Baden-Württemberg setzt im Weltraum auf Ökologie. Eine Presseinformation des Industrie- und Handelskammertags e.V. Baden-Württemberg.
Quelle: Industrie- und Handelskammertag e.V. Baden-Württemberg 1. Dezember 2023.
1. Dezember 2023 – Weltraumtechnik kann einen bedeutenden Beitrag zur Ökologie leisten. Baden-Württemberg als THE aerospace LÄND zeigt sich dabei als Vorreiter. Deutlich wurde das bei der Preisverleihung der Green Späce Awards, die jetzt vom Business Incubation Centre der europäischen Weltraumagentur ESA (ESA BIC Baden-Württemberg) vergeben wurden.
Fünf Studententeams und neun ganz unterschiedliche Startups hatten es bei der Green Späce Challenge 2023 in die Endauswahl geschafft. Bei der Preisverleihung der drei Green Späce Awards im Stuttgarter Fernsehturm standen die landestypischen Tugenden “Kehrwoche” und “Sparen” im Mittelpunkt. Dass Weltraumtechnik ein „Game-Changer“ für ganze Branchen sein kann, machte Johannes Schwörer, Vizepräsident der IHK Reutlingen, bei seiner Begrüßung deutlich. „Der Stuttgarter Fernsehturm war der erste Stahlbeton-Fernsehturm der Welt. Diese bauliche Innovation war Wegbereiter für eine weltweite Turmbauwelle. Fernsehtürme sind in ihrer Funktion aber längst durch Kommunikationssatelliten ersetzt worden.“
Die Preisträger
Beim Studentenwettbewerb der Green Späce Challenge konkurrierten fünf Teams. Als Sieger ging CUPID hervor: Bahar Karahan, Leon Habermalz und Paul Haufe vom Studiengang Luft- und Raumfahrttechnik der Universität Stuttgart entwarfen ein innovatives Konzept zur Beseitigung von inaktiven Satelliten aus dem Orbit. Die hohe Fachkompetenz der drei Studierenden überzeugte die Jury. Das sogenannte ‚de-orbiting kit‘ soll bei zukünftigen Missionen zum Standard werden. Für die weitere Umsetzung stehen bereits Partner bereit. Die viel genutzten Erdumlaufbahnen bekommen durch CUPID damit etwas verspätet die längst notwendige schwäbische Kehrwoche.
Um zwei weitere Preise – den Green Späce Investor Award und dem Green Späce Audiance Award – konkurrierten junge Startups. Zehn Investoren und Business Angels kürten das aus ihrer Sicht lukrativste Geschäftsmodell. Den Green Späce Investor Award erhielt das Karlsruher Startup FastCast Ceramics GmbH. Keramik bietet bei extremen Beanspruchungen sehr viele Vorteile gegenüber anderen Werkstoffen. Die Anzahl der Schritte und die Dauer der Herstellung von Keramikbauteilen konnte von dem Team, bestehend aus Moritz Weiß, Wolf Wedel und David Menne, zunächst in der Wissenschaft mit neuen Ansätzen deutlich reduziert und die Leistungsfähigkeit der Keramik entscheidend verbessert werden. Nun machen sich die drei Gründer daran, diese Erkenntnisse in die Herstellungsprozesse der Keramikindustrie zu überführen.
Der Green Späce Audiance Award ging an das Startup InSpacePropulsion Technologies GmbH aus Steinenbronn im Landkreis Böblingen. Ein im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR entwickelter Treibstoff hat deutliche Effizienzvorteile gegenüber den seit den 1960er Jahren eingesetzten herkömmlichen Antriebsstoffen von Raketen. Eine grüne Technologie ist es zudem, da auch der Ausstoß von giftigen und für die Umwelt schädlichen Abgasen vermieden wird. Lukas Werling und Felix Lauck beschreiten mit diesem Geschäftsmodell den Weg von der Wissenschaft in die wirtschaftliche Umsetzung.
Über den Preis
Die Green Späce Awards wurden zum zweiten Mal vergeben. Der erste Green-Späce-Award ging 2021 an Sebastian Klaus von der ATMOS Space Cargo GmbH aus Rheinmünster bei Baden-Baden. Bei der diesjährigen Preisverleihung stellte er das Projekt ‚EVA‘ vor. Gemeinsam mit der Yuri GmbH aus dem oberschwäbischen Meckenbeuren und der bayrisch-schwäbischen Rocket Factory Augsburg RFA realisiert er eine flexible Alternative zur internationalen Raumstation ISS für die Mikrogravitationsforschung und als kleine eigenständige Produktionsstätte im Weltraum. Der Low-Cost-Ansatz passt natürlich wunderbar zum schwäbischen Markenkern “Sparen”. Und: Vergleicht man die beiden Alternativen zur Ermöglichung von Produktion im Weltraum, so ist die Einsparung von Ressourcen bei der Lösung mit EVA im Vergleich zur ISS enorm.
Baden-Württemberg hat sich als „THE aerospace LÄND“ im Bereich Green Späce die Vorreiterrolle zum Ziel gesetzt. Die Möglichkeiten zur Nutzung von Weltraumtechnologien für Umwelt- und Klimaschutz sowie Ressourceneffizienz sind vielfältig. Viele Studententeams und Startups aus Baden-Württemberg sehen darin ihre Chance und gehen diese beherzt an.
ESA BIC in Baden-Württemberg
Das ESA BIC Baden-Württemberg, das Business Incubation Centre der europäischen Weltraumagentur ESA, wurde 2018 gegründet und wird seither von der IHK Reutlingen betrieben. Mit diesem Accelerator Programm werden Gründerinnen und Gründern in ganz Baden-Württemberg gefördert, die zur Verwirklichung ihres Geschäftsmodells Weltraumtechnik einsetzen. Zudem fördert das ESA BIC mit dem Ideenwettbewerb Green Späce Challenge auch Frühphasen-Projekte, die sich noch in der konzeptuellen Phase befinden.
Über 70 in ganz Baden-Württemberg ansässige Startups haben das Programm seither durchlaufen. Den größten Schwerpunkt der inkubierten Startups bildet mit Abstand die ökologische Nachhaltigkeit – der Bereich, der mit Green Späce umschrieben wird – gefolgt vom Bereich Gesundheitswirtschaft. Europaweit gibt es 29 ESA BICs.
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