Spionagesatellit von Delta IV Heavy gestartet

Das US-amerikanische Unternehmen United Launch Alliance, kurz ULA, führte am gestrigen Montag, den 26. April 2021 um 22:47 Uhr deutscher Zeit erfolgreich seinen ersten Start für dieses Jahr durch. Zum Einsatz kam mit der Delta IV Heavy das größte Mitglied im Raketenarsenal der ULA.

Ein Beitrag von Patrick Schemel. Quelle: NRO, ULA, USAF.

Delta IV auf ihrer Startrampe, LC-6. Diese wurde ursprünglich in den Sechzigern für das nie realisierte Manned Orbiting Laboratory gebaut und später für polare Starts des Space Shuttle umgerüstet. Infolge der Challenger-Katastrophe kam das bereits fertiggestellte Pad jedoch nie hierfür zum Einsatz.
(Bild: ULA)

Die Nutzlast, NROL-82, ist ein Spionagesatellit für das NRO (National Reconnaissance Office), einem für Satellitenaufklärung zuständigen US-Geheimdienst. Es war der viertletzte Start für die Delta IV, deren kleinere Varianten bereits zugunsten der Atlas V und ihrem Nachfolger, der Vulcan, ausgemustert wurden. Obwohl das Wetter in den Vorhersagen eine eher geringe Startwahrscheinlichkeit voraussagte, konnte die Rakete im ersten Versuch vom Launch Complex-6 der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien aus abheben. Die zwei äußeren Booster der Delta IV wurden planmäßig nach rund vier Minuten abgetrennt, gefolgt von der zentralen Stufe zwei Minuten später. Daraufhin übernahm die zweite Stufe und als nach sieben Minuten nach dem Start die dreiteilige Nutzlastverkleidung abgeworfen wurde, endete die Liveübertragung auf Wunsch des Kunden.
Regierungsstellen bestätigten später auf Twitter, dass die Nutzlast erfolgreich ihre angestrebte Umlaufbahn erreicht habe.

Delta IV Heavy kurz nach dem Start von der Vandenberg Air Force Base mit dem Pazifik im Hintergrund.
(Bild: ULA)

Bei dem transportierten Satelliten handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen optischen Aufklärungssatelliten der „Kennen“-Baureihe (die wiederum Teil der KH-11-Familie von Spionagesatelliten ist). Nach allem, was man darüber weiß, ähneln diese vom Aufbau her dem Hubble-Teleskop, wobei allerdings die Kameras der Keyhole-Satelliten auf die Erde und nicht hinaus ins All gerichtet sind. Aufgrund einer Kollisionswarnung musste die ursprüngliche Startzeit um eine Minute verschoben werden. Grund war die Umlaufbahn eines Objekts, das der Rakete auf ihrer Flugbahn gefährlich nah hätte kommen können.

Nachdem es beim letzten Start einer Delta IV Heavy zu mehreren Verzögerungen und Abbrüchen infolge von Schäden (infolge von Verschleiß) an der Infrastruktur der Startrampe gekommen war, wurde diese an beiden Weltraumbahnhöfen (Vandenberg und Cape Canaveral) überholt. Offenbar erfolgreich, da es dieses Mal zu keinen bekannten Verzögerungen kam.

Für die vollgetankt 717 Tonnen schwere Delta IV Heavy war dies der 13. Start. Die Rakete setzt als weltweit einzige in allen Stufen ausschließlich flüssigen Wasserstoff und Sauerstoff ein, der in den drei Hauptstufen von jeweils einem RS-68 verbrannt wird. In der Oberstufe kommt das bewährte RL-10-Triebwerk zum Einsatz, das auch von der Atlas V und dem SLS verwendet wird.

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