Deutsche Astronomen haben mit Hilfe des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer den Stern WR102ka untersucht. Die Astronomen fanden heraus, dass dieser Stern eine millionenfach höhere Leuchtkraft besitzt als bisher angenommen. Noch erstaunlicher: Er wäre der zweithellste Stern in der Galaxie, der bisher bekannt ist.
Ein Beitrag von Michael Johne. Quelle: Spitzer Space Telescope.
Der untersuchte Stern WR102ka ist ein so genannter Wolf-Rayet-Stern. Wolf-Rayet-Sterne sind massereiche Sterne, die sich in der Spätphase ihrer Entwicklung befinden. Sie besitzen hohe Sternmassen von 10 bis 50 Sonnenmassen. Ein kennzeichnendes Merkmal der Wolf-Rayet-Sterne sind ihre starken Sternwinde. Typische Geschwindigkeiten liegen bei ca. 4.000 km/s. Dies entspricht einem Masseverlust von ungefähr 3 Sonnenmassen pro eine Million Jahre.
Der Stern WR102ka ist ca. 26.000 Lichtjahre von uns entfernt und befindet sich im weniger bekannten, aber schön anzusehenden „Pfingstrosen-Nebel“ (englisch: Peony nebula) nahe des Zentrums unserer Milchstraße. Dieser Nebel ist im Sternbild Schütze aufzufinden. Daher wird auch der Stern WR102ka von den deutschen Astronomen (unter der Leitung von Lidia Oskinova) scherzhaft als Pfingstrosen-Nebel-Stern bezeichnet.
Die deutschen Astronomen von der Universität in Potsdam haben nun WR102ka untersucht und ihre Ergebnisse veröffentlicht. Sie stellten zu ihrem Erstaunen fest, dass er eine Leuchtkraft von 3,2 Millionen Sonnen aufweist. Lediglich der bekannte Stern Eta Carinae weist eine noch höhere Leuchtkraft von 4,7 Millionen Sonnen auf. Eta Carinae ist mit seinen Helligkeitsveränderungen der letzten 300 Jahren und seinem bemerkenswerten Homunkulusnebel schon eine Einzigartigkeit für sich. In Sachen „Leuchtkraft“ stellt sich nun der Stern WR102ka als ebenbürtig heraus. Nach den bisherigen Ergebnissen hat dieser Stern die zweitgrößte bekannte Leuchtkraft. Die Astronomen betonen aber, dass die gemachten Messungen gewisse Unsicherheiten beinhalten. Da WR102ka hinter kosmischem Staub verborgen ist, weist die Messung der Leuchtkraft von WR102ka eine gewisse Fehlertoleranz auf. Anders ausgedrückt: Es kann sein, dass die Leuchtkraft von WR102ka sogar die Leuchtkraft von Eta Carinae übertrifft. Zukünfige Messungen werden dies wahrscheinlich zeigen.
Obwohl WR102ka schon längere Zeit bekannt ist, ist man bisher nicht auf seine extrem hohe Leuchtkraft aufmerksam geworden. Die Ursache hierfür ist der kosmische Staub: Das Sternlicht von WR102ka bahnt sich seinen Weg durch die dichten Staubregionen des „Pfingstrosen-Nebels“. Diese Staubregionen schwächen natürlich das sichtbare Licht des Sterns ab, das zur Erde gelangt. Und genau für solche Fälle wurde das Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer eingesetzt. Spitzer ist in der Lage, durch den kosmischen Staub hindurch sehen zu können. Auf diese Weise kann man die kosmischen Objekte in ihrer natürlichen Einzigartigkeit untersuchen.
Weiterführender Link: Brightest Star in the Galaxy has New Competition