Der nach seinem Start auf einer Rokot-Rakete am 1. Februar 2011 in einem nicht vorgesehenen Orbit ausgesetzte russische militärische Erdvermessungssatellit wird seine Aufgaben nicht erfüllen können. Nach dem Ausfall eines Systems zur Sonnenorientierung an Bord des Raumfahrzeugs wird die Mission als endgültig gescheitert betrachtet.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Interfax, JSC ISS, Kommersant, Roskosmos.
Am 1. März 2011 meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax, dass es nach Problemen infolge des Ausfall eines Systems zur Sonnenorientierung nicht mehr gelang, das Raumfahrzeug wieder einsatzfähig zu machen. Mitte vergangener Woche sollen die Probleme mit der Kontrolle der Ausrichtung des Satelliten begonnen haben. Kommersant berichtete am 2. März 2011, der Satellit rotiere unkontrolliert, was darauf zurückzuführen sei, dass die Solarzellenausleger nicht in der Lage waren, den zum Betrieb des Satelliten und seiner Sensorsysteme erforderlichen Strom zu erzeugen.
Seit dem Aussetzen durch die Bris-KM-Oberstufe der Trägerrakete war GEO-IK-2 Nr. 11 in einem Orbit mit einem Apogäum von rund 1.021 und einem Perigäum von rund 369 Kilometern über der Erde unterwegs, statt wie geplant auf einer annähernd kreisförmigen Bahn in rund 1.000 Kilometern Höhe. Angesicht der Bahnparameter war klar, dass der Satellit allenfalls eingeschränkt seinen ursprünglichen Einsatzzweck würde erfüllen können. Die aktuelle Umlaufbahn ist auch Grund für die eingeschränkten Fähigkeiten der beiden Solarzellenausleger des Satelliten, seine System mit Strom zu versorgen.
Ein Radiohöhenmesser namens Sadko von Thales Alenia Space, ein Dopplersystem, ein Entfernungsmesser, ein optischer Reflektor für Laserlicht und ein System zur Bereitstellung einer synchronisierten Zeitbasis sollte die Erstellung eines hochgenauen geodätischen Koordinatensystems unterstützen. Die Drift der Kontinentalplatten sollte der von Reschetnjow Informational Satellite Systems gebaute Satellit mit dem Erzeugniscode 14F31 und der alternativen Typbezeichnung Mousson 2 bestimmen können, ebenso die Rotationsgeschwindigkeit der Erde und die Lage der Pole.
1982 hatte die Sowjetunion mit dem Aufbau eines militärischen geodätischen Systems begonnen. 1994 wurde der zunächst letzte Erdvermessungssatellit gestartet und ab 1999 blieben Aktualisierungen der Daten des geodätischen Systems aus. GEO-IK-2 Nr. 11 sollte als erster eines neuen Satellitenpaares frische Messdaten sammeln, um Russlands militärisches geodätisches System auf einen aktuellen Stand zu bringen.
Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass es noch einmal gelingt, Verbindung zu dem Satelliten aufzubauen. Möglicherweise beleuchtet die Sonne die Solarzellenausleger bei einer zufällig günstigen Lage des Satelliten im Raum so lange, dass zur Kommunikation mit dem Raumfahrzeug erforderliche Systeme hochfahren. Auf einen stabilen Betrieb von GEO-IK-2 Nr. 11 zu hoffen, entbehrt jedoch jeder vernünftigen Grundlage.
GEO-IK-2 Nr. 11 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 37.362 bzw. als COSPAR-Objekt 2011-005A.