Das US-amerikanische Verteidigungsministerium überlässt der NASA zwei zum Hubble quasi baugleiche Weltraumteleskope. Das unerwartete Geschenk könnte der NASA 250 Millionen Dollar sparen bei den angedachten Missionen zum Studieren dunkler Materie und extrasolarer Planeten.
Ein Beitrag von Klaus Donath. Quelle: Cosmiclog msnbc, spacenews.com.
Ganz unerwartet ist die Existenz von zum Hubble ähnlichen Teleskopen nicht, denn es stammt selbst aus einem Synergie-Projekt, basierend auf den amerikanischen KH-11-Spionagesatelliten. Der Spiegeldurchmesser der zwei überreichten Teleskope enspricht mit 2,4 Metern exakt dem des Hubble-Teleskops. Allerdings passt die Konstruktion in eine nur halb so lange Röhre. Damit einher geht ein deutlich kürzerer Fokus, was dem Teleskop ein etwa 100 Mal so großes Beobachtungsfeld gibt. Damit, und das bekräftigen Wissenschaftler, kann das Geschenk nicht das in Entwicklung befindliche Milliardenprojekt James Webb Space Telescope ersetzen.
Die Spiegel scheinen wie gemacht für eine großflächigere Beobachtung, um das Weltall nach Spuren dunkler Energie abzusuchen, einer mysteriösen Strahlung welche als Ursache für die beschleunigte Expansion des Universums gehandelt wird. Ein solches Teleskop könnte auch bei der Suche nach erdähnlichen Planeten behilflich sein oder Supernovae und andere astronomische Phänomene observieren. Vor einiger Zeit wurde eine zukünftige Strategie namens „New Worlds, New Horizons“ vorgestellt, deren Ziele mit den nun zur Verfügung stehenden Teleskopen und mit entsprechenden Instrumenten überwiegend erreicht werden können. Die Kosten der Gesamtmission wurden ursprünglich auf 1,6 Milliarden US-Dollar geschätzt und könnten durch die Nutzung der nun vorhandenen Hardware um 250 Millionen Dollar geringer ausfallen. Die beiden Spiegel sind voll weltraumtauglich und bereit für die Integration in eine Raumsonde.
Trotzdem fehlt noch einiges an Equipment, um ein vollwertiges Weltraumteleskop zu erhalten. So fehlt beispielsweise eine Kamera und auch sämtliche wissenschaftlichen Instrumente. Mit den beiden Spiegeln ist es also nicht getan. Die überlassenen Apparaturen sehen aus wie mit glitzernder Folie überzogene Röhren. Das Foto wurde allerdings an vielen Stellen geschwärzt, da es sich um Bauteile handelt, die ursprünglich für geheime Spionagesatelliten des Verteidigungsministeriums gefertigt wurden. Die Idee für den Transfer kam im Januar 2011, als ein Offizier vom NRO (National Reconnaissance Office) der USA bei der NASA anrief und ein entsprechendes Angebot unterbreitete. Zuerst musste evaluiert werden, ob sich die vorhandene Hardware sinnvoll für wissenschaftliche Zwecke einsetzen ließe. Nach zahlreichen Diskussionen gab es schließlich die Freigabe, mit dem Transfer fortzufahren.
Pro Jahr schätzt man die Lager- und Instandhaltungskosten auf 100.000 Dollar. Noch hat die NASA nicht das Budget bekommen für den direkten Beginn der Umbauarbeiten und man schätzt zur Zeit noch die zu erwartenden Kosten. Die beiden Teleskope könnten frühestens 2020 einsatzbereit sein, wenn Geld keine Rolle spielt. Aus Kostengründen erwägt die NASA aber den Ausbau nur eines der beiden überreichten Teleskope. In Zeiten knapper Kassen scheint das auch die wahrscheinlichere Variante zu sein, wenn überhaupt.
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