ISS-Besatzung mit umfangreichem Arbeitsprogramm

Die Langzeitbesatzung arbeitete in dieser Woche erneut mit beiden Roboterarmen, bereitete den russischen Ausstieg Nr. 28 vor, entlud das HTV 2 und arbeitete in Sojus-TMA 01M. Weiter erfolgte eine Bahnanhebung, Progress-M 07M wurde beladen und die Zeitpläne während der STS-133-Mission besprochen. (Newsbild: Catherine Coleman im Kibo-Modul)

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, DLR.

NASA-TV
Die EP wird in das HTV 2 zurück transferiert
(Bild: NASA-TV)

Am Wochenanfang fanden erneut Robotikarbeiten an der ISS statt. Die leere Transportpalette (Exposed Pallet = EP) wurde zum HTV 2 zurück transferiert. Scott Kelly, Paolo Nespoli und Catherine Coleman lösten dafür mit dem japanischen Roboterarm die EP von der japanischen Außenplattform JEF und übergaben diese an den Stationsarm Canadarm2. Mit diesem wurde die EP in den drucklosen Transportraum vom HTV 2 geschoben und befestigt. Der Stationsarm wurde anschließend in die Parkposition zum Umsetzen von HTV 2 am 18. Februar gefahren. Für diese, in der nächsten Woche stattfindende Robotiktätigkeit, rekalibrierte Paolo Nespoli eine entsprechende Kamera. Der Pressurized Logistics Carrier (PLC), also der unter Druck stehende Frachtraum von Kounotori 2, wie das HTV von japanischer Seite genannt wird, wurde von der Besatzung fast vollständig entladen und alle Frachtteile zur ISS transportiert.
Im russischen Segment der ISS starteten Oleg Skripotschka und Dmitri Kondratjew mit den Vorbereitungen zu ihrem zweiten Weltraumausstieg. Ziel dieses am 16. Februar stattfindenden Außeneinsatzes ist es, den Mikrosatelliten „Kedr“ auszusetzen, das radiometrisches System RK-21-8 und das Molnija-Gamma-Experiment an einer URM-D-Arbeitsplattform anzubauen und anzuschließen. Weiterhin sollen zwei Materialproben-Paneele vom Sarja-Modul geborgen und eine russische Fußhalterung vom Swesda-Modul gezielt ins All entsorgt werden. Die beiden russischen Raumfahrer besprachen dafür den zeitlichen Ablauf mit den Spezialisten am Boden und bereiteten ihre Ausrüstung im Schleusenmodul Pirs vor. Zwischenzeitlich stellte Paolo Nespoli US-Equipment für den russischen Außeneinsatz zusammen. In der zweiten Wochenhälfte bereiteten Oleg Skripotschka und Dmitri Kondratjew ihre Orlan-MK-Raumanzüge für den Ausstieg vor. Sie arbeiteten an den erneuerbaren Elementen der Anzüge, führten Dichtigkeits- und Kommunikationstests durch und prüften die Schnittstellen im Schleusenmodul Pirs. Alexander Kaleri bereitete Progress-M 09M für die Zeit während der Außenmission vor. Dazu wurden dessen Luke geschlossen, das ist nötig, um Pirs während der Außenbordarbeit als Luftschleuse nutzen zu können.

NASA
Scott Kelly arbeitet am Combustion Integrated Rack
(Bild: NASA)

Kommandant Scott Kelly verwendete ein Teil seiner Zeit zur Einrichtung des Combustion Integrated Racks, einem Experimentenschrank zur Erforschung von Verbrennungsvorgängen in der Schwerelosigkeit. Es ist damit möglich, flüssige, tröpfchen- oder gasförmige Kraftstoffe zu verbrennen und die Abgase wissenschaftlich auszuwerten. Zusätzlich kann in der Verbrennungskammer ein fast vollständiges Vakuum oder ein Überdruck für den Versuchsablauf erzeugt werden. Scott Kelly ersetzte eine Verteilerflasche, einen Befestigungsarm, zwei Nadeln für die Kraftstoffzufuhr und einige kleinere Bauteile, diese entnahm er dem Ersatzteilfundus der Station. Nachdem alles von Verbrennungsrückständen gereinigt war, konnten die Frontklappe sowie die oberen und unteren Türen verschlossen werden. Damit wurde die Bereitschaft des Combustion Integrated Racks für eine nächste Forschungsreihe hergestellt.

