Rocket Factory Augsburg (RFA) und die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR haben auf einer Veranstaltung in Berlin die Gewinner der zweiten Runde des Nutzlastenwettbewerbs für deutsche Trägersysteme bekannt gegeben. Eine Pressemitteilung der Rocket Factory Augsburg AG.
Quelle: Rocket Factory Augsburg 23. November 2023.
Berlin – 23. November 2023. Acht Kunden mit einer Gesamtnutzlast von 200 kg werden beim zweiten Testflug der RFA ONE mitfliegen. Nachdem schon der Erstflug der RFA ONE vollständig ausgebucht war, gab es auch für den Zweitflug eine höhere Nachfrage als Kapazität verfügbar ist.
Nachdem RFA im April 2022 den DLR-Mikrolauncherwettbewerb der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR gewonnen hatte, wurde der Firma ein Preisgeld in Höhe von 11 Millionen Euro zugesprochen. Im Rahmen dessen konnte RFA die Bundesregierung als Ankerkunde für die ersten beiden Flüge gewinnen. Nach diesem Erfolg wurden Satellitenhersteller, Forschungsinstitute und Start-ups dazu aufgefordert, sich über eine Ausschreibung der Deutschen Raumfahrtagentur für diese Flüge zu bewerben. Eine Expertenjury hat nun acht Missionen/Gewinner mit einer Gesamtnutzlast von 200 kg für den zweiten Testflug der RFA ONE ausgewählt, der eine sonnensynchrone Umlaufbahn in 500 km Höhe erreichen soll. In dieser Umlaufbahn werden die Satelliten präzise positioniert und können rasch in Betrieb genommen werden, um ihre individuelle Mission zu erfüllen. Der Start ist für Ende 2024 geplant.
Für keinen anderen Kleinträger erhielt die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR so viele Bewerbungen für den Zweitflug wie für RFA ONE. Dabei gab es eine deutlich höhere Nachfrage als verfügbare Kapazität. Mit dem somit ausgebuchten Volumen für den zweiten Flug kann RFA erneut ihre technologische und kommerzielle Führungsrolle bestätigen.
Jörn Spurmann, Chief Commercial Officer at RFA, sagte: „Wir sind begeistert über die hohe Nachfrage nach unserem zweiten Start, was das wachsende Vertrauen in unser Launch-Service-Produkt und das RFA-Team unterstreicht. Die erfolgreiche Partnerschaft mit der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR wird als wegweisendes Modell für effiziente Zusammenarbeit auf europäischer Ebene betrachtet. Die Europäische Launcher Challenge, von Deutschland initiiert, ist ein vielversprechender Ansatz für den verstärkten Einkauf privater Startdienstleistungen durch Institutionen und Staaten. Wir setzen nun alles daran, mit unserem Erstflug im nächsten Jahr die Grundlage für diese vielversprechenden Entwicklungen zu legen.“
Der Nutzlastwettbewerb ist eingebettet in den Mikrolauncher-Wettbewerb der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Ziel dieses Programms ist es, die Kommerzialisierung der europäischen Raumfahrt voranzutreiben und die Eigenständigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, insbesondere im Bereich kleinerer Nutzlasten, zu verbessern.
„Wir sehen diese Wettbewerbe als Katalysator und Wegbereiter für die Kommerzialisierung von Raumfahrtaktivitäten in Deutschland und Europa“, sagt Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR.
Die Missionen, die an Bord des zweiten Testfluges von RFA ONE sein werden, sind im Einzelnen:
MIDAS
DLR Köln, Deutschland
Bei MIDAS wird die Selbstorganisation von Strukturen untersuchen, die von aktiven, selbstangetriebenen Mikroschwimmern gebildet werden, sowie die Langzeitstabilität dieser Aggregate unter Mikrogravitationsbedingungen. Mikroschwimmer sind Modellsysteme, die die Bewegung von Zellen und Mikroorganismen nachahmen. In Suspension bilden sie Aggregate, die zu so genannten aktiven Materialien verfestigt werden können, die Energie in mechanische Bewegung auf mikroskopischer Skala umwandeln können. Solche aktiven Materialien haben ein großes Potenzial für Anwendungen als intelligente Materialien, die ihre physikalischen Eigenschaften an Veränderungen in ihrer Umgebung anpassen können. Der Vorschlag steht im Einklang mit dem ESA SciSpaceE White Paper, das die Roadmap für weiche Materie und Biophysik definiert (§2.6). Die hier vorgeschlagene Nutzlast ist von einer Nutzlast abgeleitet, die bereits mehrfach mit der MAPHEUS Sorber-Rakete geflogen ist.
