Resurs-P 3 gestartet, Probleme bei Inbetriebnahme

Am 13. März 2016 gab die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos den erfolgreichen Start des Fernerkundungs- und Erdbeobachtungssatelliten Resurs-P 3 bekannt. Nach dem Aussetzten des Satelliten lief nicht alles so wie erwartet.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Anatoly Zak, Aviaport.Ru, Interfax, Lenta.ru, RIA Novosti, Roskosmos, TASS, vedomosti.ru, WMO, ZSKB Progress, ZUP

Sojus-2.1b-Start mit Resurs-P 3
(Bild: Roskosmos)
Sojus-2.1b-Start mit Resurs-P 3
(Bild: Roskosmos)

Ein Startversuch am 12. März 2016 musste wegen fehlender oder nicht ausreichender Verbindung eines Teils des Zündsystems mit seiner Stromversorgung unmittelbar vor der eigentlichen Zündung der Triebwerke abgebrochen werden. Dabei wurde zumindest ein Teil der in die Brennkammern eingebrachten Zündladungen ganz offensichtlich ausgelöst.

Am 13. März 2016 wurde dann um 19:56 Uhr MEZ bzw. 21:56 Uhr Moskauer Zeit von der Rampe 31/6 des Kosmodroms Baikonur gestartet. Die letzte Stufe der Trägerrakete vom Typ Sojus 2.1b setzte den Satelliten mit dem Erzeugniscode 47KS nach 9 Minuten und 21 Sekunden Flug auf einem elliptischen Erdorbit aus (Perigäum ~ 281 km, Apogäum ~ 451 km, Inklination 97,29 Grad). Mit an Bord befindlichen Triebwerken muss Resurs-P 3 seine Bahn nun selbständig in eine annähernd kreisförmige ändern.

Der vorgesehene Arbeitsorbit für den Satelliten, der ebenso wie seine Trägerrakete von ZSKB Progress bzw. RKZ Progress gebaut worden war, ist 97,276 Grad gegen den Äquator geneigt, bei einer Höhe durchschnittlich 477,5 Kilometern über der Erde. Von dort aus soll das Raumfahrzeug mit einer Auslegungsbetriebsdauer von sieben Jahren und einer Startmasse von rund 5.920 Kilogramm mit einer Reihe von Abtastern Bilder von der Erdoberfläche und deren Bewuchs erfassen. Das russische Flugleitzentrums (ZUP) in Koroljow bei Moskau nennt als Masse des Raumfahrzeugs 5.730 Kilogramm und eine geplante Lebensdauer von mindestens fünf Jahren.

Resurs-P 3 - Illustration
(Bild: ZUP)
Resurs-P 3 – Illustration
(Bild: ZUP)

Hauptinstrument ist eine Geoton-2 (Panchromatic and multispectral radiometer 2) genannte Konstruktion. Sie ermöglicht die Bilderfassung in sechs unterschiedlichen Spektralbereichen mit Wellenlängen von 0,45 bis 0,9 Mikrometern sowie einem zusätzlichen sogenannten Hyperspektralbereich mit 96 Kanälen im Bereich zwischen 0,4 und 1,1 Mikrometern. Die erzielbare Bodenauflösung bei vorgesehener Flughöhe beträgt panchromatisch etwa einen Meter, multispektral vier Meter, hyperspektral 30 Meter. Aviaport.ru nennt als bestmögliche Auflösung 85 Zentimeter bei einer Flughöhe von 475 Kilometern über der Erde.

Daten vom Satelliten können im X-Band-Bereich von einem BA VRL (bzw. БА ВРЛ) genannten System mit 150 und 300 Megabit pro Sekunde zum Boden gesendet werden. Als zukünftige Nutzer der Daten in Russland kommen beispielsweise das Ministerium für Bodenschätze, das Energieministerium, das Landwirtschaftsministerium, die staatliche Fischereiagentur, sowie der Hydrometeorologische Dienst und der Dienst für Registratur, Katasterwesen und Kartographie in Frage.

Außerdem zusätzlich an Bord ist eine AIS-Nutzlast von RKS aus Moskau. AIS steht für Automatic Identification System, dementsprechend kann Resurs-P 3 Identifikationssignale von Seeschiffen mit entsprechender Senderausstattung empfangen und weiterleiten.

Resurs-P 3 in Baikonur noch ohne Solarzellenausleger
(Bild: Roskosmos)
Resurs-P 3 in Baikonur noch ohne Solarzellenausleger
(Bild: Roskosmos)

Die Inbetriebnahme des Satelliten verläuft nicht ganz so wie vorgesehen. Einer der beiden Solarzellenausleger des Satelliten hat sich nach Angaben einer Reihe russischer Nachrichtenagenturen nicht oder nicht vollständig entfaltet. Die Satellitensysteme werden dennoch mit ausreichend elektrischer Energie versorgt, meldet die russische Nachrichtenagentur TASS und bezieht sich dabei auf eine Presseinformation von Roskosmos.

Der problembehaftete Ausleger behindert durch seine Position außerdem die Arbeit von zwei Sternensensoren, die der Orientierung des Raumfahrzeugs im All dienen, schreibt der Journalist Anatoly Zak auf seiner Webseite. Dank zweier weiterer Sensoren an gegenüberliegender Position am Satellitenkörper ist dies möglicherweise kein allzu bedeutendes Zusatzproblem.

Russische Raumfahrtexperten hoffen aktuell offenbar, dass sich der blockierte Solarzellenausleger nach einer Anzahl von durch den Satelliten zu absolvierender Bahnmanöver, und der daraus resultierenden mechanischen Einwirkung auf den Ausleger, noch richtig entfalten lässt.

Gelingt die Entfaltung nach zwei ausstehenden Manövern zum Erreichen des vorgesehenen Arbeitsorbits nicht, muss mit einer eingeschränkten Nutzbarkeit des Satelliten gerechnet werden.

Resurs-P 3 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.386 und als COSPAR-Objekt 2016-016A.

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