Auf der Internationalen Raumstation gab es in dieser Woche viele kleine Dinge zu erledigen. Außerdem wird der Frachter Progress-M 66 für seinen Abflug am 6. Mai vorbereitet.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.
Zu Wochenbeginn wurde das Acoustic Measurement Protocol initiiert. Dazu trugen Gennadi Padalka, Michael Barratt und Koichi Wakata kleine Mikrofone sowie Messgeräte und Speicher am Körper. Hiermit werden die Lärmpegel, denen die Raumfahrer ausgesetzt sind, über einen längeren Zeitraum erfasst. Außerdem wurden auch stationäre „akustische Dosimeter“ aktiviert. Diese Untersuchungen werden während jeder ISS-Expedition zweimal vorgenommen.
Mittlerweile wird das Frachtraumschiff Progress-M 66 auf seinen Abflug vorbereitet. Dazu überprüfte Koichi verschiedene Verbrauchsgüter, wie Blutanalyse-Kits und Transportverpackungen, auf ihre weitere Verwendbarkeit. Nicht mehr nutzbare Materialien werden aussortiert und ins Progress-Raumschiff transportiert. Nach dem Abkoppeln wird das Raumschiff gezielt zum Absturz gebracht und verglüht. Bis zum 4. Mai allerdings wird Progress-M 66 noch zur Kontrolle der Rollbewegungen der gesamten Station und für eventuelle Ausweichmanöver verwendet. In dieser Woche wurde Luft aus einem speziellen Tank des Raumschiffes dazu verwendet, die Atmosphäre in der Station aufzufrischen. Außerdem wurden verschiedene Tests ausgeführt und die Treibstoffleitungen durchgespült.
Ziele von Erdbeobachtungen waren u. a. die Galapagosinseln, Kilauea und Mauna Lea auf Hawaii, der Tschadsee, die Städte Bukarest, Mexico City, Key Largo, Rio de Janeiro und Tucson die Insel Madeira sowie der Villarrica-Vulkan in Chile. Vorgenommen wurden auch biochemische Urinanalysen sowie Untersuchungen der Luft- und Wasserqualität. Dabei wurde Wasser aus der Urinaufbereitungsanlage für hygienische Zwecke als geeignet eingestuft und freigegeben. Als Trinkwasser lässt es sich erst dann verwenden, wenn das gelöste Iodid ausgefiltert wird.
Im Rahmen von ALTEA (Anomalous Long Term Effects on Astronauts) wurden 6 Dosimeter in der Station aktiviert, mit denen die Strahlenbelastung gemessen wird. Auf demselben Gebiet wird auch mit den Experimenten Matroschka und Tissue Equivalent Proportional Counter Detector geforscht. Dabei werden der menschliche Körper bzw. lebendes Gewebe durch spezielle Materialien simuliert und damit praxisnähere Daten gewonnen.
Im Rahmen von Bildungsprogrammen wurden die Experimente Try Zero G und Photo-Moon durchgeführt. Bei letzterem fotografiert Koichi frei schwebend mittels Teleobjektiv Teile der Mondoberfläche. Aus der Position von Kratern ergeben sich dabei Noten, aus deren Größe die Tonlänge. Ziel ist die Erstellung einer Partitur für ein kosmisches Musikstück. Naja, die Japaner eben ;).
Weitere wissenschaftliche Experimente waren Relaksatsija zur Messung optischer Phänomene in der Erdatmosphäre, EarthKAM (Earth Knowledge Acquired by Middle School Students), bei dem mittels elektronischer Kamera Bilder von Gebieten der Erdoberfläche angefertigt und zur Auswertung an Schulen übertragen werden, Sonokard, bei dem Daten des Herz-Kreislaufssystems (EKG) ohne Anlegen von Elektroden einfach durch Tragen eines sensitiven T-Shirts gewonnen werden, SLEEP zur Untersuchung der Auswirkungen der Lichtbedingungen auf Schlaf-Wach-Rhythmus und Arbeitsfähigkeit der Raumfahrer sowie Bodies in the Space Environment (BISE), bei dem mittels computergenerierter Bilder der Zusammenhang zwischen psychischer und körperlicher Wahrnehmung untersucht wird.
Im Rahmen von Tipologija wird gemessen, wie das menschliche Gehirn in Stresssituationen reagiert und welches Stresslevel für das normale Arbeiten in der Raumstation geeignet ist. Dabei trug Gennadi Elektroden für ein EEG während er verschiedene Aufgaben löste. Dazu gehört adaptives Training nach Lüscher, mathematische Problemlösungsprozesse aber auch Computerspiele wie Minesweeper und Tetris.
Ein physikalischer Versuch, den Michael in dieser Woche durchführte, ist SPICE (Smoke Point in Co-flow Experiment). Dabei werden Verbrennungsprozesse im kontrollierten und von der Stationsluft hermetisch abgeschirmten Umfeld der Microgravity Science Glovebox so gesteuert, dass man den Punkt genau bestimmen kann, an dem es zu rauchen beginnt. Der diesmal verwendete Brennstoff enthielt 75% Propylen.
Die Tests am neuen russischen Orlan-MK-Raumanzug (integriertes EKG) konnten abgeschlossen werden, während im US-Schleusenmodul Quest aufgeräumt wurde. Außerdem wurde das Ladegerät 4 untersucht, das zuvor für die Tiefentladung einer Batterie verantwortlich war. Im russischen Ausstiegsmodul Pirs waren reguläre Tests an Schaltern und Sicherungen an der Reihe.
Probleme gibt es immer noch mit Computern in verschiedenen Stationsmodulen. Eines konnte offenbar dadurch beseitigt werden, indem man nach dem Herunterfahren für kurze Zeit die Batterien entfernte. Seit dem erneuten Hochfahren scheint alles normal zu funktionieren. Am Telemetriesystem in Swesda wird weiter gearbeitet. Außerdem wurde ein internes russisches Kommunikationssystem für Telefonie, Telegrafie, EVA-Kommunikation, Packet-Email und Steuersignale mit an- bzw. abfliegenden Raumschiffen (TORU) getestet. Alles in allem eine Menge Kleinkram, der neben der Kontrolle und Wartung der lebenserhaltenden Systeme, neben Sport und Hygiene auch irgendwann erledigt werden muss.
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