Ulf Merbold, der erste Westdeutsche im All, wird heute 70 Jahre alt. Er ist mit seinen drei Missionen einer der erfahrensten deutschen Astronauten.
Ein Beitrag von Sascha Haupt. Quelle: NASA.
Ulf Merbold wuchs in Thüringen auf, verließ jedoch 1960, zehn Monate vor dem Mauerbau, die DDR und siedelte nach West-Berlin über.
Hier und später in Stuttgart studierte er Physik und promovierte 1976. Anschließend arbeitete Merbold ca. ein Jahr am Max-Plack-Institut für Metallforschung, bevor er sich bei der damaligen Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt als Astronaut bewarb und schließlich einer der ersten drei ESA-Raumfahrer wurde.
Die ESA hatte nach Astronauten für Missionen mit dem von ihr entwickelten Spacelab gesucht. Spacelab war ein begehbares Druckmodul, das in der Nutzlastbucht des Shuttles befestigt wurde und der Durchführung von Experimenten in den verschiedensten Forschungsdisziplinen diente. Dieses Druckmodul konnte durch eine oder mehrere Paletten für Außenexperimente ergänzt werden.
Als Gegenleistung für die Entwicklung des Systems und den Bau des ersten Druckmoduls – ein zweites wurde später von der NASA gekauft – wurde die ESA an der ersten Mission, STS-9, beteiligt, ohne dass sie Anteile der Flugkosten bezahlen musste. Sie stellte etwa die Hälfte der Experimente und eines der sechs Besatzungsmitglieder: Ulf Merbold, der damit nicht nur zum ersten Westdeutschen im All, sondern auch zum ersten Ausländer an Bord eines US Space-Shuttles wurde.
Zusammen mit seinen Mannschaftskameraden führte der ESA-Astronaut mehr als 70 vor allem physikalische Experimente durch.
Im Jahr 1992 konnte er im Rahmen der internationalen Spacelab-Mission STS-42 / IML-2 erneut ins All fliegen. Diese Mission diente vor allem der Biologie und Materialwissenschaft.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ergab sich für die ESA die Möglichkeit, neben den USA auch mit Russland bei Weltraummissionen zusammenzuarbeiten. So bezahlte die ESA für zwei Missionen ihrer Astronauten zur russischen Raumstation Mir. Im Rahmen der Euromir-24-Mission im Jahr 1994 arbeitete Merbold etwa einen Monat an Bord der Station und führte erneut zahlreiche Experimente durch. Dies sollte sein letzter Raumflug sein.
Neben seinen eigenen Missionen war Dr. Ulf Merbold auch an der Vorbereitung und Durchführung zahlreicher anderer Raumfahrtmissionen, etwa der beiden deutschen Spacelab-Flüge D-1 und D-2, beteiligt. Er blieb bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 bei der ESA tätig