Sonnenobservatorium Koronas-Photon in Schwierigkeiten

Nachdem die wissenschaftlichen Instrumente an Bord von Koronas-Photon am 1. Dezember 2009 wegen Problemen mit der Stromversorgung abgeschaltet worden waren, ist der Kontakt zu dem Raumfahrzeug zwischenzeitlich verloren gegangen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: sat-nd, russianspaceweb.

Roscosmos
Koronas-Photon bei Startvorbereitungen an der Spitze des Trägers
(Bild: Roskosmos)

Im Juli 2009 begannen sich die Schwierigkeiten abzuzeichnen. Zwei Akkumulatoren an Bord des am 30. Januar gestarteten Satelliten, die für die Stromversorgung insbesondere dann benötigt werden, wenn das Raumfahrzeug nicht von Sonnenlicht beschienen wird und seine Solarzellenausleger keinen Strom erzeugen können, konnten nicht die eigentlich benötigte Energie bereitstellen. Auch Reserveakkumulatoren, die dann aktiviert wurden, gelang dies nicht. Seit diesem Zeitpunkt werden etwa einmal im Monat, wenn das Sonnenlicht nicht mehr ausreicht, die wissenschaftlichen Instrumente und die Heizgeräte an Bord von Koronas-Photon abgeschaltet. Die wechselnden Verhältnisse bei der Stromversorgung führten außerdem zum Ausfall eines Avionik-Untersystems und zur Aktivierung des entsprechenden Ersatzsystems.

Am 1. Dezember 2009 deaktivierte ein automatisches System des Satelliten einen Akkumulatorensatz vollständig, da er anscheinend nicht mehr zu betreiben war. Anschließend wurde die wissenschaftliche Nutzlast abgeschaltet. Mit der Restenergie aus einem noch eingeschalteten Akkumulatorsatz liefen Kommunikationsanlagen von Koronas-Photon noch etwa einen Tag, bis auch sie verstummten und der Kontakt zum Sonnenobservatorium verloren ging.

Roscosmos
Zyklon-3-Rakete mit Koronas-Photon auf der Startrampe
(Bild: Roskosmos)

Bis zum 11. Dezember 2009 ist es nicht gelungen, den auf einer Bahn mit einem Perigäum von 533 und einem Apogäum von 560 Kilometern über der Erde sowie einer Neigung von 82,5 Grad gegen den Äquator kreisenden Satelliten wieder erfolgreich anzusprechen. Die Chancen, noch einmal Kontakt zu dem nicht einmal ein Jahr im All befindlichen, auf dem Meteor-3M-Satellitenbus basierenden Raumfahrzeug zu bekommen, werden als gering eingestuft. Die ursprünglich angesetzte Lebenserwartung für Koronas-Photon im Weltraum betrug drei Jahre.

Die Auswahl des Satellitenbusses steht daher in der Kritik: Der verwendete Bus wurde ursprünglich vor allem für Erdbeobachtungssatelliten entwickelt. Sein zylindrischer Hauptkörper fliegt zum Zwecke der Erdbeobachtung mit einem Ende der Erde zugewandt. Das Thermalmanagement solcher Satelliten ist entsprechend ausgelegt. Die Erdbeobachtungssatelliten, die auf der Meteor-Plattform aufbauen, benötigten keine zusätzliche Heizgeräte. Da Koronas-Photon jedoch mit einem Ende seines Hauptkörpers dauerhaft zur Sonne ausgerichtet wird, können seine Seiten kaum Erwärmung durch Sonneneinstrahlung erfahren. Deshalb ist der Einsatz von elektrischen Heizgeräten nötig. Man vermutet, dass diese Heizgeräte die Fähigkeiten des Stromversorgungssystems an Bord von Koronas-Photon möglicherweise mehr als ausreizten und die Akkumulatoren den auftretenden elektrischen Lasten nicht gewachsen waren. Möglicherweise liegt außerdem ein Problem mit den Sensoren, die den Ladezustand der Akkumulatoren feststellen sollen, vor. Da diese Sensoren sich nicht von einer Bodenstation kontrollieren oder abschalten lassen, könnten sie im Fehlerfall die Deaktivierung eines an sich betriebsbereiten Akkumulatorensatzes auslösen, ohne dass es möglich ist, darauf Einfluss zu nehmen.

Koronas-Photon ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 33.504 bzw. als Objekt 2009-03A.

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