Jules Verne: Antriebsproblem überwunden

Beim europäischen Raumtransporter Jules Verne trat nach dem Bilderbuchstart am vergangenen Sonntag ein Problem im Antriebssystem auf, das jedoch mittlerweile erfolgreich beseitigt werden konnte.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

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Jules Verne im Erdorbit.
(Grafik: ESA)

Nach dem Erreichen der vorläufigen Umlaufbahn hatte die Flugkontrolle im „ATC Control Center (ATV-CC)“ im französischen Toulouse Daten des Bordcomputers von

Jules Verne erhalten, die einen Druckunterschied in zwei Treibstofftanks des Transportraumschiffes (ATV) anzeigten. Daraufhin wurde ein Teil des Antriebssystems vorübergehend deaktiviert. Der Hauptantrieb des ATV besteht aus vier separaten Antriebssträngen, die jeweils eines der vier Haupttriebwerke mit je 490 Newton Schubkraft (entspricht ca. 49 Kilogramm Gewicht) versorgen. Von der Deaktivierung war nur einer der vier Antriebsstränge betroffen, so dass drei von vier Haupttriebwerken immer noch voll funktionsfähig waren.

Eine Elektronikbox, die einen Teil des ATV-Antriebssystems kontrolliert, war offensichtlich ausgefallen. In einer aufwendigen Aktion wurden Softwarekommandos zur Reaktivierung dieser Box entwickelt und in der Nacht zu Dienstag zum Raumtransporter.

In den kommenden Tagen wird die ATV-Missionskontrolle in Toulouse den europäischen Raumtransporter in eine Position rund 2.000 Kilometer vor und 5 Kilometer unterhalb der ISS bringen. Dort wird Jules Verne übertragen. Danach erfolgte die Abschaltung des kompletten ATV-Antriebssystems und anschließend die schrittweise Reaktivierung der vier Antriebsstränge, bis zuletzt das komplette System wieder den nominalen Betriebszustand erreicht hatte. Um 15.54 Uhr sowie um 17.06 Uhr wurden mit der erfolgreichen Zündung der vier Haupttriebwerke die ersten Schritte unternommen, um die gegenüber der Internationalen Raumstation (ISS) niedrigere Umlaufbahn anzuheben. Am heutigen Nachmittag stehen zwei weitere Triebwerkszündungen zur weiteren Orbitanhebung auf dem Programm.

Jules Verne die derzeit laufende Shuttle-Mission STS-123 abwarten, die nach gegenwärtiger Planung am 26. März zuende gehen wird. Die Zeit bis dahin wird jedoch nicht ungenutzt bleiben: Geplant sind Tests und Demonstrationen des ATV-Lagekontrollsystems sowie der Fähigkeit des Raumschiffes, Flugmanöver im Orbit auszuführen. Weiterhin steht eine Demonstration des ATV-CC auf dem Programm, Jules Verne mit Hilfe des ATV-eigenen GPS-Systems im Orbit zu navigieren. Wichtigster Programmpunkt während der kommenden zwei Wochen wird jedoch die Demonstration von Kollisionsvermeidungsmanövern durch das ATV sein – eine wichtige Fähigkeit, um im Ernstfall jede Gefährung für die ISS ausschließen zu können.

Nach Ende der laufenden Shuttle-Mission wird Jules Verne mehrere Rendezvous-Tests absolvieren und sich schrittweise immer mehr der Internationalen Raumstation nähern. Für den 3. April ist dann schließlich das Andocken an das russische ISS-Modul Swesda geplant, wodurch Jules Verne für rund ein halbes Jahr Bestandteil der Internationalen Raumstation werden wird.

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