Wettersatellit Feng Yun 2G aus China gestartet

Am 31. Dezember 2014 startete von Xichang aus eine Rakete des Typs Langer Marsch 3A, um den gegenüber seinen Vorgängern verbesserten chinesischen Wettersatelliten Feng Yun 2G in den Weltraum zu bringen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: CASC, CAST, CMA, NSMC, Raumfahrer.net.

CASC
CZ-3A-Start mit Feng Yun 2G
(Bild: CASC)

Der Start erfolgte um 02:02 Uhr MEZ vom Satellitenstartzentrum Xichang (Xichang Satellite Launch Center, XSLC) in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Die Rakete hob um 09:02 Uhr Pekinger Zeit am 31. Dezember 2014 ab. Rund 24 Minuten später wurde Feng Yun 2G von der mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff betriebenen Oberstufe der Rakete ausgesetzt. Das dreistufige Projektil des Typs Langer Marsch 3A (Chang Zheng 3A, CZ-3A) flog die 203. Mission einer Rakete aus der Serie Langer Marsch.

Nach dem Start fielen, wie es in der Vergangenheit nach Raketenstarts von chinesischem Boden aus immer wieder vorgekommen ist, ausgediente Raketenteile auf bewohnte Gebiete des Landes. Über das Internet verbreitete Bilder zeigen Erwachsene und Kinder beim unbedachten Betrachten und Berühren eines Triebwerks der ersten Stufe der Rakete. In der ersten und der zweite Stufe der Rakete kommen giftige Substanzen als Treibstoff (unsymmetrisches Dimethlyhydrazin, UDMH) und Oxidator (Distickstofftretoxid, N2O4) zum Einsatz. Schutz und Aufklärung der Bevölkerung im Bereich der sogenannten Drop Zones für die ausgebrannten Raketenstufen sind offensichtlich absolut unzureichend.
Das von der Rakete ins All gebrachte Raumfahrzeug Feng Yun 2G besitzt nach Angeben der der Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization, WMO) eine Masse rund 1.380 Kilogramm, als Leermasse des Satelliten werden 680 Kilogramm genannt. Es erreichte eine Übergangsbahn mit einem der Erde nächsten Bahnpunkt (Perigäum) von 321 Kilometern über der Erde und einen erdfernsten Bahnpunkt (Apogäum) von 37.203 Kilometern über der Erde – also einen sogenannten Geostationary Transfer Orbit (GTO).

CMA
CMA-Mitarbeiter applaudieren zum gelungenen Start
(Bild: CMA)

Da der trommelförmige, spinnstabilisierte Satellit wie die Vorgänger aus seiner Baureihe im Geostationären Orbit (GEO) rund 35.786 Kilometer über der Erde eingesetzt werden soll, statteten seine Erbauer ihn mit einem abwerfbaren, FG-36 genannten Apogäumsmotor aus. Mit seiner Hilfe und der von kleinen Manövrier- und Lageregelungstriebwerken an Bord des Satelliten kann schließlich die vorgesehene Position im Geostationären Orbit erreicht werden.

Das zweite Raumfahrzeug aus dem dritten Produktionslos seiner Reihe (erstes Los Feng Yun 2A und 2B, zweites Los 2C bis 2E) wurde ebenso wie die verwendete Rakete von der China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC) und der Shanghai Academy of Spaceflight Technology (SAST) entwickelt.

Als Auslegungsbetriebsdauer des Satelliten, der von Chinas Nationalem Wettersatellitenzentrum (NSMC, National Satellite Meteorological Center) für die Chinesische Wetterbehörde (CMA, China Meteorological Administration) eingesetzt werden soll, nennt die CMA vier Jahre.

Im Bodensegment kann ein Command and Data Acquisition Station (CDAS) genanntes System Echtzeitdaten des Raumfahrzeugs mit einer Rate von 14.000 kpbs auf einer Frequenz von 1.681,6 MHz empfangen. Von sich zeitlich autark selbst steuernden Anlagen zur Datensammlung (Data Collection Platforms, DCPs) am Boden (innerhalb und außerhalb Chinas) können Daten an Bord des Satelliten über ein DCS für Data Collection Service genanntes System in den Frequenzbereichen 401,1 – 401,4 MHz und 402 – 402,1 MHz (UHF) mit Datenraten von jeweils 0,1 kbps erfasst werden, um diese dann anschließend über den Satelliten an das NSMC weiterzuleiten.

