Rosetta: Hallo Komet!

Die Kometensonde Rosetta der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) schwenkte erfolgreich auf eine Bahn um den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ein. Rosetta befindet sich nun in einem Abstand von rund 100 km vom Kometen.

Erstellt von Gertrud Felber. Quelle: DLR, ESA

Rosetta im Anflug auf 67P - Illustration
(Bild: Spacecraft: ESA/ATG medialab; Comet image: ESA/Rosetta/NAVCAM)
Rosetta im Anflug auf 67P – Illustration
(Bild: Spacecraft: ESA/ATG medialab;
Comet image: ESA/Rosetta/NAVCAM)

Über 6,4 Milliarden Kilometer bewältigte Rosetta nach dem Start am 2. März 2004 auf einer Rakete des Typs Ariane 5G. Jetzt ist die Sonde rund 404 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die Sonde hatte durch den Vorbeiflug an Planeten Schwung geholt und die Asteroiden Steins am 5. August 2008 und Lutetia am 10. Juli 2010 im Vorbeiflug photographiert. Von der zehnjährigen Flugzeit verbrachte das Raumfahrzeug mehr als zweieinhalb Jahre in Ruhephasen.

Um 11:30 Uhr MESZ am 6. August 2014 erreichte das entscheidende Bestätigungssignal über die 35m-Antenne der Bodenstation DSA 1 von New Norcia in Australien nach einer Laufzeit von rund 30 Minuten das Rosetta Flight Control Team im Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt. Den Befehl für die entscheidende Antriebszündung mit einer Dauer von 6 min. 26 sek. hatte Rosetta in der Nacht zum 4. August 2014 erhalten. Durch das resultierende Manöver überholte Rosetta den Kometen 67P und setzte sich in einen Abstand von etwa 100 km vor ihm. Vorher flog Rosetta nach einer Reihe von Bremsmanövern mit der gleichen Geschwindigkeit wie der Komet, knapp 55.000 Kilometer pro Stunde.

Rosetta wird jetzt einer Flugbahn folgen, die etwa die Form eines Dreiecks mit einer Seitenlänge von jeweils rund 100 km Länge besitzt. Die Triebwerke der Sonde müssen an jedem Scheitelpunkt der Flugbahn erneut arbeiten, damit der nächste Abschnitt der Flugbahn erreicht werden kann. Der Abstand der Bahn zur Oberfläche von 67P soll dabei stetig gesenkt werden. In rund sechs Wochen soll der Abstand zum Kometen von rund 100 auf rund 50 km verringert worden sein.

In der für die Bahnabsenkung erforderlichen Zeit wird Rosetta mit den an Bord befindlichen 11 Instrumenten eine ausführliche wissenschaftliche Studie von Komet 67P durchführen. Die Oberfläche des Kometen wird dabei auch kartiert. Beteiligte Forscher hoffen, das sie fünf mögliche Landeplätze bis Ende August 2014 identifizieren können.

Über den primären Landeort für den Lander Philae, den Rosetta mitführt, wird voraussichtlich Mitte September 2014 entschieden. Der endgültige Zeitplan für den weiteren Ablauf mit einer aktuell für den 11. November 2014 vorgesehenen Landung von Philae will man Mitte Oktober 2014 bekannt geben.

In Vorbereitung der Landung soll mit Unterstützung durch Berechnungen und Auswertungen der Bilder die Höhe der Flugbahnen soweit gesenkt werden, dass Rosetta sich schließlich in einer nahezu kreisförmigen Umlaufbahn in rund 30 km Höhe über der Oberfläche des Kometen befindet.

3.08.2014: 67P mit NAC der OSIRIS S aus Entfernung von 285 km. Auflösung 5,3 m / Pixel. Belichtungszeit 1,6 Sek..
(Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)
3.08.2014: 67P mit NAC der OSIRIS S aus Entfernung
von 285 km. Auflösung 5,3 m /
Pixel. Belichtungszeit 1,6 Sek..
(Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/
UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

Eventuell könnte – abhängig von der Aktivität des Kometen und je nach seiner Form und Drehbewegung – der Abstand noch weiter verringert werden, bis Rosetta ihn in nur noch rund 10 km Abstand umkreist. Die entsprechenden Manöver werden vom Rosetta Flight Control Team im ESOC überwacht werden.

In den nächsten Monaten wird der Kometenkern charakterisiert, und es werden die Vorbereitungen für die Landung von Philae auf 67P getroffen. Es befinden sich 10 Instrumente an Bord des Landers, mit welchen man zum ersten Mal direkt Daten von einer Kometenoberfläche zu ermitteln hofft.

Die ROLIS-Kamera des DLR, die an der Unterseite des Landers sitzt, könnte dann die ersten Bilder vom Abstieg des Landes senden. Daten über die Bodenbeschaffenheit, die Temperatur, die physikalische Zusammensetzung des Kometenkerns, das Vorhandensein organischer Moleküle wollen die Wissenschaftler vom im Wesentlichen aus Staub und Eis bestehenden Kometen gewinnen.

67P ist wahrscheinlich aus besonders ursprünglichem Material gebildet. Beteilgte Forscher stellen sich vor, dass sich der Komet auf seinem Flug durch die kalten Regionen des Sonnensystem weniger als andere Himmelskörper verändert hat. Man betrachtet den Kometen als Zeitzeugen der Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren.

„Allerdings kann man auf den ersten Bildern erkennen, dass auch am Kometen die Zeit nicht spurlos vorbei gegangen ist“, betonte Dr. Ekkehard Kührt vom DLR-Institut für Planetenforschung. „Zahlreiche exotische Strukturen auf der Oberfläche deuten auf eine gewisse Entwicklung hin, die es nun zu verstehen gilt.“ Kometen, die auf der Erde einschlugen, könnten Wasser und für die Entstehung von Leben nötige Moleküle zur Erde transportiert haben.

Rosetta wird die ganze Zeit von den Bodenstationen des ESA-Netzwerks für Bahnverfolgung und Kommunikation – ESTRACK – mit Standorten in Australien, Spanien und Argentinien verfolgt. Darüber hinaus wird Rosetta im Zeitraum der Ankunft bei 67P vom 24. Juli bis zum 10. August 2014 von NASA-Tracking-Stationen überwacht, um die Verfügbarkeit von Verbindungen und deren Redundanz zu gewährleisten.

Nach der Landung von Philae auf 67P ist die Mission von Rosetta noch lange nicht beendet. Die Sonde soll den Kometen während seiner größten Annäherung an die Sonne im August 2015 begleiten. Dabei könnte Rosetta quasi in Echtzeit einen einzigartigen Einblick in das Verhalten des Kometen bei bei seiner Reise um die Sonne ermöglichen.

Allen Teams aus Technikern und Wissenschaftlern, die an Rosetta beteiligt, sei zu dem großen Erfolg gratuliert. Für alle kommenden Vorhaben im Zusammenhang mit Rosetta und Philea gutes Gelingen!

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