Neue ISS-Besatzung mit Brasilianer gestartet

Am 31. März 2006 startete eine neue Langzeit-Besatzung zur ISS. Mit an Bord ist der nun erste Brasilianer im All.

Ein Beitrag von Karl Urban und David Langkamp. Quelle: Space.com, Spaceflightnow, Wikipedia. Vertont von Julian Schlund.

Start von Sojus-TMA 8. (Bild: NASA/Bill Ingalls)

Die Expedition-13-Crew, bestehend aus dem russischen Kommandanten Pavel Vinogradov und Flugingenieur Jeffrey Williams, startete an Bord ihres Sojus-TMA-8-Raumfahrzeugs. Mit an Bord befand sich der brasilianische Testpilot Marcos Pontes. Er ist damit der erste Brasilianer im All. Der Start der Sojus-Kapsel war gleichzeitig der 100. bemannte Start vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan.
Williams und Vinogradov werden die Vorgängerbesatzung ablösen, die mit der noch an der Station angedockten Kapsel Sojus-TMA 7 und dem Kurzbesucher Pontes am 8. April wieder auf der Erde aufsetzen werden.

Die Expedition-13-Crew wird voraussichtlich im kommenden Juli durch einen weiteren Langzeitastronauten verstärkt: Der erfahrene deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter soll dann mit der Mission STS-121 zur Station gebracht werden. Damit wäre zum ersten Mal seit dem Columbia-Unglück wieder eine dreiköpfige Besatzung an Bord der Station. Der Absturz der Raumfähre am 1. Februar 2003 hatte die Shuttleflotte über zwei Jahre an den Boden gefesselt und so eine Reduzierung des Stationspersonals notwendig gemacht. Dieser Zustand dürfte bald überwunden sein, was sich vermutlich auch positiv auf die Forschungsaktivitäten an Bord der Station auswirken dürfte.

Wikipedia
Marcos César Pontes
(Bild: Wikipedia)

Marcos César Pontes
Marcos César Pontes wurde 1963 in der Stadt Bauru in Brasilien geboren. Nach seinem Abitur, welches er in der Abendschule erlangte, trat er 1981 der Akademie der brasilianischen Luftwaffe im Bundesstaat São Paulo bei. Dort studierte er Aeronautical Engineering (Luftfahrtechnik) und erhiehlt drei Jahre später seine Fluglizenz und einen Bachelor in Luftfahrttechnik.

Nach fünf Jahren als Pilot bei der Luftwaffe setzte er sein Studium am “Centro Tecnológico de Aeronáutica” (CTA) fort und hatte dort die Gelegenheit, eine Ausbildung zum Testpilot zu absolvieren. 1996 zog er dann in die Vereinigten Staaten um und machte an der Naval Postgraduate School einen Master in Systemtechnik.

Nachdem sich Brasilien entschlossen hatte, an der ISS mitzuwirken, begann Pontes im Sommer 1998 mit der Astronautenausbildung und absolvierte seine zweijährige Grundausbildung in Houston. Er wirkte schon früh an Bauteilen der ISS mit und führte Integrationstests durch. Außerdem ist er seit 2003 besonders als Ansprechpartner für Node 2 und das japanische Kibo Modul eingebunden.

Ursprünglich hätte Pontes schon früher zur ISS fliegen sollen – im Gespräch war ein Flug mit dem Shuttle 2001-2002. Aufgrund von Verzögerungen durch Budgetkürzungen, Problemen mit der brasilianischen Hardware und nicht zuletzt wegen der Columbia Katastrophe konnte sein Flug nicht früher stattfinden.

Brasilianischen Raumfahrt
Brasilien beschloss erst 1997, sich an der ISS zu beteiligen. Im Rahmen der Beteiligung sollten eigene Experimente entwickelt werden und ein Brasilianer zur ISS fliegen.

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