„Hauptstart des Jahres“: Luna-25 – Russland schickt erste Sonde zum Mond

Experten schätzen Erfolgsaussichten auf 50 bis 80 Prozent ein. Ein Beitrag von Gerhard Kowalski.

Quellen: GK Roskosmos, NPO Lawotschkin, Moskauer Staatliche Universität für Geodäsie und Kartografie (MIIGAiK ), Institut für Weltraumpolitik, TASS, RIA Nowosti.

Wostotschny: Sojus-2.1b hat gezündet. (Videostill: Roskosmos)
Wostotschny: Sojus-2.1b hat gezündet. (Videostill: Roskosmos)

Wostotschny, 11. August 2023 – Das postsowjetische Russland hat am Freitagmorgen seine erste Mondsonde gestartet. Luna-25 stieg um 01:10 Uhr deutscher Zeit an der Spitze einer Sojus-2.1b-Trägerrakete mit einer Fregat-Oberstufe vom Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet auf, teilte die GK Roskosmos mit. Die Sonde werde in etwa viereinhalb Tagen am Mond ankommen. Die Landung beim Boguslawsky-Krater am Südpol des Erdtrabanten solle um den 20. August stattfinden. Die wissenschaftliche Mission werde etwa ein Jahr dauern.

Die Medien feiern das Ereignis als den „Hauptstart des Jahres“. Die offizielle Nachrichtenagentur TASS betonte, mit der Sonde kehre man ein knappes halbes Jahrhundert nach der sowjetischen Vorgänger-Mission Luna-24 von 1976 auf den Mond zurück. Doch diesmal komme man, um dort zu bleiben. Zudem sei die Mission ein wichtiger Zwischenschritt auf dem späteren Weg zur Mars.

Stufentrennung: Abwurf der Außenblöcke. (Videostill: Roskosmos)
Stufentrennung: Abwurf der Außenblöcke. (Videostill: Roskosmos)

Luna-25 soll die erste Station werden, die am Südpol des Mondes landet. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Technologien für die weiche Landung zu erarbeiten. Dazu soll der gesamte Abstiegsprozess umfassend gefilmt werden, um anhand der Aufnahmen ein möglichst genaues Modell des dortigen Bodenreliefs und der Exosphäre erstellen zu können. Der stellvertretende wissenschaftliche Leiter des Projekts, Igor Mitrofanow, sagte, damit leiste man „Pionierarbeit“. Denn jüngste Forschungen hätten ergeben, dass es in den Polarbereichen des Mondes Wassereis gebe, das für die künftige Erschließung des Erdtrabanten „nützlich“ sei.

Die Erfolgsaussichten der Mission werden allerdings sehr unterschiedlich eingeschätzt. Der Astronom Wladimir Surdin geht von lediglich 50 Prozent aus. Er begründete das mit seinen Zweifeln an der „technischen Komponente“ und dem Zielgebiet des Projekts. So seien jetzt neue Technologien und neue Ingenieure am Werke, sagte er. Außerdem sei es schwieriger, die Sonde zum Südpol als zum Äquator zu schicken. Der Chef des Instituts für Weltraumpolitik, Iwan Moissejew, verweist insbesondere auf die Probleme allein mit der Flugbahn, die es zu meistern gelte. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die diesbezüglichen Misserfolge Indiens und Israels.

Luna-25 auf Fregat-Oberstufe. (Videostill: Roskosmos)
Luna-25 auf Fregat-Oberstufe. (Videostill: Roskosmos)

Der Pressedienst der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) Lawotschkin, die die Sonde und auch alle ihre Vorgänger ab Luna-9 gebaut hat, sieht die Chancen der Mission indes optimistisch bei „nicht weniger als 80 Prozent“. Das Hauptproblem sei die Masse gewesen, die durch die Tankvorgaben beschränkt sei, sagte Chefkonstrukteur Pawel Kasmertschuk. Deshalb habe man durch eine große Zahl neuer technischer Lösungen die Masse der gesamten Konstruktion und aller Bordgeräte reduzieren müssen. Vorsichtig hatte sich dagegen auch der Generaldirektor der GK Roskosmos, Juri Borissow, in einem Gespräch mit Präsident Wladimir Putin geäußert. Er sprach von einer nur 70-prozentigen Erfolgsrate.

Gerhard Kowalski

Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum:

Nach oben scrollen