Orbcomm ohne AIS, QL3 ausgefallen

Ende 2010 hat der letzte von sechs im Sommer 2008 in den Weltraum transportierten Quicklaunch-Satelliten des M2M-Netzwerkbetreibers Orbcomm, QL 3, versagt.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Luxspace, OHB, Orbcomm.

ESA
Überwachung des globalen Schiffsverkehrs aus dem Weltraum – Illustration
(Bild: ESA)

Eine Rakete des Typs Kosmos 3M hatte am 19. Juni 2008 sechs auf dem gleichen Satellitenbus basierende Kleinsatelliten ins All gebracht. Orbcomm-QL1 bis QL5 waren Weiterentwicklungen des Orbcomm-CDS-Satelliten mit schwererer Kommunikationsnutzlast von der US-amerikanischen Orbital Sciences Corporation (OSC) und entstanden wie CDS 3, der zusammen mit den QL-Satelliten gestartet wurde, auf einem Sterch genannten Bus des russischen mittlerweile zu Chrunitschew gehörenden Herstellers NPO Poljot aus Omsk unter Führung der Bremer OHB-System.

Neben technischen Anlagen zum Empfang von Nachrichtenpaketen in Orbcomms M2M-Kommunikationsnetzwerk und deren Weiterleitung waren an Bord der Satelliten auch Geräte des Automatischen Identifikationssystems (AIS), einem System zur Überwachung des Schiffsverkehrs, das außerhalb der Reichweite terrestrischer AIS-Stationen um ein Weltraumsegment erweitert wird. CDS 3 speziell sollte der US-amerikanischen Küstenwache zur Kommunikation, Datenübertragung und Überwachung des internationalen Schiffsverkehrs dienen.

Bereits nach nicht einmal einem Jahr im All kam es zum Ausfall des ersten der sechs Satelliten (raumfahrer.net berichtete). Nach und nach versagte einer nach dem anderen. Weil sich zwischenzeitlich herausgestellt hatte, dass alle sechs Raumfahrzeuge den selben Fehler aufwiesen, war der Ausfall von QL3, des letzten funktionsfähigen Trabanten, Ende des vierten Quartals 2010 keine Überraschung mehr. Statt zwischen acht und zehn Jahren Betriebsdauer erreichte keiner der Satelliten eine Standzeit von auch nur drei Jahren.

Wegen des Ausfalls des mit einer AIS-Nutzlast ausgestatteten QL3 kann Orbcomm aktuell keinen kommerziellen AIS-Dienst zur Verfügung stellen. Orbcomms M2M-Segment (M2M steht für Machine-to-Machine, Kommunikation unter Maschinen) wird vom Versagen von QL3 nicht maßgeblich beeinträchtigt. Seit Juni 2010 wurde QL3 in diesem Bereich nicht mehr eingesetzt. Um AIS wieder kommerziell vermarkten zu können, möchte Orbcomm auf die Unterstützung anderer Satellitenbetreiber zurückgreifen.

Auf die Daten von zwei Satelliten, die ein Konsortium aus OHB System und der Luxemburger Luxspace baut, hat sich Orbcomm die Exklusivrechte gesichert. Der Start der entsprechenden Raumfahrzeuge, deren Nutzlast ausschließlich aus AIS-Hardware besteht, wird derzeit für das zweite Quartal 2011 erwartet. Daten eines weiteren Satelliten, Pathfinder 3 genannt, wird Orbcomm mit nutzen können. Luxspace hat bereits Erfahrung mit AIS-Satelliten: Mit dem im September 2009 ist All gesandten Pathfinder 2 konnte Luxspace Kompetenz beweisen. Außerdem ist Luxspace Hersteller eines für die norwegischen Verteidigungsforschungseinrichtung (FFI) gebauten AIS-Receivers namens LUXAIS an Bord der Internationalen Raumstation (ISS).

Eine eigene neue Satellitenserie, Orbcomm Generation 2 (OG2) genannt, hatte Orbcomm bereits im Mai 2008 bei der Sierra Nevada Corp. (SNC) aus Sparks, Nevada, in Auftrag gegeben. Die Satelliten dieser Serie mit einem Bus von MicroSat Systems und einer Nutzlast von Argon ST sollen nach derzeitigem Planungsstand ab 2011 auf Umlaufbahnen um die Erde gebracht werden. Zwei der Satelliten will man 2011 als Sekundärnutzlasten auf Falcon-9-Raketen von SpaceX in den Weltraum befördern lassen, die übrigen auf Falcon-1e-Raketen, einem bisher nicht geflogenen Muster.

QL3 alias FM39 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 33063 bzw. als COSPAR-Objekt 2008-031D.

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