GSAT 11 zum Testen in Indien

Der große indische Kommunikationssatellit GSAT 11 war nach Problemen mit dem Stromversorgungssystem von GSAT 6A von Kourou in Französisch Guayana nach Indien zurücktransportiert worden. Die in Bengaluru angesetzten Tests sollten am 17. Mai 2018 abgeschlossen werden.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: ISRO.

ISRO
GSAT 11 – Illustration
(Bild: ISRO)

Eigentlich war vorgesehen, GSAT 11 zusammen mit einem weiteren Kommunikationssatelliten im Mai 2018 an Bord der Ariane-5-Rakete mit der Flugnummer VA243 in den Weltraum zu transportieren. Nachdem der am 29. März 2018 von Indien aus gestartete Kommunikationssatellit GSAT 6A wegen eines Problems mit seinem Stromversorgungssystems im Verlauf einer Abfolge von Bahnanhebungsmanövern ausgefallen war, entschied die indische Weltraumforschungsorganisation (ISRO), GSAT 11 zunächst weiteren Tests zu unterziehen. Möglicherweise hat ein Kurzschluss an Bord von GSAT 6A im Verein mit möglicherweise versagenden Schutzschaltungen Leitungen zerstört, und so zum Verbindungsabbruch mit dem Satelliten geführt – Raumfahrer.net berichtete.

Die Ariane-5-Mission VA243 ist zurückgestellt. Der nächste Ariane-5-Flug wird einer mit vier Galileo-Navigationssatelliten sein und trägt die Flugnummer VA244. Der nächste Start eines indischen Kommunikationssatelliten könnte nach derzeitigem Stand der von GSAT 29 sein. Nach aktuellem Planungsstand soll GSAT 29 im Juni oder Juli 2018 auf Indiens größter Trägerrakete, der GSLV MkIII, ins All gebracht werden. Wegen der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung der GSLV MkIII trägt diese Mission die Flugnummer D2 – das D steht für Development. Hinsichtlich des Starts von GSAT 11 steht die ISRO weiter in Kontakt mit Arianespace. Ein neues Startdatum wurde bisher nicht öffentlich kommuniziert.

ISROs Vorsitzender Dr. Kailasavadivoo Sivan legte gegenüber der Times of India Wert auf die Feststellung, man habe GSAT 11 nicht nach Indien zurückgeholt, weil er einen bestimmten Fehler habe, sondern um in zusätzlichen Tests seine Fehlerfreiheit noch einmal zu bestätigen.

Die neuerlichen Tests fanden wieder im Satellitenzentrum der ISRO (ISRO Satellite Centre, ISAC) in Bengaluru statt. Auf dem Programm standen Temperatur- und Vakuumtests sowie insbesondere zusätzliche Überprüfungen der elektrischen Systeme von GSAT 11.

GSAT 11 ist auf ISROs neuem Satellitenbus I6K aufgebaut. Die Auslegungsdauer des Satelliten mit einer Leermasse von 2.573,5 Kilogramm und einer Startmasse von mindestens 5.775 Kilogramm beträgt 15 Jahre. Die Stromschienenspannung an Bord beträgt 70 Volt. Das Stromversorgungssystem des Satelliten besteht aus zwei jeweils 13,324 Meter langen Solarzellenauslegern aus jeweils fünf Paneelen mit Advanced Triple Junction (ATJ) Zellen. Jedes der Paneele ist 3,3 Meter x 2,1 Meter groß. Ihre gemeinsame Fläche beträgt rund 69,3 Quadratmeter. Die beiden Ausleger sollen zusammen maximal 14 Kilowatt elektrische Leistung bereitstellen können. Am Ende der Auslegungsbetriebsdauer (EOL) sollen es noch 13,6 Kilowatt sein. Ganz am Anfang, wenn der Satellit in einer Übergangsbahn unterwegs ist, erwartet man von den beleuchtbaren Oberflächen der zusammengefalteten Ausleger an den Seiten des Satelliten rund 1.560 Watt elektrische Leistung.

Der Speicherung elektrischer Energie an Bord dienen zwei vom ISAC entworfene und gebaute Lithium-Ionen-Akkumulatorensätze namens 4Px16S mit Speicherzellen vom französischen Hersteller SAFT. Jeder Akkusatz hat eine Masse von rund 96 Kilogramm, eine Speicherkapazität von 180 Amperestunden und besteht aus 64 Zellen des Typs VES180SA.

Werden die Solarzellenausleger ausreichend beleuchtet, erfolgt die Regelung der Stromschienenspannung durch einen sogenannten Fixed Switching String Shunt Regulator (FS3R). In Betriebsperioden mit ungenügender oder ohne Sonneneinstrahlung übernimmt die Regelung der Stromschienenspannung der Akkuladeregler namens Battery/Battery Discharge Regulator (BDR). Für GSAT 11 müssen die Akkus in Zeiträumen mit schwierigen Lichtverhältnissen über eine Periode von 1,2 Stunden pro Tag zuverlässig eine Leistung von mindesten 8,2 Kilowatt bereitstellen können.

Damit GSAT 11 nach dem Start die vorgesehene Betriebsposition im Geostationären Orbit erreichen kann, wurde er mit einem 440 Newton starken Apogäumsmotor vom Typ AR 250 (auch 250 AR) ausgestattet. Dieser wie auch eine Anzahl kleiner Triebwerke an Bord (8x 22 Newton, 8x 10 Newton) arbeitet mit Monomethylhydrazin (MMH) und einer Mischung aus Stickstoffoxiden (MON-3) als Oxidator.

Treibstoff und Oxidator – zusammen etwa 3.194 Kilogramm – werden in zwei jeweils 1.450 Liter fassenden Tanks gespeichert, die im Zentralrohr des Satelliten montiert sind. Der MMH-Vorrat beträgt 1.205 Kilogramm, der des Oxidators 1.989 Kilogramm. Acht Kilogramm Druckgas (das Edelgas Helium) unter einem Maximaldruck von 250 bar zur Treibstoffförderung ist in drei jeweils 67 Liter fassenden Tanks mit einer Leermasse von 15,2 Kilogramm gespeichert.

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