Pluto-Sonde wird auch Jupiter ins Visier nehmen

Die amerikanische Pluto-Sonde New Horizons wird auf ihrer 2006 beginnenden Reise zum äußersten Planeten unseres Sonnensystems auch einen nahen Vorbeiflug an Jupiter absolvieren und dabei wissenschaftliche Beobachtungen durchführen.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: Southwest Research Institute.

Die New Horizons -Sonde während des Jupiter-Swing-by-Manövers.
(Grafik: Dan Durda/SwRI)

Im Januar 2006 soll die NASA-Sonde New Horizons ihre lange Reise zum einzigen Planeten unseres Sonnensystems beginnen, der noch nicht von einer Raumsonde besucht worden ist. Die Ankunft bei Pluto und seinem Mond Charon ist für Mitte 2015 vorgesehen, und nach dem Vorbeiflug an diesem kosmischen Duo soll es sogar noch weiter bis in den so genannten Kuiper-Gürtel gehen, ein Ring aus vereisten Gesteinsbrocken, dessen innere Grenze gut eine Milliarde Kilometer außerhalb des Neptun-Orbits liegt.

Das New Horizons-Missionsteam hat nun bekannt gegeben, auf dem Weg zum eigentlichen Ziel der Raumsonde einen Vorbeiflug an dem Gasriesen Jupiter vornehmen zu wollen. In erster Linie ist die Reiseroute so gewählt, um mit Hilfe eines so genannten „Swing-by-Manövers“ von der enormen Gravitation des Planeten zu profitieren und dadurch die immer noch lange Reisezeit um mehrere Jahre abzukürzen, doch natürlich werden die Missions-Wissenschaftler sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, während des Vorbeiflugs die Instrumente der Pluto-Sonde auf Jupiter und seine Monde zu richten. Außer den dadurch erhofften wissenschaftlichen Daten und Aufnahmen ist dies auch gleich eine exzellente Gelegenheit, um die Instrumente von New Horizons ausgiebig zu testen.

„Jede Raumsonde muss ihre Instrumente und Ausrichtgenauigkeit während des Fluges testen, bevor sie ihr eigentliches Ziel erreicht“, so Projektwissenschaftler Dr. Hal Weaver vom Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory. „Durch das Swing-by-Manöver bei Jupiter bietet sich New Horizons eine einzigartige Gelegenheit zur Durchführung seiner Tests an einem sehr lohnenden und aufregenden wissenschaftlichen Ziel“.

Der Vorbeiflug an Jupiter ist gut ein Jahr nach dem Start geplant. In den Monaten Februar und März 2007 wird New Horizons dem Planeten dreimal näher kommen als die Saturn-Sonde Cassini während ihres Vorbeiflugs Ende 2000. Knapp außerhalb der Umlaufbahn des Jupitermondes Kallisto in einer Entfernung von etwa 1,9 Millionen Kilometer zum Planeten wird gleich ein ganzes Bündel an Instrumenten aktiv sein: Kameras, Spektrometer, Radiometer sowie Plasma- und Staubdetektoren.

Insgesamt sind fünf Monate für die Beobachtung des Gasriesen von Ende 2006 bis Frühjahr 2007 veranschlagt. Mittlerweile haben die ersten Planungen für die konkrete Ausgestaltung dieser Beobachtungsphase begonnen, für die Wissenschaftler aus aller Welt Vorschläge einreichen können.

Die nur 465 Kilogramm schwere Raumsonde New Horizons soll als Nutzlast einer Atlas 5-Trägerrakete im Januar 2006 starten und nach fast zehn Jahren Flugzeit Pluto und seinen Mond Charon erreichen. Das Einschwenken in eine Umlaufbahn um Pluto ist mangels ausreichender Treibstoffvorräte nicht möglich, so dass alle Daten während des Vorbeiflugs gewonnen werden müssen. Neben ersten detaillierten Aufnahmen dieser beiden Himmelskörper – bisher existieren nur sehr grobe Aufnahmen verschiedener Teleskope, die kaum mehr als größere Lichtflecken zeigen – sollen Informationen über die Geologie und Oberflächengestaltung von Pluto und Charon gewonnen sowie die chemische Zusammensetzung der Oberflächen untersucht und die herrschenden Temperaturen ermittelt werden. Weiterhin ist eine Analyse der Plutoatmosphäre vorgesehen, bevor die Raumsonde das planetare Duo wieder verlässt und in den Kuiper-Gürtel fliegt, wo vergleichbare Untersuchungen der diesen Gürtel ausmachenden eisigen Gesteinsbrocken vorgenommen werden sollen.

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