Der europäische Technologieerprobungssatellit Proba 2 konnte mit verschiedenen Instrumenten erfolgreich die jüngste Sonneneruption beobachten und zahlreiche Messdaten zur Erde liefern.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA.
Unter den zahlreichen Satelliten, die diese Woche eine spektakuläre Sonneneruption beobachteten, war auch Proba 2 von der Europäischen Weltraumagentur (ESA). Nach einer ganzen Anzahl von Jahren relativer Ruhe steigt die Aktivität der Sonne wieder an. Am Dienstag den 7. Juni 2011 erfolgte eine mit einem Schauer von Protonen verbundene Sonneneruption mittlerer Stärke (Klasse M2,5). Die Teilchen dieses koronalen Massenauswurfs erreichten die Erde am Donnerstag den 9. Juni, begleitet von starker Radiostrahlung.
Ein Radiometer an Bord von Proba 2 ist in der Lage die Energieniveaua der Sonnenstrahlung in vier verschiedenen Bändern im Bereich des Ultravioletten alle 50 Millisekunden aufzuzeichnen. Das LYRA für Large Yield Radiometer genannte Instrument protokollierte nach der Sonneneruption im Bereich seiner beiden kurzwelligeren Bänder jeweils ein Maximum.
Zum gleichen Zeitpunkt konnte ein Detektorsystem mit der Bezeichnung SWAP für Sun watcher using APS detectors and image processing die spektakuläre Erruption, bei der große Massen hochenergetischer Teilchen und superheisses Plasma von der Sonne aufsteigen, in Bildern festhalten. Das hoch geschleuderte Plasma war vergleichsweise kalt, weshalb es im Arbeitsbereich von SWAP im extremen Ultravioletten relativ dunkel erscheint.
Ein großer Teil des empor getragenen Materials fiel zurück auf die Sonne und wurde dabei möglicherweise an einigen Stellen wieder aufgeheizt, was angesichts der teilweise helleren Darstellung des Plasmas in der Nähe der Oberfläche plausibel erscheint. Insgesamt korreliert das zurückfallende Plasma mit einem zu diesem Zeitpunkt festgestellten Abfall der durch SWAP erfassten Intensität.
Neben LYRA und SWAP, die vom königlichen Observatorium in Belgien (ROB) betreut werden, befinden sich auf Proba 2 zwei aus Tschechien beigesteuerte Instrumente. Das Astronomische Institut und das Institut für Physik der Atmosphäre von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften betreiben sie zur Untersuchung von Plasma in der unmittelbaren Umgebung des Satelliten und ob Auswirkungen von koronalen Masseauswürfen die elektrisch geladene Ionosphäre der Erde beeinflussen.
Am 2. November 2009 war Proba 2 zusammen mit dem Erdbeobachtungssatelliten SMOS in den Weltraum gebracht worden, als die Sonne sich gerade im Bereich der geringsten Aktivität im sich alle etwa 11 Jahre wiederholenden Sonnenzyklus befand. Jetzt steigt die Aktivität der Sonne an und wird ihr nächstes Maximum vermutlich im Jahr 2013 erreichen. Obwohl die Auslegungsbetriebsdauer von Proba 2 nur zwei Jahre beträgt, geht man fest davon aus, dass der kleine Satellit mit einem Volumen von weniger als einem Kubikmeter auch während des kommenden Aktivitätsmaximums Sonnenbeobachtungen durchführen können wird.
Proba 2 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 36037 bzw. als Objekt 2009-059B.