Premierenstart von Wostotschny im dritten Anlauf gelungen. Ein Beitrag von Gerhard Kowalski.
Ein Beitrag von Gerhard Kowalski 11. April 2024.
Wostotschny, 11. April 2024 – Aller guten Dinge sind offenbar auch in Russland drei. Denn im dritten Anlauf ist am Donnerstag auf dem Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet endlich der Premierenstart der neuen schweren Trägerrakete Angara-A5 geglückt. Sie hob um 11.00 Uhr deutscher Zeit vom neuen Startkomplex Amur ab, teilte die GK Roskosmos mit. Rund 12,5 Minuten später sei die Orion-Oberstufe mit der nicht näher spezifizierten Nutzlast von der dritten Raketenstufe abgetrennt worden. Ein erster und zweiter Startversuch waren am Dienstag und Mittwoch kurz vor dem Abheben automatisch gestoppt worden.
Mit der Premiere beginnt die Flug- und Konstruktionserprobung des Trägers, die bis 2025 dauern soll. Die Rakete hat eine Startmasse von 773 Tonnen und kann 24,5 Tonnen in einen niedrigen Erdorbit hieven. Sie fliegt mit ökologisch sauberen Treibstoffkomponenten und soll die alten Proton-M-Raketen ablösen, die in Baikonur (Kasachstan) aufsteigen. Der Bau des Startkomplexes hatte 2018 begonnen und war im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Die Arbeiten wurden von zahlreichen Kaderwechseln und Gerichtsprozessen wegen Unregelmäßigkeiten überschattet. Zeitweilig stand die Baustelle unter der Kontrolle der Moskauer Generalstaatsanwaltschaft.
Von Wostotschny sollen künftig mit dem neuen Träger, der in einer schweren, mittleren und leichten Variante gebaut wird, alle Elemente und die Mannschaften der geplanten Russischen Orbitalstation ROS auf eine Polarbahn geschossen werden.
Bisher sind zwischen 2014 und 2022 je drei leichte Angara-1.2- und schwere Angara-A5-Träger versuchsweise vom nordrussischen Militärkosmodrom Plessezk im Gebiet Archangelsk gestartet.
Von dem ersten russischen Zivilkosmodrom Wostotschny sind seit 2016 lediglich 16 Sojus-2-Mittelklasse-Raketen in ihre Umlaufbahn geschossen worden. Starts zur Internationalen Raumstation ISS sind von hier nicht möglich, weil der Aufstieg über dem Pazifik erfolgen müsste und Russland für den Fall einer Havarie über kein entsprechendes Wasserrettungssystem verfügt.
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