Wenig Hoffnung für verschollene Marssonde

Auf einer Pressekonferenz hatte die NASA keine guten Nachrichten über das Schicksal des Mars Global Surveyor (MGS), auch wenn die Suche noch nicht aufgegeben wird.

Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Spaceflight Now/Planetary Society. Vertont von Julian Schlund.

Seit Ende letzter Woche hielten alle Kameras des Mars Reconnaissance Orbiters (MRO) Ausschau nach dem MGS: 750 Bilder mit den einfachen „Star Tracker“-Navigationskameras, die den MGS höchstens in der Größe eines einzigen Pixels zeigen könnten, wurden aufgenommen sowie je eine Aufnahme mit dem immer noch relativ weitwinkligen „Context Imager“ und schließlich der Hochleistungskamera „HiRISE“.

Das Ergebnis gaben die Projektmanager Tom Thorpe, Fuk Li und Michael Meyer auf einer Pressekonferenz am Dienstag um 19:00 Uhr MEZ bekannt: Nicht eine einzige definitive Sichtung. Zwar läuft die Untersuchung der extrem großen Bilder der beiden wissenschaftlichen Kameras noch immer, aber viel Hoffnung besteht laut NASA nicht mehr, dass der MGS noch auf den Bildern gefunden wird.

NASA/JPL/Malin Space Science Systems
Bild von Mars Odyssey , aufgenommen 2002 vom MGS . So ähnlich hätte auch das Bild vom MGS selbst aussehen sollen.
(Bild: NASA/JPL/Malin Space Science Systems)

Dieses Ergebnis kann einerseits bedeuten, dass der MGS seit seinem letzten Funkkontakt am 5. November durch gravitative Bahnstörungen stärker als angenommen abgelenkt wurde oder gar durch Steuerdüsen-Zündungen aus seiner gewohnten Bahn abgewichen ist und sich dadurch nicht mehr dort befindet, wo man ihn vermutet.

Es kann andererseits auch einfach bedeuten, dass das MRO-Team seinen Satelliten noch nicht so perfekt beherrscht wie das MGS-Team den seinen, denn diesem war es 2002 sehr wohl gelungen, Bilder anderer Mars-Satelliten aufzunehmen. Allerdings hatten die Navigatoren da auch schon sechs Jahre Erfahrung mit der Feinsteuerung ihres Raumschiffs. Einfach ist die Aufgabe, ein Bild von einem sich schnell bewegenden, nur mehrere Meter großen Objekt an unsicherer Position in immerhin 100 Kilometern Entfernung aufzunehmen, jedenfalls ganz sicher nicht.

So oder so tappen die Ingenieure nun weiterhin im Dunkeln über die Lage der Sonde im Raum und die Stellung eines wahrscheinlich defekten Solarpaneels und können daher auch keine weiteren Schritte unternehmen, den Kontakt wieder herzustellen. Dass das letzte Funksignal vom MGS am 5. November sehr schwach war, und dass seitdem kein einziger Funkkontakt mehr zu Stande kam, ist ohnehin ungewöhnlich. Es lässt befürchten, dass der Mars Global Surveyor durch die Blockierung des Paneels in ungünstiger Stellung seine Batterien nicht mehr ausreichend nachladen konnte und ihm somit langsam die Energie ausging, bis der Bordcomputer und die Instrumente versagten.

NASA/JPL/Malin Space Science Systems
Eines der letzten Bilder des MGS : Wolkenbildung über dem Nordpol des Mars‘.
(Bild: NASA/JPL/Malin Space Science Systems)

Aber noch hat die NASA die Hoffnung nicht ganz aufgegeben. Heute und morgen soll vor Allem ein Versuch unternommen werden, ein einfaches Testsignal über den MGS an Opportunity zu senden. Sollte dieser es empfangen, würde er es an Mars Odyssey weiter leiten und von diesem würde es zurück zur Erde gelangen.

Falls dieser Versuch funktioniert, wäre es das ersehnte Lebenszeichen von der bisher erfolgreichsten Raumsonde, die je zum Mars geflogen ist. Fast auf den Tag genau 10 Jahre lang war der MGS in Betrieb, seine ursprünglich für zwei Jahre geplante Mission wurde mehrmals verlängert. Die NASA hat mit dem MRO zwar bereits den noch deutlich leistungsfähigeren Nachfolger des MGS vor Ort. Von daher ist der wahrscheinliche Verlust des MGS keine Katastrophe. Da der MRO aber den Mars quasi mit etwas anderen „Augen“ sieht, lassen sich seine Beobachtungen nicht unmittelbar mit früheren Beobachtungen des MGS vergleichen. Optimal eignen sich dazu nur aktuelle Beobachtungen des MGS selbst. Der zunehmende Charakter dieser Mission als Langzeitbeobachtung der Marsoberfläche war es also, der sie immer noch so wertvoll für die NASA machte, dass sie die Mission gleich um weitere 10 Jahre verlängerte. Es sieht aber nun so aus, als ob die lange und hoch erfolgreiche Karriere des MGS ein jähes Ende gefunden hat.

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