Es ist nicht ungewöhnlich, dass das „Solar and Heliospheric Observatory“ (SOHO) einen neuen Kometen entdeckt – dies hat es bereits mit 1350 anderen getan. Aber der aktuellste ist ein wenig anders – SOHO hatte ihn bereits zweimal im Visier. Damit ist es SOHOs erster offizieller periodischer Komet.
Ein Beitrag von Oliver Rümpelein. Quelle: ESA.
Zum ersten mal hat SOHOs Large Angle and Spectrometic Coronagraph Experiment (LASCO) ein seltenes Exemplar der “periodisch” genannten Kometen (welche die Sonne in gleichmäßigen Intervallen umlaufen) aufgespürt. Während von vielen SOHO-entdeckten Kometen angenommen wird, dass sie periodisch sind, wurde diese Eigenschaft hier erstmalig endgültig bewiesen und offiziell klassifiziert.
Astronomen haben bereits tausende Kometen gesehen, aber nur etwa 190 wurden als periodisch deklariert. Bei vielen mehr gehen sie davon aus, dass periodische Umlaufbahnen vorliegen, jedoch erhalten Kometen diese Klassifizierung erst dann, wenn sie mehr als zweimal bei ihrem Umlauf um die Sonne auf gleichmäßigen Orbits gesehen werden und die Periode des Orbits kleiner als 200 Jahre ist. Der bekannteste ist der Halleysche Komet, der seinen Umlauf alle 76 Jahre abschließt und zuletzt 1986 nah an der Sonne vorbei flog.
SOHOs neueste Entdeckung hat einen wesentlich kleineren Orbit, er benötigt nur vier Jahre für einen Umlauf. Er wurde zuerst im September 1999 gesehen, dann ein weiteres mal im September 2003. Zwei Jahre später bemerkte der deutsche Student Sebastian Hoenig, dass die Orbits der beiden Kometen sich so sehr glichen, dass sie ein Objekt sein könnten.
Um diese Theorie zu testen, kalkulierte er einen kombinierten Orbit für den Kometen und sagte voraus, dass er am 11. September 2007 das nächste mal zu sehen wäre. Sebastians Vorhersage sollte sich als extrem genau herausstellen. Der Komet erschien genau nach Plan in SOHOs LASCO-Kamera und nun wurde ihm die offizielle Bezeichnung P/2007 R5 (SOHO) gegeben.
Komet oder nicht?
Es gibt jedoch einen rätselhaften Aspekt, denn der Komet sieht nicht wirklich wie einer aus. Er besitzt weder einen Schweif noch eine Koma aus Staub oder Gas, die sichtbar wären. Deshalb fragten sich zunächst einige Wissenschaftler, ob es nicht vielleicht ein Asteroid wäre, ein Brocken aus Gestein, anstatt eines Eisklumpens. Allerdings zeigt P/2007 R5 (SOHO) einige typische Kometeneigenschaften. Als er bis auf 7,9 Millionen Kilometer nah an die Sonne kam, das sind ungefähr 5% der Entfernung Erde-Sonne, wurde er eine Million mal heller, ein charakteristisches Verhalten für einen Kometen.
Also verhält sich P/2007 R5 (SOHO) scheinbar wie ein Komet, obwohl er nicht wie einer aussieht. „Es ist möglich, dass es sich um eine Art erloschenen Kern handelt“, sagt Karl Battams, der das SOHO-Kometenentdeckungsprogramm leitet. Erloschene Kometen haben bereits zu viel ihres flüchtigen Eises verloren, als dass der Rest noch einen Schweif oder eine Koma bilden könnte. Es wird davon ausgegangen, dass sie gewöhnliche Objekte unter den sonnennahen Himmelskörpern sind.
Der Komet verblasste genauso schnell wieder, wie er hell geworden war, und schon bald wurde er zu leuchtschwach für SOHOs Instrumente. Der Durchmesser von P/2007 R5 (SOHO) wird auf nur 100-200 Meter geschätzt. In Anbetracht der geringen Größe, Leuchtkraft und Entfernung zur Sonne ist er für Beobachter auf der Erde ein extrem schwierig zu findendes Objekt.
Nun, da bekannt ist, dass P/2007R5 (SOHO) existiert, werden Astronomen sehr genau bei seinem nächsten Erscheinen im September 2011 aufpassen.
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