TOPEX/Poseidon: Ein verdienter Ruhestand

Auf den ersten Blick wenig spektakulär und doch von essentieller Bedeutung ist die Arbeit im Bereich der satellitengestützten Erdbeobachtung. Seit jüngstem muss dort auf das Arbeitspferd TOPEX/Poseidon verzichtet werden.

Ein Beitrag von Florian Stremmel. Quelle: NASA/JPL.

Nach fast 62.000 Erdumrundungen im Dienste der Ozeanographie verlor der US-amerikanisch-französische Gemeinschaftssatellit durch den Ausfall seines letzten funktionierenden Drallrades seine Manövrier- und Orientierungsfähigkeit und damit die Möglichkeit, weitere Operationen durchzuführen. 13 Jahre lang versorgte er insgesamt mehr als 600 Wissenschaftler aus 54 Ländern mit seinen Daten, wie zum Beispiel 1997 mit der Vorhersage von El Nino. Aber auch zur Ozean- und Klimaforschung, Schiffrouten-Berechnung, zum Fischereimanagement und bei der Erforschung von Meeressäugetieren wurden seine Beobachtungen verwendet. Mehr als 2100 Forschungspublikationen stützen sich auf diese Daten. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählt die globale Bestimmung der Strömungszirkulation der Ozeane.

Quelle: NASA/JPL
Künstlerische Darstellung von TOPEX/Poseidon.
(Bild: NASA/JPL)

Aus einer Höhe von 1336 Kilometern beobachtete TOPEX/Poseidon die Weltmeere, und konnte dabei die Tiefe des Ozeanbodens unter ihm auf bis zu 4-5 cm genau bestimmen. Seine ursprüngliche Missionsdauer war auf fünf Jahre ausgelegt, doch schließlich wurde daraus die bis heute längste Radar-Mission im Erdorbit. Im Durchschnitt lieferte der Satellit pro 10-Tages-Zyklus 98 Prozent der verlangten Informationen.

Am 10. August 1992 wurde die gemeinsame Forschungsplattform gestartet, nachdem die NASA und das französische Centre National d’Etudes Spatiales bereits 1983 beschlossen hatten, ihre sich ähnelnden Vorhaben TOPEX bzw. Poseidon zu vereinigen. In der Erdumlaufbahn angekommen, revolutionierte der Erdbeobachtungssatellit die Ozeanwissenschaft, erstmals bot sich eine weltweite Abdeckung der Meeresgrund-Topographie, des weiteren konnte die kontinuierliche Entwicklung der Ozeane verfolgt werden. Auch deren Einfluss auf das Weltklima wurde untersucht.

Doch auf diese immer wichtiger werdenden Informationen muss in Zukunft nicht verzichtet werden. Bereits im Dezember 2001 wurde mit dem Satellit

Jason eine Folgemission gestartet, welche die Arbeit von TOPEX/Poseidon fortführt. Fast drei Jahre lang arbeiteten beide Systeme sogar als Tandem. Jason kartiert alle 10 Tage präzise die Höhe der Meeresoberfläche, registriert Windgeschwindigkeiten und Wellenhöhen von 95 Prozent der eisfreien Ozeanfläche und sorgt damit für einen wichtigen Beitrag zur Wetter- und Klimavorhersage. Eine weitere Mission ist für 2008 angesetzt. Damit wird die globale Erderwärmung nicht aufgehalten, kann jedoch viel genauer analysiert und vorhergesagt werden. Eine angemessene Reaktion der Menschheit auf den Klimawandel dürfte jedoch weit schwieriger sein als die erforderliche Datenbeschaffung.

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