Unentdeckte Sterne

Der Galaxy Evolution Explorer hat einen großen Sternencluster, kurz NGC 362, in unserer Milchstraße entdeckt. Den aktuelle Daten und Bildern zu Folge, erscheinen die Sterne direkt neben der weiter entfernten Nachbargalaxie, der kleinen Magellanschen Wolke.

Ein Beitrag von Martin Ollrom. Quelle: NASA.

Die Kugelsternhaufen, zu denen dieser Fund gehört, sind vollgepackt mit alten Sternen, die in den verschiedensten Galaxien im ganzen Universum verstreut sind. NGC 362, etwa 30.000 Lichtjahre entfernt, kann auf aktuellen Bildern als eine Sammlung von leicht gelb schimmernden Sternen erkannt werden. Der große weiß-gelbe Punkt bildet das Zentrum des Clusters, in dem die Sterne so nahe beieinander sind, dass der GALEX (GALaxy Evolution eXplorer) sie nicht einzeln erfassen konnte.

GALEX/NASA/JPL
Der Sternencluster NGC 362, umgeben von seinen Ablegersternen und den Sternen der kleinen magellanschen Wolke
(Bild: GALEX/NASA/JPL)

Die leicht blau schimmernden Sterne, die den Clusterkern umgeben, werden übersetzt etwa “Ablegersterne” genannt. Diese Sterne besitzen eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer Sonne und stehen bereits am Ende ihrer Lebenszeit. Allerdings können sie um das Vierfaches heißer sein, als die Oberfläche unseres Heimatsterns (Sonne: ca. 6.000 Grad Celsius, Sterne in NGC362: bis ca. 25.000 Grad Celsius).

Ein sonnenähnlicher Stern verbringt die meiste Zeit seines Daseins damit, Wasserstoffkerne im Zentrum in Heliumkerne umzuwandeln. Sollte dem Stern der Wasserstoff im Kern ausgehen, so erweitert sich seine äußere Hülle und er wird zu einem roten Riesenstern, der nun in seiner Hülle den Wasserstoff fusioniert. Währenddessen verliert er viel Masse und schlussendlich beginnt er, das Helium im Kern ebenfalls zu fusionieren. Bei diesem Vorgang verliert er weiterhin an Masse und Größe, weswegen er nach diesem Prozess kaum wiederzuerkennen ist. Es kann schon mal vorkommen, dass ein derartiger Stern 85 Prozent seiner Gesamtmasse und/oder Gesamtgröße verliert. Was bleibt übrig? Ja, genau diese “Ablegersterne”, die meistens im ultravioletten Licht durch ihren sehr heißen Kern – oder das was von ihm übrig ist – sehr gut zu sehen sind.

Natürlich kann man auch jünge Sterne von der weiter entfernten kleinen Magellanschen Wolke erkennen, die etwa 200.000 Lichtjahre entfernt ist. Eigentlich sind diese Sterne um einiges heller als die Ablegersterne dieses Sternenclusters, jedoch kommt es dem menschlichen Auge gleich hell vor, da die Sterne der Magellanschen Wolke viel weiter weg sind. Im Vergleich sind diese magellanschen Sterne um einiges jünger, als die umgebenden Sterne von NGC 362. Während erstere nur geschätzte 10 Millionen Jahre alt sind, bringen es letztere auf an die 100 Millionen Jahre.

Manche der gelben Punkte auf diesen Bildern sind Sterne, die einfach gerade in der Sichtlinie des GALEX waren. Manche könnten jedoch jüngere “Ablegersterne” von NGC 362 sein. In diesem Punkt sind sich die Astronomen aber noch nicht einig. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass diese gelb schimmernden Sterne bei Sternenkollisionen innerhalb des Kugelsternhaufens entstanden sind.

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