Und sie bewegen sich doch!

Ein amerikanisches Wissenschaftlerteam hat durch eine siebenjährige Beobachtungsreihe erstmals nachgewiesen, wie eine andere Galaxis rotiert. Die Beobachtungen wurden an der Großen Magellanschen Wolke durchgeführt.

Ein Beitrag von Hans Lammersen. Quelle: sciendedaily.com.

NASA, ESA, A. Feild and Z. Levay (STScI), Y. Beletsky (Las Campanas Observatory), and R. van der Marel (STScI)
In diesem Bild wurde der Kontrast stark heraufgesetzt um auch die schwachen Ausläufer der Großen Magellanschen Wolke zu zeigen. Daneben ist der Vollmond zu sehen, um die Ausmaße der LMC zu verdeutlichen. Die Pfeile zeigen die Bewegung der beobachteten Sterne über die nächsten 7 Millionen Jahre. Demnach ist die aktuell gemessene Bewegung um Millionen mal kleiner als die hier gezeigten Pfeillängen. Die gemeinsame Richtung der Pfeile zeigt die Rotation der LMC.
(Bild: NASA, ESA, A. Feild and Z. Levay (STScI), Y. Beletsky (Las Campanas Observatory), and R. van der Marel (STScI))

Die 170 000 Lichtjahre entfernte Große Magellansche Wolke (engl.: Large Magellanic Cloud = LMC) ist eine der beiden Satellitengalaxien unserer Milchstraße. Sie ist, so wie ihr kleinerer Pendant, die Kleine Magellansche Wolke (engl.: Small Magellanic Cloud = SMC), von Mitteleuropa aus nicht zu beobachten, weil sie am Südhimmel steht. Es handelt sich bei beiden um irreguläre Zwerggalaxien, wobei die LMC mit 15 Milliarden Sternen dreimal mehr Sterne enthält als die SMC.

Nach den Analysen der Wissenschaftler brauchen die Sterne der LMC 250 Millionen Jahre, um das Zentrum zu umrunden. Die Erde braucht für eine Umkreisung des Kerns der Milchstraße in etwa die gleiche Zeit.

Bisher wurden die Rotationsgeschwindigkeiten von Galaxien durch Messung des Dopplereffekts auf zwei gegenüberliegenden Seiten einer ausgewählten Galaxie bestimmt. Die Sterne auf der einen Seite kommen uns scheinbar entgegen, und daher ist ihr Spektrum ins Blaue verschoben, während die Sterne auf der anderen Seite sich durch die Rotation scheinbar von uns entfernen, wodurch ihr Spektrum ins Rote verschoben ist. Nun kann man diese Messungen ergänzen durch die Seitwärtsbewegungen der Sterne und erreicht damit eine höhere Genauigkeit.

Das Team beobachtete für die Studie Sterne in 22 Bereichen und nutzte zwei Kameras des Hubble-Teleskops: Die Wide Field Camera 3 und die Advanced Camera für Surveys. Jedes der beobachteten Felder enthielt nicht nur dutzende von Sternen, sondern auch einen Quasar im Hintergrund, den die Astronomen benötigten um einen Fixpunkt zu haben, an dem sie die Bewegung der Vordergrundsterne der LMC messen konnten. Denn diese Bewegung ist extrem klein und daher schwer zu erkennen, so dass man schon das Hubble-Teleskop nehmen musste um überhaupt Erkenntnisse gewinnen zu können.

Obwohl die Große Magellansche Wolke 170.000 Lichtjahre entfernt ist, nimmt sie am südlichen Himmel einen Raum vom 20-fachen Vollmonddurchmesser ein. Sie umkreist auch als Ganzes unsere Milchstraße, allerdings nach den neuen Erkenntnissen schneller als bisher angenommen. Die Ergebnisse dieser langjährigen Studie sind wichtig, um weitere Einblicke in die Entwicklung der Sterne und Galaxien zu bekommen.

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