Trägerrakete, Raumschiff und Startmannschaften sind im chinesischen Startzentrum Jiuquan eingetroffen. Einem baldigen bemannten Start scheint nichts entgegen zu stehen.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: Wen Wei Po, via SpaceDaily.com.
Die letzten Vorbereitungen der Mission Shenzhou 5 – des für diesen Oktober geplanten ersten bemannten Raumfluges der Volksrepublik China – schreiten offenbar gut voran. Vor wenigen Tagen vermeldete die Hong Konger Tageszeitung Wen Wei Po, dass die für den Flug vorgesehene Trägerrakete des Typs CZ-2F (Chang Zheng, zu deutsch „Langer Marsch“) bereits im Laufe der vergangenen Woche die Werkshalle ihres Herstellers, der Chinese Academy of Launch Vehicle Technology (CALT), nach der Absolvierung letzter Tests verlassen hat. Die inklusive Startturm 62 Meter hohe Rakete wurde auf einen Sonderzug verladen und umgehend Richtung Jiuquan, einer kleinen Stadt im Nordwesten der Provinz Gansu, abtransportiert. Auf der so genannten Dingxin Railway, einer militärisch betriebenen Bahnstrecke, erfolgte schließlich die Anlieferung der sensiblen Technik zu dem nach der gleichnamigen Stadt benannten Weltraumbahnhof, dem Jiuquan Satellite Launch Centre (JSLC). Gleichzeitig trafen die Startmannschaften im Kosmodrom ein, welche in den kommenden Wochen die speziell für bemannte Flüge geschaffene Startanlage auf die Erstmission vorbereiten sollen, so Wen Wei Po.
Dort, im JSLC begann man umgehend mit der Integration des Raumschiffes Shenzhou 5 (deutsch „Gottesschiff“) an der Spitze der Trägerrakete im vertikalen Zustand. Das Shenzhou-Raumschiff wurde etwa gleichzeitig mit der CZ-2F fertig gestellt und bestand bereits abschließende Tests in den Werkshallen. Für die Endmontage beider Komponenten wird eine riesige, rund 82 Meter hohe Montagehalle namens BLS (auch bezeichnet als Vertical Assembly and Testing Building, kurz VATB), genutzt. Diese ähnelt äußerlich eindeutig dem so genannten Vehicle Assembly Building der Amerikaner im Kennedy Space Center. Wann der Start stattfinden wird steht derweilen noch immer nicht offiziell fest. Das Xi’an Satellite Control Centre (XSLC) nannte in der Vergangenheit den 10. Oktober als potentiellen Termin, was bisher jedoch noch nicht bestätigt werden konnte. Allerdings spricht zum jetzigen Zeitpunkt vieles für eben dieses Datum: in der Woche zuvor wird in ganz China eine Festwoche zu Ehren des Jahrestages der Gründung der Volskrepublik zelebriert. Wenn der Tag gekommen ist, wird die Rakete samt Raumschiff auf einem großen Schienenfahrzeug langsam zur nur 1,5 Kilometer vom Montagebäude entfernte Startplattform gerollt.
In Reaktion auf den kürtzlich geschehenen tragischen Unfall im brasilianischen Weltraumzentrum Alcantara (Alcantara Space Center, ASC) betonte Long Lehao, Leiter des CZ-3-Raketenprogramms, dass es in China zu einer solchen Tragödie nicht kommen könne. Im brasilianischen Dschungel, im Nordosten des lateinamerikanischen Landes, starben am 22. August bei der Explosion einer selbst entwickelten VLS-Rakete im Rahmen letzter Startvorbereitungen mindestens 21 Personen. Die chinesischen Trägerraketen seien allesamt mit doppelten Sicherungssystemen versehen, vor allem existieren redundante Systeme in der Elektronik und den Signalübertragungs-Anlagen, was einen reibungslosen Start garantiert, wird Long zitiert. Sollten einzelne Hauptsysteme von Raumschiff oder Rakete ausfallen, würden sofort die Backup-Systeme einspringen um die defekten Komponenten überbrücken. Besonders in der Phase der letzten Minuten vor dem Start und beim Abheben müsse dadurch kein Startabbruch in Erwägung gezogen werden.