Telstar 18 VANTAGE ist im All. Noch während der Kommunikationssatellit auf der zweiten Stufe der verwendeten Falcon-9-Rakete unterwegs war, gelang die Landung der ersten Stufe auf einer Seeplattform.
Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: APT Satellite, Maxar, SpaceX, Telesat, U.S. Securities and Exchange Commission (SEC).
Um 4:45 Uhr Weltzeit (UTC) am 10. September 2018 erfolgte das Abheben der zweistufigen Falcon-9-Rakete von SpaceX mit dem Kommunikationssatelliten Telstar 18 VANTAGE alias APStar 5C für den Kommunikationssatellitenbetreiber Telesat mit Sitz im kanadischen Ottawa an Bord. Der Flug der mit den für eine erfolgreiche weiche Landung notwendigen Komponenten wie Landebeine und Steuerflächen aus Titan ausgestatteten Rakete begann von der Startrampe 40 auf Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida in der ersten Hälfte eines rund vier Stunden langen, ab 3:28 Uhr Weltzeit offenen Startfensters.
Für den transportierten Satelliten endete er mit dem Aussetzen auf der vorgesehenen Transferbahn, für die erste Stufe, den Core B1049, mit der Landung auf der Seeplattform “Of Course I Still Love You” (OCISLY) im Atlantik. Eine Bergung der beiden Hälften der Nutzlastverkleidung war nach Angaben von SpaceX nicht vorgesehen. Die erste Stufe der Falcon 9 in der Version Block 5 absolvierte mit Telstar 18 VANTAGE ihren ersten Flug,
Die Rakete mit Telstar 18 VANTAGE an Bord hatte bei Brennschluss der ersten Stufe zwei Minuten und 33 Sekunden nach dem Abheben eine Geschwindigkeit von rund 8.180 km/h und eine Flughöhe von rund 66 Kilometern erreicht. Die Stufentrennung erfolgte vier Sekunden nach dem Brennschluss der ersten Stufe. Sieben Sekunden nach der Stufentrennung begann die zweite Stufe ihre erste Brennphase.
Der Abwurf der Nutzlastverkleidung fand rund 44 Sekunden nach dem Beginn der ersten Brennphase der zweite Stufe statt. Diese Brennphase war dann acht Minuten und 14 Sekunden nach dem Abheben beendet. Es folgte eine Freiflugphase, an deren Ende rund 26 Minuten nach dem Abheben die zweite, 43 Sekunden kurze Brennphase der zweiten Stufe anschloss. Dann wurde der von SS/L gebaute Telstar 18 VANTAGE rund 32 Minuten nach dem Abheben von der zweiten Stufe abgetrennt.
Zum Abbau der nach dem Start verbliebenen Bahnneigung gegen den Erdäquator und dem Erreichen einer annähernden Kreisbahn auf dem Niveau des Geostationären Orbits (GEO) ist der Satellit mit einem sogenannten Apogäumsmotor ausgestattet. Maxar, die Konzernmutter von SS/L, teilte am 10. September 2018 mit, dass Telstar 18 VANTAGE die ersten nach seinem Start geplanten Manöver bereits wie vorgesehen ausgeführt hat. Der Satellit habe seine Solarzellenausleger entfaltet und werde noch am 10. September 2018 mit dem Einsatz seines Hauptantriebs beginnen, um sich in den geplanten Arbeitsorbit zu bringen.
Der für eine Position bei 138 Grad Ost im GEO vorgesehene neue Satellit mit einer Startmasse von rund 7.060 Kilogramm basiert auf SS/Ls Satellitenbus 1300. Seine Auslegungsbetriebsdauer beträgt 15 Jahre, innerhalb derer sein Betreiber Nutzer in Asien, China und im pazifischen Raum mit zahlreichen Kommunikationsdiensten versorgen will.
C-Band-Transponder der an Bord von Telstar 18 VANTAGE befindlichen Kommunikationsnutzlast sind Nutzern in einem Bereich von Asien mit Indien und Pakistan im Westen bis Hawaii im Osten gewidmet, und sollen ausserdem direkte Verbindungen zwischen beliebigen Standorten in Asien und solchen auf den amerikanischen Kontinenten ermöglichen. Ku-Band-Transponder auf dem neuen Satelliten will Telesat verwenden, um wachsende Märkte in China, in der Mongolei, in Südostasien und in der Pazifik-Region zu bedienen.
Unter anderem sieht Telesat Telstar 18 VANTAGE als Nachfolger für Telstar 18 vor. Telstar 18, ebenfalls eine auf dem Satellitenbus 1300 basierende Konstruktion von SS/L, kreist seit dem 29. Juni 2004 um die Erde und hat seine wegen eines seinerzeit zu tief liegenden Absetzorbits reduzierte Auslegungsbetriebsdauer von 13 Jahren bereits überschritten. Neben anderen redundanten Ausrüstungsbestandteilen ist einer von zwei Telemetriesendern von Telstar 18 ausgefallen. Ein 2011 an Bord von Telstar 18 installierter Softwarepatch soll gewährleisten, dass der Satellit auch dann noch Statusinformationen übermitteln kann, wenn es Probleme mit dem zweiten Telemetriesender gibt. Telesat hofft trotzdem, den alternden Satelliten mit neuen Aufgaben bis 2028 auf einer leicht inklinierten, das heißt gegen den Erdäquator geneigten Bahn weiterbetreiben zu können.
Telstar 18 VANTAGE hat wie sein Vorgänger Telstar 18 wieder eine Aufgabe im Netz der APT Satellite Company Ltd. (APT Satellite alias APSTAR) aus Hong Kong zu erfüllen. Dementsprechend bekommt der neue Satellit die Zusatzbezeichnung APStar 5C. Telstar 18 wird auch als APStar 5 geführt. Von den 38 C-Band-Transpondern von Telstar 18 verwendete APT Satellite nach eigenen Angaben 20, von den 16 Ku-Band-Transpondern neun. APT Satellite wird nach Informationen von Telesat 57,5 % der Kapazitäten von Telstar 18 VANTAGE (rund 36 Transponder) nutzen und hat 57,5% des für das Raumfahrzeug nötigen Kapitals gestellt. APT Satellite erwartet, mehr als 18 Jahre lang auf Telstar 18 VANTAGE zurückgreifen zu können.
Der neue Kommunikationssatellit wurde zwischenzeitlich auf einer knapp 27 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem erdnächsten Bahnpunkt von ~ 259 und einem erdfernsten Bahnpunkt von ~ 18.098 Kilometern über der Erde beobachtet. Von der erreichten Bahn muss der Satellit nun noch eine Geschwindigkeitsdifferenz von etwa 2.270 Metern pro Sekunde überwinden, wenn er auf einen GEO gesteuert werden soll.
Zum Bahnerhalt und gegenbenfalls zur Lageregelung gibt es an Bord von Telstar 18 VANTAGE vier elektrische Triebwerke, die je paarweise auf Auslegern montiert sind. Die Triebwerke sind vom Typ SPT-100 (СПД-100) von Fakel aus Russland und verwenden das Edelgas Xenon als Stützmasse. Außerdem besitzt der Satellit eine Anzahl von kleine chemischen Triebwerken, sowie ein größeres chemisches Triebwerk, das für die großen Bahnanhebungen Richtung GEO verwendet wird.
Telstar 18 VANTAGE alias APStar 5C (auch Asia-Pacific 5C, 亚太5C) ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.611 und als COSPAR-Objekt 2018-069A.
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