Kaituozhe 1

Sie ist Chinas geheimnisvollster Träger: die Kaituozhe 1 wird neben ihren offiziellen Starts noch mit mehreren Versuchen des chinesischen Militärs in Verbindung gebracht.

Autor: Daniel Maurat.

Geschichte

Eine KT 1 auf der Startrampe.
(Bild: CASIC)

Die Geschichte dieses Trägers beruht, wie bei vielen anderen Trägerraketen, auf militärischen Entwicklungen: 1965 entschloss sich die chinesische Regierung, die Erforschung von Feststofftriebwerken für strategische Raketen zu starten. 1975 wurde dann die Mittelstreckenrakete Dong Feng 21 (chin. für Ostwind) in Auftrag gegeben. Diese war zweistufig ausgelegt und sollte einen Sprengkopf mit einem Gewicht von 600 kg über 1.700 km weit transportieren. Diese Rakete basiert auf der U-Bootrakete Jialiang 2, wobei sie aber vom Land aus gestartet wird. Dabei war die Rakete so ausgelegt, dass sie mobil von einem speziellen LKW aus gestartet werden konnte. 1985 erfolgte schließlich der erste Testflug der neuen Rakete. 1991 begann man schließlich mit der Stationierung der Rakete.

In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren begann man mit einer Reihe von Weiterentwicklungen. So entwickelte man zunächst die DF 21A, welche eine gesteigerte Reichweite von 2.700 km hatte und nun auch eine größere Treffsicherheit hatte als der Vorgänger. 1995 begannen die Testflüge und schon ein Jahr später war sie im Einsatz.

Auf Basis dieser Rakete begann man dann im Jahr 200 einen Träger für kleine Nutzlasten zu entwickeln. Man nahm eine DF 21A und setzte zwei neu entwickelte Stufen auf die Mittelstreckenrakete. Die dafür zuständige Firma war die eigens neu gegründete Space Solid Fuel Rocket Carrier Corporation. Schon zwei Jahre später, also im Jahr 2002, stand die neue Rakete auf der Rampe. Sie bekam den Namen Kaituozhe 1 (chin. für Forscher, auch KT 1). Das ist für eine chinesische Rakete untypisch, da sie (bis auf eine Ausnahme, nämlich der FB 1) alle den Namen Langer Marsch bekamen.

Eine weitere Besonderheit der KT 1 ist, dass sie, ohne optionale Viertstufe, auch als Antisatellitenwaffe genutzt wird. Man vermutet im Westen, dass mit solch einer KT 1 am 11. Januar 2007 der chinesische Wettersatellit abgeschossen wurde.

Technik

Die KT 1 ist eine DF 21A mit zwei zusätzlichen Oberstufen. Da die DF 21 ieine aktive Mittelstreckenrakete der chinesischen Streitkräfte, sind die technischen Daten nur spärlich:

  • Die Erststufe, auch als FG-04 bekannt, ist eine Erststufe der DF 21A. Sie ist 5,8 m lang und hat einen Durchmesser von 1,4 m. Ihr Startgewicht ist nicht bekannt, genauso wie die Brenndauer und der Schub der Stufe. Man weiß aber, dass sie über vier Düsen verfügt, ähnlich der amerikanischen Minuteman-Interkontinentalrakete. Sie nutzt einen Festtreibstoff, wobei unbekannt ist, welcher genau genutzt wird.
  • Die Zweitstufe, als FG-05 bezeichnet, ist eine Zweitstufe der DF 21. Sie ist 1,7 m lang und hat einen Durchmesser von 1,4 m. Auch ihr Startgewicht ist, wie bei der Erststufe, nicht bekannt. Wie die Erststufe besitzt sie vier Düsen, wobei die Brenndauer und der Schub der Stufe nicht bekannt sind. Auch sie nutzt als Treibstoff einen Festtreibstoff, wobei nicht bekannt ist, welcher genau genutzt wird.
  • Die Drittstufe, die SpaB 100, ist eine Neuentwicklung für die KT 1. Sie ist 3 m lang und hat einen Durchmesser von 1 m. Ihr Startgewicht ist nicht bekannt. Ihr Triebwerk liefert einen Schub von 161,5 kN bei einer Brenndauer von 292 Sekunden. Sie nutzt einen nicht näher spezifizierten Festtreibstoff zum Antrieb.
  • Die Viertstufe, auch als OM 1 bekannt, ist eine Kickstufe, mit der die Nutzlast auf seinen Orbit kommt. Sie ist 1 m lang und hat einen Durchmesser von 60 cm. Ihr Startgewicht ist nicht bekannt. Sie leistest für 280 Sekunden Brenndauer einen Schub von 7,1 kN. Als Treibstoff nutzt man einen Festtreibstoff

Starts

Bisher startete die KT 1 offiziell (Stand: Oktober 2011) lediglich zweimal, je einmal 2002 und 2003. Beide Starts liefen dabei schief und ihre Nutzlasten schafften es nicht in die Umlaufbahn. Als Startplatz nutzte man dabei in beiden Fällen den Weltraumbahnhof Taiyuan in der Provinz Shanxi, etwa 500 km westlich von Peking. Bei beiden Starts verlor man je einen Kleinsatellit vom Typ PS.

KT 1 als Antisatellitenwaffe

Den vielleicht berühmtesten Einsatz hatte die KT 1 am 11. Januar 2007. An diesem Tag schoss China seinen ausrangierten Wettersatelliten Feng Yun 1C (der beim Erststart der CZ 4B 1999 gestartet wurde) im Weltraum ab. Dadurch bildete sich eine große Trümmerwolke auf dem stark frequentierten polaren und sonnensynchronen Orbit. Diese erhöhte Gefahr für andere Satelliten, die nun durch diese Trümmerwolke fliegen müssen, (was in etwa so ist, als würde man mit einer Schrotflinte beschossen werden, die sehr weit streut) führe zu starken Protesten von allen anderen Weltraumstaaten, einschließlich Japan, Russland, Europa und der USA. Dieser Antisatellitentest (ASAT-Test) war eine Machtdemonstration Pekings, die Spuren hinterließ. Nun war der Welt klar, dass China die Technologie für ASAT-Waffen hatten (zuvor nur Russland und die USA) und diese auch im Notfall einsetzen würden.

Zukunft

Über die Zukunft des Trägers ist im Westen nicht viel bekannt, doch gehen Experten davon aus, dass die KT 1 in nächster Zukunft weiter die Haupt-ASAT-Waffe Pekings bleiben wird. Es gibt aber eine Reihe von Weiterentwicklungsvorschlägen, wobei man im Westen nicht sicher ist, ob sie nun in der Entwicklung sind oder doch nur Konzepte blieben. Dieses Konzept ist die KT 2-Familie. Sie basieren auf den beiden Interkontinentalraketen DF 31 und DF 41. Die KT 2, auch als KT 1A bekannt, nutzt die Erststufe der DF 31 / 41 in Verbindung mit einer neuen Zweitstufe und der Drittstufe der KT 1. Die KT 2A, auch als KT 1B bekannt, nutzt als Erststufe die Erststufe der DF 31 / 41, wird aber beim Start von zwei neu entwickelten Boostern unterstützt. Die Zweitstufe stammt direkt von der DF 41, während die Drittstufe wieder die Drittstufe der KT 1 ist. Sie sollen so eine größere Nutzlast in den Weltraum bringen können.

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