Sojus-5-Rakete: Zeitpunkt des Erststarts diskutiert

Arbeitsbesuch von Borissow in Baikonur – Erststart vom Baiterek-Komplex verzögert sich offenbar

Ein Beitrag von Gerhard Kowalski 10. August 2022.

Triebwerk vom Typ RD171MV für die Sojus-5-Rakete. (Bild: Roskosmos 2021)

Moskau, 10. August 2022 – Der neue Generaldirektor der GK Roskosmos, Juri Borissow, hat zu Wochenbeginn dem Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) einen ersten Arbeitsbesuch abgestattet. Bei einem Treffen mit dem kasachischen Minister für digitale Entwicklung, Innovationen und Luft- und Raumfahrtindustrie, Bagdat Mussin, wurde am Dienstag der Stand der Modernisierung des Startkomplexes Baiterek erörtert. Von ihm sind einst die ukrainischen Zenit-M-Trägerraketen aufgestiegen, derzeit wird er für die neuen russischen Sojus-5-Träger umgebaut.

Wie die GK Roskosmos am Mittwoch mitteilte, verlaufen die Arbeiten an dem Komplex, der vielen Bewohnern von Baikonur Arbeit gebe und neue Perspektiven für die Raumfahrt auf dem Kosmodrom eröffne, planmäßig. Der erste Sojus-5-Start ist danach für das 4. Quartal 2023 vorgesehen. Die kasachische Seite verwies indes in einer Pressemitteilung auf die “objektive Notwendigkeit”, den Start auf Anfang 2024 zu verschieben, weil es Probleme mit der technischen Dokumentation gebe. Dadurch verzögere sich der Baubeginn auf Ende 2022, die Fertigstellung sei für August 2023 vorgesehen.

Russland hat das Kosmodrom bis 2050 von Kasachstan gepachtet. Der Vertrag über den Bau des Baiterek-Komplexes stammt von 2004 und wurde 2018 aktualisiert. Damit ging er an Kasachstan über, das nun für die Modernisierung verantwortlich zeichnet, während Russland die Trägerrakete beisteuert.

Sojus-2.1b-Start mit dem Erdbeobachtungssatelliten Chayyam für den Iran an Bord. (Bild: Roskosmos)

Zuvor hatte Borissow dem Start des iranischen Erderkundungssatelliten Chayyam (benannt nach einem Mathematiker des 12. Jahrhunderts) beigewohnt, der zusammen mit 16 russischen Kleinsatelliten mit einer Sojus-2.1b-Trägerrakete erfolgreich ins All geschossen worden war. Der Satellit, mit dem Aufnahmen von der Erdoberfläche gemacht werden können, wurde von russischen Firmen gebaut, was zu Spekulationen führte, dass sich Moskau mit ihm auch Zugriff auf gezielte Informationen beschaffen könnte.

Borissow nannte den Start einen wichtigen Meilenstein in der bilateralen Zusammenarbeit, der den Weg zur Verwirklichung neuer und noch größerer Projekte ebene. Das Thema Weltraum müsse von der politischen Konjunktur getrennt bleiben und dem Wohl der ganzen Menschheit und der Weltwissenschaft dienen.
Der Kommunikationsminister des Iran, Eisa Zarepour, sprach von einem historischen Tag und einem Wendepunkt für das neue Zusammenwirken zwischen beiden Staaten im Weltraum.
Es war dies der 12. russische Raketenstart in diesem Jahr und der vierte von Baikonur.

Gerhard Kowalski

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