SPACEMAST
DLR Braunschweig, Deutschland
Der SpaceMast Kameramast ist ein ausfahrbarer Kameramast, der direkt am Redshift OTV von der RFA ONE montiert wird. Sobald das Redshift OTV den ersten Zielorbit erreicht hat, wird ein 7m langer Verbundmast mit einer Kamera an der Spitze auf volle (7 m) oder mittlere Länge (z.B. 2 m) ausgefahren, um Videoaufnahmen des OTV und der freigesetzten/ausgesetzten Nutzlasten zu machen. Der Kameramast kann für weitere OTV-Transfermanöver eingezogen und wieder ausgefahren werden, um Videoaufnahmen von weiteren auszusetzenden Nutzlasten zu machen.
Weitere Informationen: https://event.dlr.de/ila2022/spacemast/
Plattform 9
Endurosat, Bulgarien
Platform-9 ist Teil der Shared Satellite Constellation von EnduroSat, die visionären Unternehmen den kürzesten und erschwinglichsten Weg in den Orbit für die Bereitstellung ihrer Dienste, In-Orbit-Tests und Validierung bietet. Die einzigartige softwaredefinierte NanoSat-Architektur von EnduroSat ermöglicht den zuverlässigen Betrieb mehrerer Sensoren auf einem einzigen Satelliten, was zu herausragenden nachhaltigen Raumfahrtdiensten führt. Weniger Satelliten in der Umlaufbahn, die mit viel höherer Effizienz genutzt werden und als gemeinsame Ressource in der Umlaufbahn dienen. Darüber hinaus bietet die redundante Multi-Master-Architektur von EnduroSat eine einzigartige Zuverlässigkeit des Nutzlastbetriebs.
Mehr Informationen: https://www.endurosat.com/
VIBES-Pionier
Hochschule Bremen, Deutschland
VIBES Pioneer ist ein 3U CubeSat mit dem Ziel, die optische Leistungsfähigkeit von Raumfahrzeugen durch den Einsatz digitaler Technologien zu verbessern. Der Satellit trägt eine optische Nutzlast, die mit einem leichten und kostengünstigen Störungsmess- und managementsystem ausgestattet ist. Während jeder Bildaufnahme zeichnen Beschleunigungsmesser die von den Reaktionsrädern ausgehenden Störungen und deren Ausbreitung entlang der Satellitenstruktur auf. Passive Isolatoren auf dem Strukturpfad zwischen Reaktionsrad und Kamera reduzieren die Störungen. Ein aktives Sichtliniensystem zur Feinausrichtung der Nutzlast wird die Leistung weiter verbessern. Die erzeugten Bilddaten und Satellitenstatusinformationen werden über ein softwaredefiniertes Funksystem zum Boden übertragen.
Weitere Informationen: https://www.hs-bremen.de/die-hsb/aktuelles/nachricht/dlr-auszeichnung-hsb-studierende-bekommen-mitfahrgelegenheit-fuer-selbstgebauten-satelliten-ins-weltall/
PW3-Sat3
Universität Warschau, Polen
PW-Sat3 ist der dritte Satellit, der von der studentischen Raumfahrtgruppe der Technischen Universität Warschau in Polen gebaut wurde. Nach der Demonstration des Deorbit-Segels durch das PW-Sat2-Team hat das Studententeam ein Butan-Heißgas-Antriebssystem mit einer zusätzlichen Heizkammer und einer Membran zur Druckbeaufschlagung entwickelt. Laut Missionsplan wird das Gerät Bahnkorrektur- und Deorbit-Manöver durchführen, um das Kollisionsrisiko und das Problem des Weltraummülls zu lösen.
