Mit dem Raumschiff soll der zweite Teil der ISS-Expedition 35 zur Internationalen Raumstation gelangen. Die Sojus-Trägerrakete hob gegen 21.43 Uhr MEZ vom Startplatz auf dem Kosmodrom Baikonur ab.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Roskosmos, NASA, Raumcon, RN.
Die Besatzung besteht aus Pawel Winogradow, Christopher Cassidy und Alexander Misurkin. Erstmals soll das bemannte Raumschiff die Station innerhalb von nur 4 Erdumläufen, also etwa 6 Stunden nach dem Start, erreichen. Dieses Verfahren wurde zuvor drei Mal mit unbemannten Transportraumschiffen des Typs Progress-MM getestet.
Dies erfordert gegenüber dem bisher üblichen Vorgehen einige Änderungen. Diese betreffen sowohl die ISS-Bahn als auch die Technik an Bord des anfliegenden Raumschiffes. Am Prinzip des Verfahrens ändert sich allerdings nichts. Mit dem Start des Raumschiffes muss man warten, bis der Startplatz möglichst genau in der Bahnebene der Internationalen Raumstation liegt. Zusatzbedingung ist, dass die ISS erst kurz vor diesem Zeitpunkt den darüberliegenden Bahnpunkt durchflogen hat. Hier kommt nun der wesentliche Unterschied zum Tragen.
Beim Annäherungsverfahren innerhalb von 50 Stunden, wie es in den letzten Jahren immer zum Einsatz kam, kann die ISS bis zu 270 Grad dem Raumschiff vorausfliegen. Dafür benötigt sie 67 bis 68 Minuten. Dieser Umstand, dass die Bahnebene den Startort kreuzt und die ISS maximal 68 Minuten voraus ist, tritt täglich einmal ein.
Beim neuen Verfahren müssen die Anpassungsmanöver in kürzerer Zeit aufeinander folgen. In dieser Zeit kann das Raumschiff aber einen so hohen Phasenwinkel von 270 Grad nicht aufholen und gleichzeitig die Bahn der des Ziels angleichen. Der Winkel muss auf etwa 30 Grad begrenzt sein. Das bedeutet, dass die ISS keine 8 Minuten zuvor den Startplatz überflogen haben darf. Dieser Fall tritt nur im Abstand von etwa 3 Tagen einmal ein.
Um langfristig planen zu können, müssen daher die Bahnparameter der Raumstation, insbesondere Flughöhe und Umlaufzeit, über einen längeren Zeitraum konstant bleiben und können nicht an die Bedürfnisse wechselnder Nutzlastanforderungen angepasst werden. Dies ist seit Ende der Shuttle-Flüge gewährleistet. Die Bahn der ISS wurde seit 2011 mehrfach auf derzeit durchschnittlich etwa 410 Kilometer angehoben, die Umlaufzeit auf etwa 92,8 Minuten justiert.
Mit Progress-M16M wurde das schnellere Rendezvousverfahren erstmals getestet. Dabei wurden nach dem ersten Umlauf die Bahnparameter des Raumschiffes mit hoher Präzision vom Boden aus gemessen und zusammen mit den aktuellen Werten der ISS an das Raumschiff übermittelt. Es folgten zwei Bahnmanöver des Raumschiffs zur Reduzierung des Phasenwinkels. Diese müssen vom Raumschiff autonom ausgeführt werden.
Ergibt die anschließende Messung, dass die Manöver im Rahmen der festgelegten Toleranzen erfolgreich waren, werden zwei weitere Bahnkorrekturen ausgeführt, welche das Raumschiff im 4. Orbit zur ISS führen. Hier werden dann mittels des Rendezvoussystems Kurs relativ zur Station die notwendigen kleinen Lage- und Geschwindigkeitskorrekturen berechnet und vorgenommen, die letztlich zum Ankoppeln führen.
Auch der Zeitraum nach der Kopplung wurde etwas gestrafft. Der zunächst in den Konus eingdrungene Dorn wird eingezogen und sorgt dafür, dass sich die eigentlichen Haltebolzen den dafür vorgesehenen Einrastvorrichtungen nähern. Nach dem Einrasten werden die beiden Raumfahrzeuge mit großer Kraft aneinander gepresst, wodurch eine luftdichte Verbindung zustande kommt. Die Prüfung der Dichtheit dieser Verbindung soll nun schneller erfolgen, so dass die Raumfahrer bereits etwa 1,5 Stunden nach der Kopplung die Luken öffnen und ihre Sicherheitsanzüge ablegen können.
Zehn Minuten nach dem Start wurden das Erreichen des Orbits sowie das erfolgreiche Ausfahren der Solarzellenpaneele und Antennen gemeldet. Das erste Bahnmanöver ist bereits 45 Minuten nach dem Start geplant, die Kopplung soll gegen 3.30 Uhr MEZ stattfinden.
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