N-1

Während in Japan die ISAS ihre Raketen vom Typ My weiterentwickelte, begann die NASDA, US-Raketen in Lizenz für eigene Zwecke nachzubauen. Der erste Lizenzbau war dabei die auf der Delta basierende N-1.

Autor: Daniel Maurat.

Geschichte

Start der sechsten N-1 von Tanegashima.
(Bild: JAXA)

Am Ende der 1960er Jahre begann man in Japan, selber Nutzlastkapazitäten zu entwickeln, um unabhängig von anderen Raumfahrtnationen, so etwa der USA oder der UdSSR, zu sein und auch die eigene technische Überlegenheit gegenüber anderen asiatischen Staaten, vor allem gegenüber China, demonstrieren. Während eine der japanischen Raumfahrtagenturen, die ISAS (Institute of Space and Astronautical Science), dabei auf die in Japan entwickelten Feststoffraketen vom Typ Lambda und My setzte, verfolgte eine andere japanische Raumfahrtagentur, die NASDA (National Space Development Agency), eine ganz andere Strategie: um schnell von japanischem Boden Satelliten in den Weltraum und vor allem kommerziell in den geostationären Orbit (GEO) zu bringen, wolle die NASDA dafür nicht selber Großraketen mit flüssigen Treibstoffen als Antrieb, sondern einfach Trägerraketen aus den USA in Lizens nachbauen. Dazu unterschrieb die NASDA 1969 einen Lizensvertrag mit der US-Firma McDonnell Douglas, um die Delta L, welche in diesem Jahr ihren Erststart hatte, nachbauen zu dürfen. Die Produktion sollte dabei von Mitsubishi Heavy Industries übernommen werden.

Für die neue Rakete, wleche den Namen NASDA Launch Vehicle 1, also NLV-1 oder N-1 (nicht zu verwechseln mit der russischen Mondrakete N1, deren Existenz aber erst nach dem Ende des Kalten Kriegs publik wurde), beschloss die NASDA, ein neues Startzentrum zu bauen, um so von der ISAS und ihrem Startzentrum Kagoshima unabhängig zu sein. Man entschied sich dabei für den südlichen Teil der Insel Tanegashima südlich vor der japanischen Insel Kyshu, einer der vier Hauptinseln der japanischen Inselgruppe. Für die N-1 wurde auch ein neuer Startkomplex gebaut, der Launch Complex Osaki, auch LA-N genannt. Diese glich den Startkomplexen LC-17 in Cape Canaveral oder SLC-2W in Vandenberg.

Technik

Die N-1 verfügt über drei Stufen sowie über Startbooster:

  • Die Booster vom Typ Castor 2 wurden 1 zu 1 von der Delta L übernommen. Wie beim amerikanischen Original nutzte die N-1 drei dieser Feststoffmotoren als Antrieb. Ein Booster an sich war 7,57 m lang, hatte einen Durchmesser von 79 cm und wog voll betankt 4,47 t. Das Thiokol TX-354-5-Feststofftriebwerk, welches bei Nissan produziert wurde, lieferte einen Schub von 157 kN bei einer Brenndauer von 40 Sekunden. Als Treibstoff nutzte man den Festtreibstoff HTPB.
Eine N-1 auf der Startrampe kurz vor ihrem Start.
(Bild: JAXA)
  • Die erste Stufe vom Typ LTTA Thor war auch eine Kopie der amerikanischen Stufe. Sie wurde zur Startunterstützung mit drei Castor 2-Boostern ausgerüstet. Die von Mitsubishi Heavy Indutries produzierte Stufe war 21,43 m lang, hatte einen Durchmesser von 2,44 m und wog voll betankt 70,35 t, 20 t mehr als noch ihre Vorgängerinnen. Ein Rocketdyne MB-3-3-Triebwerk, welches lizensiert bei Ishikawajima produziert wurde, lieferte einen Schub von 765 kN (auf Meereshöhe) und brannte 215 Sekunden lang. Als Treibstoff nutze man RP-1, als Oxidator LOX.
  • Die Zweitstufe vom Typ Delta-E war wieder ein Lizensprodukt aus den USA. Die von Mitsubishi Heavy Industries produzierte Stufe war 7,45 m lang, hatte einen Durchmesser von 0,84 m und wog voll betankt 2,693 t. Das einzelne Aerojet AJ10-118D-Triebwerk, welches bei Mitsubishi gebaut wurde, lieferte einen Schub von 33,7 kN bei einer Brenndauer von 170 Sekunden. Als Treibstoff nutze man UDMH, als Oxidator IRFNA.
  • Die Drittstufe vom Typ Star 37N war kein Bestandteil der Delta L. Diese nutzte die Altair 3 dafür. Die von Nissan produzierte Stufe hatte eine Länge von 1,48 m, hatte eine Länge von 0,93 m und hatte voll betankt einen Gewicht von 800 kg. Das Triebwerk vom Typ Thiokol TEM-364-14 hatte einen Schub von 38,7 kN bei einer Brenndauer von 290 Sekunden. Als Treibstoff nutzte man den bewähren Festtreibstoff HTPB.

Starts

Die N-1 startete zwischen 1975 und 1982 insgesamt sieben Mal, wobei eine Mission fehlschlug. Dabei fand der Erststart zwei Jahre nach dem letzten Start einer Delta L statt, was den technischen Rückstatt dieser Rakete verdeutlichte. Als Nutzlasten wurden vor allem Technologiesatelliten gestartet, welche vor allem zu Kommunikationszwecken genutzt wurden.

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