Weitere Informationen: https://pw-sat.pl/en/home-page/
Flamingo
Vyoma GmbH, Deutschland
Flamingo ist eine Pilotmission für eine Satellitenkonstellation, die die Erde umkreisen soll. Die restlichen zehn Satelliten sollen ab 2025 eingesetzt werden (sogenannte Flamingo NextGen Mission). Die derzeitigen Trends deuten darauf hin, dass die Überlastung des erdnahen Weltraums weiter zunehmen wird und neue Ansätze zur Erfassung, Charakterisierung, Verfolgung und zum Management des Weltraumverkehrs gefunden werden müssen, um sicherzustellen, dass der Weltraum ein sicherer und integraler Bestandteil der Gesellschaften und Volkswirtschaften weltweit bleibt, und dies auf kosteneffiziente Weise. Die Vyoma-Satelliten werden die Weltraumumgebung mit optischen Kameras an Bord passiv überwachen und regelmäßige Aktualisierungen zum Boden senden. Die von der Konstellation generierten Daten sollen die derzeitigen Fähigkeiten zur Überwachung der Weltraumlage (Space Situational Awareness, SSA) verbessern und es den Satellitenbetreibern ermöglichen, fundierte operationelle Entscheidungen zu treffen.
Weitere Informationen: https://www.vyoma.space/
3Cat-8
Polytechnische Universität Katalonien, Spanien
Die Mission 3Cat-8 ist ein umfassendes Satellitenprojekt, das pädagogische, wissenschaftliche und technologische Ziele verfolgt. Es bietet eine einzigartige Ausbildungsmöglichkeit, da es in erster Linie von Studierenden mit Unterstützung der Industrie durchgeführt wird, die fortschrittliche Technologien wie ein Ionentriebwerk und OWL beisteuert. Die Mission konzentriert sich auch auf bahnbrechende wissenschaftliche Projekte, insbesondere die nahezu gleichzeitige Überwachung der ionosphärischen Szintillation mittels GNSS-RadioOkkultation und die Erfassung der multispektralen polarisierten Emission der Ionosphäre. Ergänzt wird dies durch die Überwachung hochfrequenter Interferenzen im L- und K-Band.
Weitere Informationen: https://nanosatlab.upc.edu/en
MOVE-BEYOND
Technische Universität München – WARR e.V., Deutschland
Die MOVE-BEYOND Mission dient der Erprobung des innovativen MOVE-BEYOND Bussystems, das eine entscheidende Weiterentwicklung in der Satellitentechnologie darstellt. Dieses System wurde mit einem neuartigen Ansatz entwickelt, der auf Skalierbarkeit und Flexibilität setzt und es ermöglicht, eine Vielzahl von Nutzlasten aufzunehmen. Damit bietet es eine einzigartige Möglichkeit für Nutzlasten, für die es noch kein definiertes Bussystem gibt. Diese Mission stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Satellitentechnologie anpassungsfähiger zu machen und verschiedenen Forschungs- und Anwendungsbedürfnissen gerecht zu werden, was die Integration und Nutzung von Nutzlasten bei Weltraummissionen revolutionieren könnte.
Über das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt. Die Organisation betreibt Forschung und Entwicklung in den Bereichen Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung. Innerhalb des DLR setzt die Deutsche Raumfahrtagentur die Raumfahrtstrategie der Bundesregierung um. Mehr als 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Sitz in Bonn koordinieren alle deutschen Raumfahrtaktivitäten auf nationaler und europäischer Ebene und vertreten im Auftrag der Bundesregierung die deutschen Raumfahrtinteressen weltweit. Zu den Aufgaben der Raumfahrt-Agentur im DLR gehören die Planung und Umsetzung des nationalen Raumfahrtprogramms sowie das Management der deutschen Beiträge zur Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und zur Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT).
Über RFA
Rocket Factory Augsburg wurde 2018 mit der Vision gegründet, datengenerierende Geschäftsmodelle im Weltraum zu ermöglichen, um unseren Planeten Erde besser zu überwachen, zu schützen und zu vernetzen. Vor diesem Hintergrund hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, wöchentlich Starts von bis zu 1.300 kg in niedrige Erdumlaufbahnen und darüber hinaus zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Damit will RFA den Zugang zum Weltraum demokratisieren und die Startkosten in der Raumfahrtindustrie senken. Der RFA ONE Startservice kombiniert drei wichtige Wettbewerbsvorteile: Ein kundenorientierter Service mit präziser Aussetzung in der Umlaufbahn und einem hohen Maß an Missionsflexibilität durch das Redshift OTV; zu einem äußerst wettbewerbsfähigen Preis; ermöglicht durch eine überlegene gestufte Verbrennungstechnologie, kostengünstige Edelstahltanks und die Verwendung von Industriekomponenten. Im Juni 2023 war RFA das erste Unternehmen in Europa, das eine komplette Oberstufe mit gestuftem Verbrennungstriebwerk über seine gesamte Flugdauer hinweg zündete. Im August stiegt der amerikanische Investor KKR bei RFA ein.
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