HTM: Fragment-Rakete entsteht im Museum Peenemünde

Neues Großexponat für kommende Dauerausstellung. Eine Presseinformation des HTM Peenemünde.

Quelle: HTM Peenemünde 26. Juni 2024.

26. Juni 2024 – Im Januar 2023 hatte im Historisch-Technischen Museum Peenemünde (HTM) nach umfangreichen Vorbereitungen die Umsetzungsphase für eine neue Dauerausstellung begonnen, und damit ein wichtiger Abschnitt in der Weiterentwicklung des Museums.

Derzeit arbeiten Mitarbeiter des Museums und des Planungsbüros an einem neuen Großexponat für die kommende Dauerausstellung. Aus im Museumsbestand vorhandenen Originalteilen von A4 („V2″) -Raketen soll eine „Fragment-Rakete“ entstehen. Die Bauteile stammen vorwiegend von verschiedenen Entwicklungsstufen und Testreihen, die in der historischen Fläche der Peenemünder Versuchsstellen gefunden wurden. Den größten Teil der Fragmente hat ein lokaler Verein in den 1990er Jahren zusammengetragen mit dem Ziel, die Geschichte der Versuchsstellen aufzuarbeiten. Andere Teile fand der Munitionsbergungsdienst bei Arbeiten an Verdachtspunkten und übergab sie an das Museum. Für die neue Installation werden die Fragmente nun nach historischen Plänen so angeordnet, wie sie in einer kompletten Rakete verbaut worden wären. Das Museum konserviert diese materiellen Zeugen der Peenemünder Geschichte dabei in ihrem Fundzustand, um alle Aspekte ihrer Geschichte zu bewahren. Der Zustand der Objekte spiegelt somit ihre jeweilige Geschichte zwischen Herstellung, Nutzung und ihrem Vergehen wider.

A4/V2-Fragmentrakete in Peenemünde. (Bild: HTM)

Doch wie kann eine solche Installation zusammengefügt sein? Kann der genaue Aufbau einer Rakete nachgestellt werde, und ist das mit verbogenen Fragmenten überhaupt möglich? Kann eine solche Installation vollständig sein? Verschiedene Ansätze werden derzeit diskutiert und ausprobiert.

Alle Arbeiten finden dabei für Museumsbesucher transparent in der Turbinenhalle des Peenemünder Kraftwerkes statt, zusätzliche Informationstafeln erläutern das Projekt. Die „Fragment-Rakete“ wird später den Auftakt und Abschluss des Rundgangs in der neuen Dauerausstellung bilden, einen Punkt, an dem sich Besucherinnen und Besucher auf die Ausstellung einstimmen und sie reflektieren können. Die Installation soll eine Aura der Vergänglichkeit ausstrahlen, die die Wirkung der Propagandafilme und -fotos der sogenannten „Vergeltungswaffen“ aus heutiger Sicht dekonstruiert. Die Objekte stehen sinnbildlich für die Idee, einen Ort der Forschung zur militärischen Überlegenheit zu schaffen: Von dem Vorhaben, mit revolutionär neuen Waffen den Krieg zu gewinnen, ist in Peenemünde eben nur dieser verbogene und verrostete Stahl übriggeblieben.

Das HTM dokumentiert seit seiner Eröffnung im Jahr 1991 die Geschichte der Peenemünder Versuchsanstalten zwischen 1936 und 1945 und konnte bereits über 6,5 Millionen internationale Besucher begrüßen. In den vergangenen Jahren hat das HTM neue Perspektiven auf die Geschichte entwickelt. Im Mittelpunkt stehen der historische Ort und die gesellschaftlichen Strukturen, innerhalb derer er aufgebaut und betrieben wurde. Die noch sichtbaren Gebäude und Objekte sind dabei der Ausgangspunkt der Betrachtung. Durch sie werden Umfang und Aufwand der Vorhaben deutlich. Das Erkenntnisinteresse liegt aber auf den Akteuren vor Ort und ihren Handlungen. Sowohl der Ort selbst wie auch die dort Arbeitenden, insbesondere die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, waren Ressourcen für die Rüstungsprojekte. Der enorme Einsatz von Material, Personal und Finanzen lenkt den Blick konsequenterweise auf übergeordnete Fragestellungen.

Die Geschichte der Rüstung für den Zweiten Weltkrieg soll in der neuen Dauerausstellung auch in darüber hinausreichende Strukturen der Moderne eingeordnet werden. Indem die technischen und kulturellen Kontinuitäten von Peenemünde in der Nachkriegszeit vorgestellt werden, wird die Bedeutung von technischen „Innovationen“ für moderne Gesellschaften diskutiert. Auch die im Laufe der Jahrzehnte sich wandelnden Interpretationen Peenemündes werden ein Thema sein.

Die Neugestaltung wird mit 10 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert.

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