Sojus startet Galileo-Satelliten und Kurzzeit-Mission

Vor Kurzem ist die russische Sojus-Rakete zweimal gestartet. Zum Einen wurde das europäische Satellitennavigationssystem Galileo mit zwei neuen Satelliten weiter aufgebaut, zum Anderen wurde das russische Sojus-Raumschiff zur Internationalen Raumstation für einen Kurzzeitaufenthalt gebracht.

Ein Beitrag von Martin Knipfer. Quelle: Europäische Union, Arianespace, Raumcon, NASA.

Die geplante Galileo-Konstellation. Die Satelliten sollen in drei Orbitebenen angeordnet werden – Illustration. (Bild: ESA)

Die Sojus-Trägerrakete ist zusammen mit der Proton seit eh und je das Arbeitstier der russischen Raumfahrt. Rechnet man die R-7 dazu, kommt man auf fast 1.000 Starts. Zumeist hat sich bei ihnen, dank zahlreicher Verbesserungen, über die Jahre die Sojus als zuverlässig erwiesen. Es ist daher gut zu verstehen, dass die Europäische Union für den Aufbau ihres Satellitennavigationssystems Galileo zunächst auf diesen Träger setzt. Galileo soll hochgenaue Ortung, Navigation und Zeitbestimmung erlauben und so dafür sorgen, dass Europa über ein eigenes, unabhängiges System verfügt. Im Gegensatz zum amerikanischen GPS und dem russischen Glonass wird Galileo von ziviler Seite und nicht vom Militär kontrolliert. Die fertige Galileo-Konstellation soll aus 30 Satelliten bestehen, die die Erde auf 23.200 km Höhe umkreisen.

Die Sojus-Rakete mit den Satelliten an Bord startet. (Bild: ESA)

Zunächst gab es jedoch Probleme beim Ausbau dieser Konstellation. Die ersten beiden voll einsatzfähigen Satelliten gelangten im August 2014 wegen einer zugefrorenen Treibstoffleitung der Oberstufe in einen falschen, unbrauchbaren Orbit. Erst im März 2015 konnten wieder zwei Satelliten erfolgreich in den geplanten Orbit gestartet werden. Am 11. September um 4:08 Uhr MESZ startete dann das nächste Paar vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana in den Weltraum, genannt Alba und Oriana. Alle Stufen der Sojus funktionierten wie geplant, sodass die Satelliten drei Stunden und 48 Minuten nach dem Start erfolgreich ausgesetzt werden konnten. Die Höhe der annähernd kreisrunden Umlaufbahn liegt bei etwa 23.500 km, die Inklination bei 57° zum Äquator. Jeder Satellit wiegt 680 kg und hat mit ausgefahrenen Solarpanels eine Spannweite von 14,8 m. Sie werden momentan noch getestet und in Betrieb genommen.

Die Galileo-Satelliten werden von der Fregat-Oberstufe getrennt – Illustration. (Bild: ESA)

Damit kreisen nun zehn Galileo-Satelliten um die Erde. Neben den Vieren, die bei den Starts im März und September ins All gelangten und momentan in Betrieb genommen werden, und den zwei Satelliten auf der falschen Umlaufbahn gibt es noch vier weitere Galileo-Satelliten, die jedoch nur als vorübergehende Lösung gedacht sind. Einer von ihnen ist mittlerweile ausgefallen, sodass momentan drei funktionstüchtige Galileo-Satelliten existieren. Die nächsten beiden sollen noch dieses Jahr am 17. Dezember gestartet werden, ihre Tests am Boden wurden vor Kurzem abgeschlossen. Weitere Satelliten werden momentan von dem Hersteller OHB Systems in Bremen gefertigt. Ab 2016 soll die Ariane 5 für weitere Starts dieser Satelliten genutzt werden, wodurch der Ausbau der Konstellation beschleunigt werden kann, da die Ariane vier statt zwei Satelliten auf einmal in die Umlaufbahn befördern kann.

