ILA Space Day – einen Tag Raumfahrt

Die Raumfahrt ist natürlich während der ganzen ILA vertreten, aber mit dem Space Day soll ja die Raumfahrt einen besonderen Stellenwert auf der ILA erhalten. So wurden u.a. in vier Panel-Diskussionen mit viel Prominenz präsentiert, die solche Veranstaltungen sicher auch gerne nutzen, ihre Message öffentlich zu machen.

Ein Beitrag von Thomas Bruksch. Quelle: Besuch der ILA.

T. Bruksch
Orion-Display auf dem Gelände
(Bild: T. Bruksch)

Das Konzept des Messeauftritts kennt man schon aus früheren ILAs – ein Highlight am Eingang, diesmal die Orion mit dem europäischen Servicemodul, ein aufwendig inszenierte Halle mit Exponaten und die sich daran anschließenden Messestände von DLR und Raumfahrtunternehmen. Mein letzter Besuch einer ILA zeigte den ESA Lunar Lander, der ja gestrichen wurde. Geht es allen Projekten so, die so prominent vor dem Space-Pavillion ausgestellt werden?

Thomas Reiter ist wohl zu Recht stolz, mit der NASA-Kooperation in der bemannten Exploration einen europäischen Fuß in der Tür zu haben und gewissermaßen den Motor des Systems beisteuern zu können. Dennoch sind die technischen wie auch organisatorischen Herausforderungen und Voraussetzungen nicht gerade optimal, den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen.

Im Space Pavillion fanden dann die Diskussionsrunden statt. Vieles von den Themen ist von den Verantwortlichen und in Medien bereits diskutiert worden. Vor Ort bekommt man dann doch ein Gefühl, welche Fragen und Interessenkonflikte zwischen den Beteiligten noch abzuarbeiten sind.

– Erdbeobachtung und Telekommunikation- Wettbewerb und Wachstum

– Die Zukunft des Träger Geschäfts – Kommerzialisierung vs. institutionelle Beschaffung- Bemannte Raumfahrt – Forschung im All für die Erde

Erdbeobachtung und Telekommunikation sind der Anwendungsbereich der Raumfahrt, liefern mit den unterschiedlichsten Satelliten schöne Bilder, viele Messwerte und Dienste. ESA Direktor Volker Liebig gestand jedoch auch ein, dass dieser Bereich weitgehend öffentlich finanziert ist und weit mehr finanzielle Mittel in Europa erhält (ca. 915 Mio. €) als z.b. die bemannte Raumfahrt (ca. 370 Mio. €). Er kündigte an, dass die übernächste ESA-Ministerkonferenz 2016 sich mit der weiteren Finanzierung befassen wird.

T. Bruksch
Panel-Diskussion
(Bild: T. Bruksch)

Frau Zypries, Koordinatorin für Luft- und Raumfahrt im Bundesministerium für Wirtschaft, vertritt die politische Seite als öffentlicher Auftraggeber für die Raumfahrtindustrie, die unterstützt wird von DLR-Chef Wörner. Dordain verwies darauf, dass heute die Zukunft in 5 Jahren gestaltet wird, die die Verantwortlichen heute (bzw. auf der ESA-Ministerratskonferenz) entscheiden. Frau Zypries äußerte sich ua. begeistert von SpaceX als ein sehr innovatives und unternehmerisches Unternehmen und stellte die Frage gerichtet an die Industrie, warum das nicht auch in Europa möglich ist.

Dahinter steht natürlich der Wunsch, Raumfahrt in Europa billiger zu machen. Zypries forderte Verbesserungen und Kostenvorteile bei der Ariane 5. Und Deutschland erklärt gegenüber der ESA gleich formell, dass man nicht mehr Geld für die Trägerentwicklung zur Verfügung stellen wird. 2015-2024 soll die Budgethöhe wie bisher bei etwa 850 Mio € liegen. Naja, auch diese Vorgehensweise ist nicht besonders neu, innovativ oder innovationsfreundlich. Der Auftraggeber ist sozusagen durch seine Auftragsvergabe zu 50% für die Strukturen verantwortlich, die er vorfindet.

T. Bruksch
Orion-Mockup mit europäischem Servicemodul
(Bild: T. Bruksch)

Die von der Industrie vorgeschlagene Konzentration auf weniger Standorte stellte DLR-Chef Wörner in Frage und verwies dabei auf das Beispiel der Airbus Flugzeugproduktion. Er verwies sicher zu Recht darauf, dass es ein europäisches Projekt bleiben sollte. Evert Dudok als Vertreter der Industrie schien da jedoch anderer Meinung zu sein. Immerhin brachte Herr Wörner Europa ins Spiel mit einem 20-Euro Schein der Europa als Satellitenfoto zeigt, so dass jeder von uns ein bisschen Raumfahrt in der Tasche hat.

Hinsichtlich der Zusammenarbeit zwischen den ISS-Partnern war die ILA wohl noch nicht der Zeitpunkt und die Gelegenheit, die Beteiligten ins Gespräch zu bringen oder die Situation zu verändern. Immerhin schärft die Diskussion die Frage um die Zukunft der ISS und die Frage des danach.

Nach der ESA-Ministerratssitzung 2012 hatte man sich geschworen, den Verhandlungsstress nicht noch einmal zu erleiden und die Zeit von 2 Jahren bis Ende 2014 für eine Einigung zu nutzen. Nach 1,5 Jahre sieht es aber noch nicht danach aus, dass man politische Fortschritte gemacht hat und die Zahl der Baustellen eher wächst.

Aber Abseits der politischen Zukunftsgestaltung ist die ILA in jedem Fall ein Event und Treffpunkt, wo man alles sehen und (das meiste) anfassen kann, was fliegt.

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