Viele Fragen an Augustine-Kommission

Bei einer Anhörung des Chairmans der Augustine-Kommission vor dem Senatskomitee für Handel, Wissenschaft und Verkehrwesen wurden viele Fragen zum Bericht der Augustine-Kommission gestellt. Es war keine direkte Präferenz der Komiteemitglieder für eine der neuen Optionen oder eine Fortsetzung des Constellation-Programms erkennbar.

Ein Beitrag von Tobias Willerding. Quelle: NASA TV.

Am 16. September fand die Anhörung von Norman Augustine, Chairman der Augustine-Kommission, vor dem Senatskomitee für Handel, Wissenschaft und Verkehrswesen statt. Im Gegensatz zur gestrigen Anhörung vor dem Komitee des Repräsentatenhauses, wo Augustine viel Kritik von allen Seiten einstecken musste, war das Senatskomitee voll des Lobes für die harte Arbeit der Kommission. Das Komitee, allen voran Senator Nelson, stellte Augustine eine große Menge an diversen Fragen zu allen Aspekten des Berichtes, angefangen von der Motivation und Rechtfertigung für bemannte Raumfahrt, über das Ziel bis zu den verschiedenen Trägerkonzepten. Ein schneller „Einschuss“ – wie bei der gestrigen Sitzung des Komitees des Repräsentatenhauses – auf eine Fortsetzung des Constellationprogrammes war nicht zu erkennen.
Im Gegenteil zeigte sich das Komitee besorgt, dass die aktuelle Rückkehr zum Mond in der Öffentlichkeit nicht als etwas Neues, Bahnbrechendes wahrgenommen werden könnte, sondern nur als eine Wiederholung von bereits Erreichtem. Augustine sagte, dass die Augustine-Kommission diese Befürchtung teile und daher den „flexible Path“ als eine Option vorgestellt hätte, der ein alternatives Explorationsprogramm darstellt. Unter diesem Szenario würden eine Reihe von in der Öffentlichkeit sichtbaren Meilensteinen erzielt werden, wie ein Mondvorbeiflug, die Landung auf Asteroiden, Marsvorbeiflügen oder eine Landung auf einem Marsmond. Da das Ziel des bemannten Raumfahrtprogramms der USA die bemannte Marsmission sein soll, seien sowohl die Mondlandung als auch Missionen ins tiefere Weltall eine legitime Option. Denn um zum Mars zu kommen, müsse man lernen, sowohl auf lange Zeit im Weltall zu überleben – was die „flexible path“-Option erfüllt -, als auch das Leben auf der Planetenoberfläche lernen – was die Mondmission am ehesten liefert. Da die „flexible path“-Option „flexibel“ ist, ist auch eine bemannte Rückkehr zum Mond in den 2030ern unter dieser Option möglich.

Ebenfalls wurde die Schließung der Shuttle-Lücke („Gap“) diskutiert. Das Shuttle selbst ist die einzige Möglichkeit, diese Lücke zu schließen. Jedoch sollte man laut Augustine auch beachten, dass wenn man das Shuttle länger fliegen lässt, weniger Geld für die Entwicklung einer Schwerlastrakete vorhanden ist. Dadurch entsteht nach dem Ende der ISS eine zweite Lücke, wo zwar eine bemannte Transportmöglichkeit in den LEO vorhanden ist, aber man keine Schwerlastrakete hat, um zum Mond oder in den tiefen Raum zu fliegen, sodass man kein Ziel mehr hat, das man bemannt ansteuern könnte.

NASA
Bemannte Kapseln im Einsatz auf ursprünglich für militärische Anwendung entwickelten Raketen
(Bilder: NASA)

Der kommerzielle Crewtransport wurde ebenfalls angesprochen. Augustine wies darauf hin, dass die Gemini- und Mercury-Kapseln auf konvertierten militärischen Interkontinentalraketen (ICBMs) geflogen seien und es daher möglich sein sollte, auch bestehende Trägerraketen umzubauen, sodass Menschen mit ihnen starten können. Obwohl dies nicht ohne Risiko sei, könne dieses durch die Beteiligung von großen und kleinen Firmen minimiert werden. Die Vorteile seien es wert, dieses Risiko einzugehen. Auf diese Weise könne sich die NASA auf die Arbeit jenseits des niedrigen Erdorbits konzentrieren. Die bestehenden Raketen Delta IV und Atlas V seien – so Augustine – momentan nicht „human rated“. Es sei aber möglich, dies zu tun und da diese Trägerraketen auch von der Air Force benutzt werden, besteht die Möglichkeit von Kosteneinsparungen. Gleichzeitig gibt es aber das Problem einer notwendigen Absprache zwischen der NASA und der US Air Force, wer wann starten darf und welche Starts Priorität haben.

Ein weiteres Thema war der Abbruch von Ares I. Augustine wies darauf hin, dass bei einem Abbruch von Ares I nicht alles Wissen und damit investiertes Geld verloren wäre, sondern auf die Entwicklung einer vom Shuttle abgeleiteten Schwerlastrakete wie „Ares V lite“ angewendet werden könne. Bezüglich des anstehenden Ares-I-X-Testfluges sagte Augustine deutlich, dass dieser Flug stattfinden solle, weil dadurch wertvolles Wissen gewonnen werden könne, unabhängig davon, ob mit Ares I fortgefahren wird oder nicht. Trotz der technischen Probleme betonte Augustine, dass es die Ansicht der Augustine-Kommission sei, dass mit entsprechenden finanziellen Mitteln das Constellationprogramm eine gangbare Option ist.

Zum Schluss wurde Augustine noch nach orbitalem Treibstofftransfer und -depots gefragt. Darauf antwortete er, dass schon Wernher von Braun auf die vielen Vorteile von Treibstofftransfer in den Orbit hingewiesen habe. Die Augustine-Kommission empfiehlt daher die Entwicklung von entsprechenden Technologien im Rahmen des vorgeschlagenen Programms zur Technologieentwicklung. Die Optionen einer Shuttle-abgeleiteten Schwerlastrakete würden besonders von Treibstofftransfer profitieren, so Augustine.

Senator Nelson schloss mit den optimistischen Worten, dass seiner Meinung nach Obama ein „Visionär nicht unähnlich Kennedy“ sei und das Raumfahrtprogramm mit einer guten Vision und entsprechender Finanzierung versorgen werde.

Raumcon:

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