Die drei Kosmonauten der Mission TMA-18M: Aimbetow, Wolkow und Mogensen. (Bild: NASA)

Doch die Sojus dient nicht nur zum Start von Satelliten. Regelmäßig startet sie auch das bemannte Sojus-Raumschiff zur Internationalen Raumstation ISS in einen niedrigen Erdorbit. Dabei handelt es sich um das derzeit einzige Raumschiff, mit dem Astronauten zur Station und wieder zurück zur Erde geflogen werden können. Auch das Raumschiff ist seit mehreren Jahrzehnten äußerst zuverlässig im Einsatz. Der jüngste Start war jedoch kein gewöhnlicher Besatzungsaustausch (drei Kosmonauten stoßen zu der Besatzung der Raumstation, drei andere landen mit einem anderen Raumschiff, das schon länger angedockt ist, wieder auf der Erde). Er hängt damit zusammen, dass der amerikanische Astronaut Scott Kelly und der russische Kosmonaut Michail Kornienko als Vorbereitung für künftige Langzeitmissionen statt den üblichen 180 Tagen ein ganzes Jahr im Weltraum verbringen. Das Sojus-Raumschiff ist dagegen darauf ausgelegt, nur 180 Tage im All zuverlässig zu funktionieren. Das heißt, dass Kelly und Kornienko nach ihrem Jahr im Weltraum nicht mehr mit der gleichen Sojus-Kapsel zurückkehren können, mit der sie gekommen sind. Sie müssen mit einer neueren Kapsel landen, die vorher geliefert wurde.

Die Sojus-Rakete startet zur Mission TMA-18M. (Bild: NASA)

Unter diesem Ziel stand die Sojus-Mission TMA-18M. Für die Langzeit-Astronauten sollte eine neuere Kapsel geliefert werden, während die Besatzung, die mit diesem Raumschiff hochgeflogen ist, mit der älteren Kapsel auf der Erde landen sollte, mit der Kelly und Kornienko gekommen sind. Die Raumschiffe sollten also „ausgetauscht“ werden. Für die „Lieferanten“ wurden Sergej Wolkow, Andreas Mogensen und Aidyn Aimbetow ausgewählt. Sergej Wolkow ist ein Veteran unter den russischen Kosmonauten, er flog bereits mehrmals mit der Sojus in den Weltraum. Der dänische Astronaut Mogensen von der europäischen Raumfahrtagentur ESA und sein kasachischer Kollege Aimbetow fliegen dagegen das erste Mal zur Station. Deshalb wurde Wolkow das Kommando über diese Mission übertragen. Um das Andocken ihres Raumschiffs zu erleichtern, wurde vorher an der ISS ein anderes Sojus-Raumschiff an einen anderen Andockknoten umgedockt. Pünktlich um 6:37 Uhr MESZ hob dann die Sojus-Rakete zur Mission TMA-18M vom Weltraumbahnhof Baikonur ab und beförderte das Raumschiff in den gewünschten Orbit.

Eine Sojus-Kapsel landet im März 2015. (Bild: NASA)

Das ursprünglich geplante schnelle Andockmanöver nur sechs Stunden nach dem Start wurde verworfen, weil die Internationale Raumstation ihren Kurs ändern musste. Eine alte, 1989 gestartete japanische Oberstufe einer Rakete wäre der Station sonst zu nahe gekommen. Deshalb näherte sich das Sojus-Raumschiff erst zwei Tage später automatisch an die ISS und dockte am 4. September um 9:42 Uhr an. Damit waren für eine kurze Zeit neun Astronauten an Bord der Station. Während Wolkow sechs Monate an Bord bleiben soll, stand für Aimbetow und Mogensen nur ein 10-tägiger Aufenthalt an. Aimbetow führte verschiedene Aufgaben für die kasachische Weltraumagentur durch, darunter die Beobachtung der Erde aus dem All. Andreas Mogensen arbeitete in dem europäischen Wissenschaftslabor Columbus und steuerte vom Weltraum aus den INTERACT-Roboter der ESA, mit dem Operationen im Sub-Millimeterbereich getestet wurden. Am 11. September stiegen dann Aimbetow, Mogensen und der russische Kosmonaut Gennadi Padalka, der einen sechsmonatigen Aufenthalt hinter sich hat, in das Sojus TMA-16M Raumschiff ein, das um 23:29 Uhr MESZ von der ISS abdockte. Der De-Orbit Burn, mit dem der Orbit des Raumschiffs so weit abgesenkt wird, dass es in die Atmosphäre eintritt, wurde eingeleitet, das Servicemodul und das Wohnmodul abgesprengt, sodass die Kapsel in die Atmosphäre eintreten konnte und um 2:53 Uhr sicher in der kasachischen Steppe landen konnte. Kelly und Kornienko haben inzwischen die Hälfte ihres Jahres auf der ISS hinter sich, sie sollen im März 2016 wieder zur Erde zurückfliegen.

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