Am 24. April sind es 40 Jahre seit dem Landungsunfall des Sojus 1 Raumschiffes, bei dem der Kosmonaut Wladimir Komarov tragisch ums Leben kam. Dies war der schwerste einer langen Serie von Vorfällen, welche schliesslich mit zur Aufgabe des sowjetischen Mondprogramms geführt haben.
Autor: Igor Bissing und Axel Orth
Die Geschichte des heute sichersten Transportvehikels der Sojus-Serie begann am 28. November 1966 mit dem Start der unbemannten “Kosmos-133” (der vorläufige “Arbeitsname” dieser Mission). Ziel der Mission war es, die Systeme der neuentwickelten Rakete, auf deren Basis die Raumschiffe des sowjetischen Mondprogramms entwickelt werden sollten, zu testen. Geplant war der Start einer weiteren Sojus-Rakete, zwei Tage nach der ersten, mit drei Kosmonauten an Bord. Zwei davon sollten nach dem Ankoppeln an das erste Raumschiff in Raumanzügen durch den Weltraum zur “Kosmos-133” wechseln. Wäre dieser Start erfolgreich gewesen, wäre sie im Nachhinein in “Sojus 1” umbenannt worden.
Es kam aber ganz anders. Jurij Kazarov, der damals als Mitarbeiter des Wissenschaftlich-Technischen Ministeriums der UdSSR mit im Programm war, erinnert sich: “… Der Start ging problemlos vonstatten, bald aber stellte sich ein Treibstoffmangel im Manövrierungssystem (Steuerung der Lage und der Ankopplung) heraus. Das Raumschiff ging in eine Rotationsbewegung mit zwei Umdrehungen in der Minute über, was den Notausstieg aus dem Orbit noch mehr erschwert hat. Der Rat der Hauptkonstrukteure entschied darauf, auch den Start der zweiten Rakete am 14. Dezember unbemannt durchzuführen. Dieser schlug auch fehl, dazu kam noch die Zerstörung der Startrampe …”.
Doch der Druck durch die Verzögerung des sowjetischen Mondprojekts gegenüber dem amerikanischen wurde so gross, dass man sich – trotz der Fehlschläge – entschied, den ersten offiziellen “Sojus”-Start am 23. April 1967 im Vorfeld der Feier zum “Tag der internationalen Arbeitersolidarität” durchzuführen. Kommandant der Mission und der einzige Kosmonaut an Bord war Wladimir Komarov, der erst kurz zuvor 40 Jahre alt geworden war. Das Raumschiff erreichte problemlos den Orbit, doch dann begann eine ganze Pannenserie: “…erst schlug das Öffnen eines der Sonnenkollektoren fehl, daraufhin wurde der Befehl zur Ausrichtung auf die Sonne für den späteren Orbitausstieg nicht übermittelt, die Kurzwellenkommunikation brach ganz ab und mehr… “. Man brach den Flug nach der 18. Erdumrundung ab und setzte am 24. April 1967 zur Landung an. “… Die Bremstriebwerke haben gezündet, alles Beunruhigende schien vergangen zu sein. Bald brach die Kommunikation mit der Landungskapsel ab. Dies sollte auch so sein… Schweigend wartete man die Landung ab. Doch die Verbindung kam nicht wieder zu Stande. Die Zeit verging… Am Vorabend kam die codierte Nachricht: Der Kosmonaut ist gefallen.”
Minaviaprom, die für das Bremsfallschirmsystem zuständige Behörde, erklärte das Unglück später so: Das Fallschirmgehäuse wurde durch das Aufsprengen in einer dafür unvorgesehenen Höhe so stark deformiert, dass der Hauptschirm eingeklemmt wurde. Die Landekapsel schlug mit ca. 220 m/s auf.
Der letzte Flug von Wladimir Komarov dauerte 1 Tag 2 Stunden 17 Minuten und 3 Sekunden.
Nach dem sowjetischen Kosmonauten wurde unter anderem ein Mondkrater benannt.