Daten von Feng Yun 2G werden darüber hinaus zukünftig auch über einen CMACast genannten Dienst zur Weiterleitung von DVB-Datenströmen, die auch andere Daten als die von Feng-Yun-2-Satelliten enthalten können, verbreitet. Eine Empfangsmöglichkeit für den auch FengyunCast genannten Dienst besteht über AsiaSat 4 bei 122,2 Grad Ost im Geostationären Orbit. Zum Empfang benötigen Nutzer in Asien und südpazifischen Gebieten eine Antenne mit einem Durchmesser zwischen 1,8 und 2,4 Metern.

Die Messtechnik und Instrumentierung an Bord von Feng Yun 2G ist gegenüber den Vorgängersatelliten aus der Feng-Yun-2-Serie nach Angaben der CMA in 25 unterschiedlichen Gesichtspunkten verbessert worden.

Das Hauptbeobachtungsinstrument des Satelliten ist ein weiterentwickeltes Radiometer, das S-VISSR (Stretched Visible and Infrared Spin Scan Radiometer) genannt wird. Es kann seine Beobachtungsaufgaben in fünf Spektralbereichen erledigen. Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts können bei Wellenlängen zwischen 0,55 und 1,0 Mikrometern erfolgen. Im Infraroten werden Bereiche zwischen 3 und 5, 10,3 und 11,3 sowie 11,5 und 12,5 Mikrometern abgedeckt. Ein zusätzlicher Bereich zwischen 6,2 und 7,6 Mikrometern dient speziell der Wasserdampf- bzw. Luftfeuchte-Bestimmung.

Bilder der Wolkenbedeckung können bei Tageslicht im Bereich des sichtbaren Lichts aufgenommen werden. Bei der tageszeitunabhängigen Erfassung der Wolkenbedeckung, der Messung der Temperatur am oberen Ende der Wolkenbedeckung, der Bestimmung der Oberflächentemperatur von Ozeanen und Oberflächenwinden kommt die Datengewinnung im infraroten Teil des Spektrums zum Zuge.

Vom Hauptinstrument gewonnene Daten können annähernd in Echtzeit in voller Auflösung von einer HRIT für High Rate Information Transmission genannten Anlage auf 1.687,5 MHz mit 660 kbps übertragen werden. Mit einer geringeren Geschwindigkeit von 150 kbps arbeitet LRIT (Low Rate Information Transmission), mit der es möglich ist, auf 1.690,5 MHz ausgewählte Informationen zur Erde zu senden.

Der Bestimmung des sogenannten Weltraumwetters in der unmittelbaren Umgebung des Satelliten dient ein als SEM für Space Environment Monitor bezeichnetes Sensorsystem. Ein SXM für Solar X-ray monitor genannter Sensor dient der Erfassung von von der Sonne kommender Röntgenstrahlung.

Mit den Instrumenten will man die von den Vorgängern begonnenen Messungen und Untersuchungen fortsetzen. Können die bald beginnenden Tests von Feng Yun 2G im All bei 99,5 Grad Ost im Geostationären Orbit erfolgreich abgeschlossen werden, möchte man den neuen Satelliten als Ersatz für Feng Yun 2D an einer Position bei 86,5 Grad Ost im Geostationären Orbit betreiben.

Eine Konstellation aus Feng-Yun-2-Satelliten besteht gewöhnlich aus zwei Satelliten im Regelbetrieb und einem Reserve-Raumfahrzeug. Aktuell arbeitet Feng Yun 2D (Start 2006) noch bei 86,5 Grad Ost, Feng Yun 2E (Start 2008) ist bei 104,5 Grad Ost aktiv. Feng Yun 2F (Start 2012) steht bei 112 Grad Ost. Mit Feng Yun 2H, dessen Start derzeit für das Jahr 2017 vorgesehen ist, hofft China, das Satellitensystem in der derzeitigen Ausgestaltung bis 2020 betreiben zu können.

Feng Yun 2G, auch als Fengyun-II 08 bezeichnet, ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 40.367 bzw. als COSPAR-Objekt 2014-090A.

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