Fertigstellung des Sojus-Nachfolgers Orjol verzögert sich weiter. Ein Beitrag von Gerhard Kowalski.
Quellen: GK Roskosmos, RIA Nowosti, RKK Energija, TASS.
Moskau, 20. November 2023 – Russland hat am Montag den 25. Jahrestag der Internationalen Raumstation ISS gefeiert. Am 20. November 1998 war der russische Lager- und Funktionsblock (FGB) Sarja (Morgenröte) als erstes Modul gestartet worden. Damit habe der Bau „unseres gemeinsamen orbitalen Hauses begonnen, das ein leuchtendes und erfolgreiches Beispiel für die effektive internationale Zusammenarbeit bei der Erschließung des Weltraums ist“, wie der russische Kosmonaut Oleg Kononenko aus diesem Anlass in einer Botschaft aus der Station betonte. Sein besonderer Gruß galt dabei den Spezialisten der über 150 russischen Firmen, die das Modul in nur drei Jahren unter Leitung des Staatlichen Kosmischen Forschungs- und Produktionszentrums Chrunitschew (GKNPZ Chrunitschew) und in Kooperation mit dem US-Konzern Boeing gebaut haben.
Chrunitschew-Generaldirektor Alexej Warotschko erinnerte in diesem Zusammenhang in einem TASS-Interview daran, dass sich die russische Raumfahrt damals in einer Phase grundlegender Strukturveränderungen befunden habe, was die Aufgabe zusätzlich erschwert habe. Dadurch sei es auch zu Verzögerungen beim Bau der folgenden Module der Station gekommen. Deshalb habe man Sarja bis zu eineinhalb Jahren länger autonom mit zahlreichen Shuttle-Kopplungen betreiben müssen. Warotschko betonte ausdrücklich, dass die US-Sanktionen gegen die russische Raketen- und Raumfahrtbranche das ISS-Programm nicht betreffen, da von den dafür arbeitenden Unternehmen die Sicherheit des russischen und amerikanischen Segments und damit des ganzen Projekts abhänge. Sein Zentrum sei bereit, bei Bedarf für die weitere Einsatzfähigkeit des Sarja-Moduls zu sorgen.
Alexander Bloschenko, der in der GK Roskosmos das Direktorat für die Perspektivprogramme und die Wissenschaft leitet, hat aus Anlass des Jahrestages mitgeteilt, dass Russland für 2024 14 neue Experimente und 13 weitere für 2025/26 plane. Der Bau der dafür erforderlichen hochtechnologischen wissenschaftlichen Apparaturen befinde sich in der Endphase, sagte er am Montag auf der 3. Internationalen Konferenz „Wissenschaft auf der ISS“, die bis Mittwoch in Moskau im Institut für Kosmosforschung (IKI) stattfindet.
Bloschenko räumte zugleich ein, dass sich der Jungfernstart des neuen russischen bemannten Raumschiffes Orjol verzögert. Der Grund dafür sei, dass sich die Infrastruktur für die Angara-Trägerrakete des Sojus-Nachfolgers auf dem Kosmodrom Wostotschny noch in der Testphase befinde. Die Verzögerung werde sich aber „nicht ewig hinziehen“, versicherte er. Der Generalkonstrukteur der RKK Energija, Wladimir Solowjow, rechnet jetzt für 2028/29 mit dem Erststart.
Gerhard Kowalski
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