MSL-Verschiebung und neue Energiequellen

Die Verschiebung der Mission des Mars Science Laboratory und die Entwicklung neuer Radioisotopengeneratoren haben Auswirkungen auf die Planetenforschung der NASA.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: FuturePlanets, NASA.

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Mars Science Laboratory Rover der NASA
(Bild: NASA)

Aufgrund nicht ausreichender Tests einiger Hardwarekomponenten des MSL-Rovers entschloss sich die NASA, diese Mission von 2009 auf 2011 zu verschieben. Dadurch entstehen Zusatzkosten in Höhe von etwa 400 Millionen US-Dollar, die aus den Budgets von 2010 und 2011 gedeckt werden müssen. Außerdem kommt der neue Starttermin des MSL mit dem Start der Jupitersonde Juno in Konflikt. Beide Missionen sollen vom selben Startplatz aus auf den Weg gebracht werden. Möglicherweise muss MSL nun eine längere Route fliegen.

Auf einer Beratung des Planetary Science Subcommittee der NASA wurden verschiedene Optionen diskutiert, wie diese Deckung erfolgen kann. Zunächst will man die Missionen der nächsten Jahre unangetastet lassen. Die Missionen Juno (Start 2011), GRAIL (ebenfalls 2011) und MAVEN (2013) werden wie geplant fortgeführt. Zum einen würden deren Verschiebungen aufgrund der weitgehenden Fertigstellung der Sonden eher weitere Kosten verursachen als Einsparungen zu ermöglichen. Zum zweiten könnte MAVEN aufgrund des fortgeschrittenen Alters der gegenwärtig noch aktiven Marsorbiter als Relaisstation notwendig werden, obwohl die Treibstoffreserven beim Mars Reconnaissance Orbiter eine Funktionsdauer bis in die 2020er erwarten lassen können.

Auch an den Budgets für Planetenforschung und Analyse auf der Erde soll nicht geschraubt werden, um nicht die Abwanderung von Fachkräften zu begünstigen.

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Prinzipskizze eines ASRG
(Bild: NASA)

Zur Diskussion stehen die Kürzung der Reservemittel für die Juno-Mission, die Verschiebung des Auswahlverfahrens für weitere Missionen im Rahmen des Discovery-Programms und eine Verschiebung des Umstiegs von bisheriger Energietechnik für solarzellenungeeignete Umgebungen auf Radioisotopengeneratoren, deren Energieumwandlung über einen Stirling-Prozess erfolgt. Diese sogenannten Advanced Stirling Radioisotope Generators (ASRG) nutzen die Abwärme von Plutonium-238 zum Betrieb eines Stirling-Motors und sind dabei viermal effektiver (geschätzter Wirkungsgrad 28%) als bisherige Radioisotopengeneratoren (Wirkungsgrad 6,6 – 6,8%). Ein ASGR soll eine Energieausbeute von 6,7 kWh pro Tag erbringen. Allerdings ist bisher noch nicht ausreichend bekannt, welche Auswirkungen die durch den Motor erzeugten Vibrationen auf die Messtechnik einer derart versorgten Sonde hätten. Auf jeden Fall sind Änderungen im Sondendesign erforderlich. Die ASRG böten aber auch ein großes Einsparungspotenzial, da die knappen Plutoniumvorräte weltweit deutlich länger reichen würden.

Die Liste der möglichen Missionen jedenfalls liest sich überaus spannend. Hier einige Beispiele:

  • Mobiler Mondlander ExoMoon
  • Polarer Mondrover JEDI
  • Schwimmender Titanseeroboter Titan Mare Explorer (TiME)
  • Io-Vulkansonde Io Volcano Observer (IVO)
  • Jupiter-Lagrangepunkt-Trojaner-Lander Trojan Asteroid Mission
  • Kometenlander Comet Hopper (CHopper)
  • Kometen-Probensonde Comet Coma Sample Return Mission
  • Mars-Bohrer Kuklos
  • Venus-Atmosphärenballons Polar VALOR

Eine weitere Einsparungschance böte die Zusammenlegung der für 2016 geplanten Marssonden von NASA und ESA zu einem Raumfahrzeug.
Abzuwarten bleiben aber in jedem Falle mögliche Änderungen auf politischer Ebene. Am 20. Januar wird die NASA auf der Parade zur Amtseinführung von Barack Obama mit der STS-126-Crew und einem neu entwickelten Mondfahrzeug auftrumpfen.

Raumcon:

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