ISS: Wartung, Wissenschaft und Ausstiegsvorbereitung

Viele der Arbeiten in dieser Woche haben mit dem Ausstieg der Raumfahrer Juri Lontschakow und Michael Fincke am 11. März zu tun. Aber auch die baldige Ankunft der Discovery hat Einfluss auf das Tagesprogramm.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.

Zu den Vorbereitungen auf den 21. ISS-Ausstieg unter russischer Leitung wurden Aufräum- und Reinigungsarbeiten im Schleusenmodul Pirs sowie im Durchgangsabteil des Servicemoduls Swesda durchgeführt, Belastungstests vorgenommen und die Orlan-Raumanzüge (Nummer 26 und 27) überprüft. Dazu gehört die Kontrolle des Füllstandes der Kühlflüssigkeit, die Druckprüfung der Atem- und Hilfsgase, das Aufladen der Batterien, die Dichtheitskontrolle des Anzuges, eine allgemeine Sichtprüfung sowie das Testen der Kommunikation und Beleuchtung. Außerdem wurde der Kopplungsmechanismus zwischen Pirs und dem angekoppelten Versorgungsraumschiff Progress-M 66 installiert und die Luke geschlossen.

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Mike Fincke arbeitet mit dem Component Repair Equipment
(Bild: NASA)

Weitere Aufgaben betrafen das Fotografieren bestimmter Regionen der Erde im Auftrag der russischen Umweltschutzbehörde EKON, das Ausfüllen eines Erhährungskontrollbogens, Hörtests sowie ein weiterer Durchgang bei der Simulation von Reparaturarbeiten mit dem Component Repair Equipment, bei dem einzelne elektronische Bauteile von einer Platine abgelötet und durch andere ersetzt werden. Dabei sollen möglichst keine schädlichen Substanzen in die Stationsluft gelangen.

Im Rahmen einer medizinischen Routineüberprüfung wurde das Wadenvolumen der drei Raumfahrer gemessen und der Body Mass Index bestimmt. Da eine normale Waage in der Schwerelosigkeit nicht funktionieren würde, verwendet man ein besonderes Gerät. Auf einem Tragbalken schnallt man sich fest und wird dann in rhytmische Auf-und-ab-Bewegungen versetzt. Die Messung der Masse läuft dann computergesteuert über die Bestimmung des Trägheitsmoments.

Vorbereitungs-, Wartungs- und Routinearbeiten betrafen unter anderem das Fluid Science Laboratory und das BioLab im Columbus-Modul der ESA, den Total Organic Carbon Analyzer, den Commercial Generic Bioprocessing Apparatus 5 und die Fluids & Combustion Facility im US-Labor Destiny, ein Kopplungshilfsystem und die Cell Biology Experiment Facility in Kibo sowie den Hygienekomplex, den Sauerstoffgenerator Elektron 2 und die außenbords anzubringende Experimentiereinrichtung Expose-R in Swesda. Letztere enthält Proben von Pflanzensamen, Pilz- und Bakteriensporen und sollte ursprünglich während eines Ausstieges im Dezember 2008 an der Außenhaut von Swesda installiert werden. Dabei stellte sich aber heraus, dass eine Datenübertragungseinheit nicht korrekt funktionierte. Nach deren Reparatur soll das ESA-Experiment nun beim außerplanmäßigen Ausstieg in der nächsten Woche aufgebaut werden.

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Die gegenwärtige Besatzung der ISS
(Bild: NASA)

Erwähnenswert sind noch ein Experiment zur Messung der Flammtemperatur verschiedener Substanzen, bei der erstmalig Rauch entsteht (SPICE), ein medizinisches Training, bei dem es um intravenöse Notfall-Infusionen ging (Crew Health Core System), der Test eines transportablen Lab-on-a-Chip-Systems zur Erkennung von Bakterien, Hefen und Schimmel, Fototraining in Vorbereitung auf das Rotation Pitch Manouver der Discovery in der nächsten Woche und eine Amateurfunk-Fragestunde mit Schülern einer australischen Grundschule.

Die Erdbeobachtung und Fotografie (Crew Earth Observation) konzentrierte sich in dieser Woche auf den vulkanischen Archipel der Kergulen im indischen Ozean, Heard Island südlich Madagaskar, den Villarrica-Vulkan in Chile, ein Korallenriff bei der Palmerston Insel im Südpazifik, den Vulkan Soufiere in Frankreich sowie Aerosole über Addis Abeba (Äthiopien), Sao Paulo und Rio de Janeiro (Brasilien), Lagos (Nigeria) und dem Kwanza-Bassin (Angola).

Und zum Schluss: Juri Lontschakow feierte am Mittwoch seinen 44. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch auch von uns! Allerdings war dieser Tag für Juri ein ganz normaler Arbeitstag, bis auf die Videokonferenz mit Familienmitgliedern und ein paar kleine Geschenke.

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