Die Umlaufbahn des zuvor zu einer Konstellation hintereinander fliegender Raumfahrzeuge zur Erdbeobachtung gehörenden Satelliten Parasol wurde im Dezember 2009 um einige Kilometer abgesenkt.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: CNES, JPL, NASA.
Parasol wurde nach seinem Start am 18. Dezember 2004 und der Inbetriebnahme im All seit Anfang Februar 2005 als Bestandteil des sogenannten A-Train, einer Kolonne von Erdbeobachtungssatelliten unterschiedlicher Betreibernationen auf sonnensynchroner Umlaufbahn, eingesetzt. Die Konstellation wird benutzt, um dieselben Regionen auf der Erde und Zonen in der Atmosphäre mit aktiven und passiven Messmethoden in einem Zeitraum weniger Minuten kurz hintereinander abzutasten. Dies soll dazu beitragen, die wirksamen Zusammenhänge hinischtlich des Erdklimas besser zu verstehen. Neben Parasol helfen dabei die Satelliten Aqua, Aura, CALIPSO und Cloudsat. OCO sollte diese Gruppe ergänzen, sein Start schlug jedoch fehl. Glory, ausgerüstet mit einem dem von Parasol ähnlichen Hauptinstrument soll die Konstellation im Jahr 2010 verstärken. Parasol steht für Polarization and Anisotropy of Reflectances for Atmospheric Science coupled with Observations from a Lidar.
Der von der französchen Weltraumorganisation CNES betriebene Parasol, für den eine Mitfluggelegeheit beim Start des militärischen Aufklärungssatelliten Helios 2A auf einer Ariane 5G+ (V-165) genutzt worden ist, hat seine Auslegungslebensdauer bereits fast um das Doppelte überschritten. Vorgesehen war ursprünglich eine zweijährige Mission, in der Parasol innerhalb von 30 Sekunden auf CALIPSO und Cloudsat folgend in 705 Kilometern Höhe über der Erdoberfläche den Planeten umkreist. Im März 2010 wird der Satellit, sofern er dann noch funktionsfähig ist, sein fünftes Jahr im wissenschaftlichen Einsatz vollenden.
Basierend auf dem Myriaden-Satellitenbus war das fast würfelformige Raumfahrzeug mit einer Startmasse von 120 Kilogramm mit 4,5 Kilogramm Hydrazin betankt, das über vier kleine Triebwerke von SNECMA mit einem Schub von je einem Newton und einen spezifischen Impuls von 210 Sekunden ausgestoßen werden konnte. Der Treibstoffvorrat des Satelliten war zwischenzeitlich so weit aufgebraucht worden, dass es ratsam erschien, verbliebenen Treibstoff einzusetzen, um Parasols Bahn zur Reduzierung der Kollisionsgefahr unter die Bahn des A-Train abzusenken. Am 2. Dezember 2009 um 13:48 Uhr MEZ führte Parasol ein entsprechendes Manöver aus. Im Frühjahr 2009 hatte man Parasol aufgrund des zur Neige gehenden Treibstoffes nicht mehr an den anstehenden Manövern zur Inklinationskorrektur der Satelliten des A-Trains teilnehmen lassen.
Parasols Umlaufbahn um die Erde liegt nun rund 3,9 Kilometer unter der des A-Train. Derzeit kann er auf seiner Bahn die Messungen zu Zeiten einer gewissen Annäherung an den A-Train noch ergänzen. Aufgrund des erwarteten natürlichen Verlustes an Flughöhe und die verlorene Manövrierbarkeit wird sich Parasols Bahn von der des A-Trains vermutlich Ende 2012 so weit entfernt haben, dass Parasol den A-Tain dann nicht mehr mit seinem POLDER genannten Hauptinstrument direkt unterstützen kann.
Zum Konzept des Satelliten gehört, die von Instrumenten auf anderen Satelliten des A-Train ausgesandte und von Erde oder Atmospähre reflektierte Strahlung zu erfassen, wobei inbesondere das Lidar an Bord von CALIPSO, eine Laserlicht aussendende Anlage, eine Bedeutung hat. POLDER, engl. für POLarization and Directionality of the Earth’s Reflectances (Polarisation und Bündelung der Erdreflexion), besteht im Wesentlichen aus einer im Bereich des sichtbaren Lichts und dem Infraroten empfindlichen Digitalkamera, vor deren Sensoren ein Filterrad mit verschieden Spektral- und Polfiltern eingesetzt wird. Damit kann PARASOL polarisiertes Licht aus verschiedenen Richtungen empfangen, wodurch man Wolken und Aerosole bezüglich ihrer Reflektions- und mikrophysikalischen Eigenschaften beurteilen kann. Die bereits gewonnenen Daten erlauben und erforden weitere Jahre der Beurteilung und Auswertung.
Parasol ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 28498 bzw. als Objekt 2004-049G.