Wohin geht die bemannte US-Raumfahrt?

Mitte der Woche wurde eine Zusammenfassung der Ergebnisse der wochenlangen Arbeit des Review of U.S. Human Space Flight Plans Committee veröffentlicht. Anhand der angeführten Fakten soll in naher Zukunft eine Entscheidung über die zukünftige Entwicklung getroffen werden.

Ein Beitrag von Günther Glatzel und Daniel Schiller. Quelle: Review of U.S. Human Space Flight Plans Committee.

NASA
Bald wird man ein Shuttle-Cockpit nur noch in Museen bewundern können.
(Bild: NASA)

Grundsätzlich wird das Verlassen des erdnahen Raumes zu Forschungszwecken als übereinstimmendes Ziel gesehen. Diese Herausforderung, die auch international gemeistert werden kann, muss angemessen materiell unterstützt werden. Hierbei kann auch eine sich entwickelnde kommerzielle Raumfahrtindustrie ihren Beitrag leisten. Die bemannte Raumfahrt soll aber wieder mehr zur Quelle von Inspirationen werden.

Das Space Shuttle sieht man als einsatzbereites System, mit dem man nach Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten mittlerweile umfangreiche Flugerfahrungen gesammelt hat. Neue Systeme hätten das Potential zu höherer Sicherheit, müssten sich aber zunächst mit einem schwer kalkulierbaren Risiko bewähren. Die auf jeden Fall auftretende Lücke in der Möglichkeit der USA, Menschen ins All und speziell zur Internationalen Raumstation zu bringen, kann mit Hilfe internationaler Partner akzeptabel überbrückt werden. Ein weiteres unabhängiges Komitee soll Mehrwert, Aufwand und Risiken einer Rezertifizierung des Shuttles für eine Minimum-Startrate über 2010 hinaus prüfen.

Nutzung und Betrieb der Internationalen Raumstation durch die USA hängen prinzipiell vom Space Shuttle ab. Ohne dessen Einsatz sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Neue Fracht- und Personentransportmöglichkeiten stehen in den USA erst in einigen Jahren zur Verfügung. Richtigkeit und Umsetzbarkeit der bestehenden Konzepte müssten sich aber erst noch beweisen. Für die nächsten Jahre bliebe die Nutzung der Forschungskapazitäten der ISS nach der kostenintensiven Entwicklungs- und Aufbauphase als wichtige Aufgabe erhalten. Eine Erweiterung bis 2020 wird als gewinnbringend angesehen und kann die Fähigkeiten der USA erhalten, auch in Zukunft internationale Programme zu führen. Hierbei wird die internationale Kooperation als wichtiger Aspekt und Gewinn angesehen.

Das Constellation-Programm war mit dem anfangs angedachten Budget ein angemessenes Explorationsprogramm für den Mond. Die Fortführung der ISS-Aktivitäten, eine aus Sicherheitsgründen angeratene eventuelle Streckung der noch ausstehenden Shuttle-Einsätze und technische Probleme bei der Entwicklung eines Nachfolgesystems erfordern nun allerdings eine erweiterte Finanzierung. Das Orion-Raumschiff sieht man als vielseitiges und angemessenes Fahrzeug für die bevorstehende Exploration des Weltraums jenseits erdnaher Bahnen. Eine kleinere Kapsel könnte den Betrieb vereinfachen, würde die Entwicklung aber weiter verzögern und verteuern. Ein Neudesign muss wohl bedacht sein.

NASA
Blick auf das tagende Review of U.S. Human Space Flight Plans Committee
(Bild: NASA)

Schwerlastraketen werden als notwendig erachtet. Da sich insbesondere Ares V absehbar verzögert, wird empfohlen, auch über Alternativen wie DIRECT und SD-HLLV oder EELV nachzudenken. Allerdings sieht man zu kleine Raketen als zusätzlichen Risikofaktor, auch wenn man Kraftstoffdepots im All berücksichtigt. Hierbei könnten auch kommerzielle Anbieter eine tragende Rolle spielen.

Viele Möglichkeiten zur Kostensenkung sieht das Komitee indes nicht. Genannt wird hierbei lediglich eine hohe Startrate, wodurch die Grundkosten pro Start niedrig gehalten werden könnten und sich der zuvor betriebene Entwicklungsaufwand am ehesten armortisiere. Die NASA soll demnach Verträge mit garantierter Abnahme ausschreiben und die Entwicklung und Produktion der Industrie überlassen. Die Impulse hiervon sollen den Markt anstoßen und entwickeln, auch international.

Derweil kommen von verschiedenen Seiten Vorschläge und Gerüchte, durch die eine endgültige Entscheidung durch den US-Präsidenten noch beeinflusst werden soll. Die United Launch Alliance hat eine eigene Vision aufgeworfen, die den Einsatz existierender Technik wie Delta IV und Atlas V sowie deren Weiterentwicklung zu Schwerlastraketen und Trägern für die bemannte Raumfahrt vorsieht. NASA und Biegelow denken angeblich über die Verwendung eines aufblasbaren Wohnmoduls an der ISS nach und Orbital plant, bis 2016 eine bemannte Kapsel auf Cygnus-Basis zu entwickeln…

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