Mars Express: Ein Blick zurück

Die hochauflösende Stereokamera an Bord der europäischen Raumsonde Mars Express hat am 3. Juli bei einem Blick zurück Richtung Erde die ersten faszinierenden Aufnahmen gemacht.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA/DLR.

Aufnahme von Erde und Mond durch die HRSC -Kamera von Mars Express (Abstand Erde-Mond nicht maßstabsgerecht).
(Foto: ESA/DLR/FU Berlin)

Im Rahmen der laufenden Überprüfung der wissenschaftlichen Instrumente an Bord von Mars Express hat die in Deutschland unter Leitung von Prof. Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin entwickelte hochauflösende HRSC-Kamera Anfang Juli erste Aufnahmen gemacht. Die faszinierenden Bilder des Erde-Mond-Systems bestätigten den Wissenschaftlern, dass die Kamera die Erschütterungen und Vibrationen des Starts am 2. Juni gut überstanden hat.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme befand sich Mars Express bereits acht Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Trotz dieser enormen Distanz gibt das Foto die Farben der Erde realistisch wieder, so ist beispielsweise das intensive Blau des Pazifiks genauso gut zu erkennen wie die hellgrau-weißen Wolkenstrukturen. Das nun von der ESA veröffentlichte Foto wurde am Institut für Planetenforschung des DLR in Berlin-Adlershof bearbeitet und erstellt. “Das Bild und die in den Daten enthaltenen Informationen zeigen, dass die Kamera hervorragend funktioniert. Sie vermitteln einen guten Eindruck davon, was wir erwarten können, wenn die Sonde ihre Marsumlaufbahn in Höhen von nur 250 bis 300 Kilometer erreicht haben wird, nämlich dreidimensionale, farbechte Bilder mit sehr hoher Auflösung”, kündigte Gerhard Neukum an.

Die von der ESA veröffentlichte Aufnahme ist eine Kombination mehrerer Aufnahmen. Zunächst wurden zehn Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Erde mit dem so genannten Super Resolution Channel der Kamera angefertigt, mit dessen Hilfe später einmal Aufnahmen der Mars-Oberfläche mit rund zwei Metern Auflösung je Pixel gemacht werden sollen. Anschließend wurden Farbbilder mit etwa fünfmal niedriger Auflösung in den drei Farben blau, grün und rot mit dem Hochauflösenden Kanal der Kamera angefertigt. Dieses Prozedere erfolgte dann noch einmal für den Mond, und die daraus resultierenden vier Gigabit Bildinformationen wurden anschließend zur neuen ESA-Deep Space Empfangsstation New Norcia in Australien gesendet. Von dort aus gelangten die Bilddaten zuletzt zum Institut für Planetenforschung in Berlin, wo die Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen miteinander kombiniert und verrechnet wurden, bis das nun veröffentlichte Bild fertiggestellt war.

Neben der Aufnahme wurde auch ein erstes Spektrum des MEX-Instruments OMEGA veröffentlicht. Mit Hilfe von OMEGA soll später die molekulare und mineralogische Zusammensetzung der Marsoberfläche erforscht werden, zu Testzwecken wurde das Instrument nun jedoch aktiviert, um die Zusammensetzung der Erdoberfläche zu bestimmen. Dabei wurden alle relevanten Bestandteile der Erdatmosphäre wie Sauerstoff, Wasser, Kohlendioxid, Ozon und Methan erkannt. “Die anhand dieses Tests mit der Erde nachgewiesene Empfindlichkeit von OMEGA lässt darauf schließen, dass das Instrument selbst kleinste Wasservorkommen auf der Oberfläche und in der Atmosphäre des Mars aufspüren wird”, so Jean-Pierre Bibring vom Institut d’Astrophysique Spatiale in Orsay (Frankreich), Hauptexperimentator für OMEGA.
Die HRSC-Aufnahme sowie das OMEGA-Spektrum können Sie von dieser ESA-Newsmeldung aus in voller Größe betrachten, weitere HRSC-Bilder finden sich auf der Homepage des DLR-Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. Mehr zu den einzelnen Instrumenten von Mars Express erfahren Sie in unserem Artikel über den MEX-Orbiter auf den Seiten unseres Mars Express-Specials.

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