Oleg Skripotschka hatte die Aufgabe, in der Rückkehrkapsel von Sojus-TMA 01M die Software der Neptun-Konsole zu erneuern. Anschließend führte er einen Test der neuen Software und der vier am 2. Februar installierten Mikro-Ampermetern der Schalttafeln durch. Diese neuen Mikro-Ampermeter stellen eine Backup-Funktion zur Verfügung, um das Raumfahrzeug beim Wiedereintritt zu kontrollieren. Beim Anflug von Sojus-TMA 01M im Oktober 2010 hatte es ein Problem mit einem Analog-Digitalwandler gegeben, so dass damals einige Werte auf der Neptun-Konsole der Rückkehrkapsel nicht angezeigt werden konnten. Die am Mittwoch erfolgte Bahnanhebung der Station durch die Triebwerke von Progress-M 07M erhöhte die durchschnittliche Umlaufbahn um 0,9 km auf 352,3 Kilometer, die Brenndauer betrug 263 Sekunden. Weiterhin verbrachte Alexander Kaleri etwas Zeit damit, den erwähnten Progress-Transporter mit Müll und nicht mehr benötigter Ausrüstung zu beladen.

NASA
Catherine Coleman arbeitet im Schleusen-Modul Quest
(Bild: NASA)

Paolo Nespoli und Catherine Coleman führten in dieser Woche eine Abstimmungskonferenz zu STS 133 mit den Spezialisten der Bodenstation durch. Dabei wurde der Frachttransfer während der Dockingphase und die anstehenden US-Weltraumausstiege besprochen. Weiterhin hatten beide die Aufgabe, die auf der Station befindlichen amerikanischen Raumanzüge EMU (Extravehicular Mobility Unit) zu warten. Dabei wurden die Batterien der EMU’s geladen und CO2-Filter ausgewechselt. Ebenso fand eine Reinigung der Schläuche des Anzugkühlsystems statt, um es von Bakterien und anderen schädlichen Rückständen zu befreien. Zwei der EMU’s sollen bei den Ausstiegen während der Discovery-Mission verwendet werden. Zusätzlich wurden Ausrüstungsgegenstände und Außenbordwerkzeuge für die kommenden Ausstiege der Shuttle-Besatzung im Schleusenmodul Quest gesichtet und vorbereitet.
In dieser Woche begann Paolo Nespoli mit seiner ersten SOLO-Reihe (Sodium Loading in Microgravity). SOLO ist eine vom DLR-Institut für die Raumfahrtmedizin in Köln geführte Studie zur Erforschung des Knochenschwundes in der Schwerelosigkeit. Dabei untersuchen Mediziner das Zusammenspiel von Knochen- und Muskelstoffwechsel mit den Faktoren Ernährung, Salz- und Flüssigkeitshaushalt von Raumfahrern. Genutzt wird dafür das Cardiolab als Teil des European Physiology Modules (EPM) im Columbus-Labor und SLAMMD (Space Linear Acceleration Mass Measurement Device), ein Gerät zur Masseermittlung von Menschen im All. Paolo Nespoli absolviert nun die erste von zwei sechstägigen SOLO-Diäten. Dabei muss er von Tag 1 bis 5 speziell angefertigte Mahlzeiten zu sich nehmen, der sechste Tag ist Diät-frei. Bei der ersten Diätreihe enthalten die Mahlzeiten einen normalen Salzgehalt, die zweite Reihe hingegen beinhaltet geringe Salzmengen. Dadurch lassen sich Vergleichswerte ermitteln, einem hohen Salzgehalt im Essen werden die negative Eigenschaft nachgesagt, im All die Abnahme der Knochendichte zu beschleunigen. Die neuen Erkenntnisse könnten direkten Einfluss auf weitere und längere Raumflüge haben.

Mittlere Bahnhöhe der ISS am 12.02.2011:

352,2 km bei einem Höhenverlust von 47 Metern in den letzten 24 Stunden

Zukünftige Ereignisse:

  • 16. Februar, russischer Weltraumausstieg 28 von Oleg Skripotschka und Dmitri Kondratjew
  • 18. Februar, Umsetzen des HTV 2 „Kounotori“ nach Harmony-Zenit
  • 20. Februar, Progress-M 07M verlässt die ISS
  • 23. Februar, ATV-2 „Johannes Kepler“ erreicht die ISS

Raumcon:

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