusammen. Und so gelingt es dem Kunsthaus, Leihgaben aus aller Welt nach Zürich zu holen – darunter bisher unveröffentlichte Beiträge – wie Sonia Leimers künstlerische Verwertung des aufgezeichneten Gesprächs zweier Raumfahrer, die sich im All über den Blauen Planeten unterhalten. Oder die Fotografien von der Erde, erstellt vom Astronauten William Anders, der sich seitdem als Künstler verstehen könnte. Zu den bedeutenden Leihgebern gehören The Archive of the Russian Academy of Sciences (ARAS), die Moskauer Tretyakov-Galerie, die Berlinische Galerie, das Max Ernst Museum Brühl, die Tate, die UBS Art Collection, die Zabludowicz Collection in London, und private Leihgeber.
KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER IN DER AUSSTELLUNG
Darren Almond, Paweł Althamer, Kader Attia, Knud Andreassen Baade, John Baldessari, Peder Balke, Hans Baluschek, Rosa Barba, Guido Baselgia, Alan Bean, Nuotama Frances Bodomo, R. Buckminster Fuller, René Burri, Coop Himmelb(l)au, Johan Christian Dahl, Niki de Saint Phalle, Robert Delaunay, Sǿren Engsted, Brian Eno, Max Ernst, Nir Evron, Camille Flammarion, Sylvie Fleury, Lucio Fontana, Johann Heinrich Füssli, Galileo Galilei, Liam Gillick, Douglas Gordon, Romeo Grünfelder, Ingo Günther, Michael Günzburger, Richard Hamilton, Hannah Höch, William Karel, Philipp Keel, Albert von Keller, Yves Klein, Kiki Kogelnik, David Lamelas, Fritz Lang, Lena Lapschina, Sonia Leimer, Alexei Leonow, Zilla Leutenegger, René Magritte, Hiroyuki Masuyama, Georges Méliès, Pierre Mennel, Anna Meschiari, Cristina de Middel, Jyoti Mistry, Gianni Motti, Edvard Munch, Forrest Myers, Friedrich Nerly, Katie Paterson, Amalia Pica, Robert Rauschenberg, Hans Reichel, Thomas Riess, Pipilotti Rist, Ugo Rondinone, John Russell, Michael Sailstorfer, Peter Schamoni, Giovanni Segantini, Yinka Shonibare MBE, Roman Signer, Andrej Sokolov, Nedko Solakov, Pamela Phatsimo Sunstrum, Konstantin Ziolkowsky, Oliver van den Berg, Stan VanDerBeek, Vladimir Dubossarsky & Alexander Vinogradov, Andy Warhol, Marianne von Werefkin, Nives Widauer und andere.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum. Sie wird unterstützt von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst. Weitere Gönner sind die Truus und Gerrit van Rimsdijk Stiftung und Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Nach Zürich wird «Fly me to the Moon» im Museum der Moderne in Salzburg gezeigt.
PUBLIKATION
Im Katalog (Snoeck Verlag, Köln) schreiben James Attlee, D. Denenge Duyst-Akpem, Walter Famler, Liam Gillick, Cathérine Hug, Ulrich Köhler, Tristan Weddigen über den Mond und seine «Eroberung» aus kulturwissenschaftlicher, technischer, ethnologischer oder künstlerischer Perspektive.
BEGLEITPROGRAMM: FILME, DISKUSSIONEN, FÜHRUNGEN
«Kubrick, Nixon und der Mann im Mond», Filmvorführung und anschließendes Gespräch mit Regisseur William Karel und Ausstellungskuratorin Cathérine Hug
Mittwoch 17. April 2019, 20–22 Uhr. Auf Englisch.
Ort: Kino Kosmos , Lagerstrasse 1004, 8004 Zürich
«Weltraumrecht: Wo stehen wir in Zukunft?» Diskussion mit Prof. Dr. Kai-Uwe Schrogl, Head of the Strategy Department at ESA (Paris) und weiteren Gästen.
Donnerstag 9. Mai 2019, 18–20 Uhr. Auf Deutsch.
Ort: Kunsthaus Zürich, Vortragssaal
Neben Führungen durch die Ausstellung und Workshops wird «Fly me to the Moon» von weiteren Veranstaltungen begleitet – unter anderem mit Elisabeth Bronfen (Professorin UZH English Department), Sylvie Fleury (Künstlerin), Ulrich Koehler (Planetengeologe, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Berlin), Wolf D. Prix (Coop Himmelb(l)au), Guido Schwarz (Swiss Space Museum), Arthur Woods (Space Artist).
EINE AUSSERIRDISCHE PARTY
Marsmännchen und Mondgöttinnen merken sich den Mond-Ball vor, der am 11. Mai stattfindet. Der Vorverkauf startet im Februar. Anfang April werden auch die anderen Angebote auf www.kunsthaus.ch veröffentlicht und über Soziale Medien verbreitet.
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1, CH–8001 Zürich, Tel. +41 (0)44 253 84 84, www.kunsthaus.ch
Fr–So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr. Montags geschlossen. Feiertage: Ostern 19.–22. April, 1. Mai, 30. Mai, Pfingsten 8.–10. Juni 10–18 Uhr.
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