Die Russische föderale Satellitenkommunikationsgesellschaft (Russian Satellite Communications Company, RSCC) hat am 1. Dezember 2015 Express-AM 8 vom Hersteller Reschetnjow übernommen und mit dem kommerziellen Einsatz des Raumfahrzeugs begonnen.
Autor: Thomas Weyrauch. Quelle: Reschetnjow, RSCC, Saft, Thales Alenia Space
Der Kommunikationssatellit Express-AM 8 – Startmasse 2.163 Kilogramm – wurde am 14. September 2015 in den Weltraum transportiert. Am 29. September 2015 hatte der Satellit nach Einsatz seiner elektrischen Triebwerke die geplante Testposition im Geostationären Orbit (GEO) bei 80,15 Grad Ost erreicht.
Mitte Oktober 2015 gab der Hersteller des Raumfahrzeugs bekannt, dass es zwischenzeitlich im All eine Reihe Tests erfolgreich hinter sich gebracht und die Testposition verlassen habe, um die Einsatzposition bei 14 Grad West im GEO anzusteuern.
Mittlerweile ist das als Nachfolger für Express-A 4 – seit dem 10. Juni 2002 im All – Auslegungsbetriebsdauer 7 Jahre – gedachte Raumfahrzeug an der vorgesehenen Position von 14 Grad West über dem Äquator südlich von Westafrika stationiert. Dort hat Reschetnjow Informational Satellite Systems mit Sitz in Schelesnogorsk nordöstlich von Krasnojarsk die Kommunikationsnutzlast und den raumflugtechnischen Teil des Satelliten intensiv getestet.
Die Konstruktion erfolgte auf Basis des Satellitenbusses Express-1000HTB bzw. Ekspress-1000NTB. Der Satellit wurde speziell auf die Direktausstrahlung von Radio- und Fernsehprogrammen sowie die Bereitstellung von leistungsfähigen Internetzugängen und Kommunikationsdiensten für mobile und stationäre Nutzer ausgelegt.
Thales Alenia Space (TAS) steuerte die Kommunikationsnutzlast mit einer Masse von 661 Kilogramm bei. Reschetnjow hatte sie Ende 2010 bei dem französisch-italienischen Luft- und Raumfahrtkonzern bestellt. Die kombinierte Nutzlastleistung liegt bei rund 5,88 Kilowatt.
Express-AM 8 besitzt nach Angaben seines Herstellers 42 gleichzeitig betreibbare Transponder für das C-, Ku– und L-Band. Mit ihrer Hilfe will RSCC Nutzer in Afrika, Europa, Lateinamerika, im Mittleren Osten und in Russland versorgen.
28 C-Band-Transponder mit einer Leistung von etwa 100 Watt sind an Bord, sie bedienen zwei Ausleuchtzonen, eine davon für Afrika, Europa und den Mittleren Osten, die andere für Lateinamerika. Drei Ausleuchtzonen können die rund 150 Watt starken Ku-Band-Transponder des Satelliten für Nutzer in den Bereichen Afrika und Mittlerer Osten, Europa und Mittlerer Osten sowie Lateinamerika und dem Osten der USA ansteuern.
Die drei L-Band-Transponder der Kommunikationsnutzlast sind der gesicherten Kommunikation russischer Regierungsstellen gewidmet.
Die Versorgung der Satellitensysteme mit elektrischem Strom übernehmen zwei Solarzellenausleger mit Galliumarsenid-Zellen von OAO NPP KVANT aus Moskau, die bei Betriebsende noch eine Gesamtleistung von 7,6 Kilowatt zur Verfügung stellen sollen. Gegebenenfalls sichern Lithiumionen-Akkumulatorensätze mit Zellen vom Typ Saft VS 180 aus Frankreich den unterbrechungsfreien Betrieb der elektrischen und elektronischen Systeme an Bord.
Zur Lageregelung und für Manöver zum Bahnerhalt besitzt Express-AM 8 elektrische, Xenon ausstoßende Triebwerke des Typs SPT-100 bzw. SPD-100 (СПД-100) vom russischen Konstruktionsbüro Fackel bzw. Fakel aus Kaliningrad.
15 Jahre lang will RSCC den Satelliten nun nutzbringend einsetzen, eine entsprechende Auslegungsbetriebsdauer wurde nach Herstellerangaben beim Bau berücksichtigt.
Express-AM 8 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 40.895 und als COSPAR-Objekt 2015-048A.
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