Apollo 1 (AS-204)

Am 27. Januar 1967 brach während eines Tests auf der Startrampe ein Feuer in der Raumkapsel für die Apollo-Mission AS-204 aus. Die Astronauten Gus Grissom, Edward White und Roger Chaffee kamen ums Leben.

Ein Beitrag von Maria Steinrück.

Apollo-1-Missionspatch. (Bild: NASA)
Apollo-1-Missionspatch. (Bild: NASA)

Apollo 1 war als der erste bemannte Flug eines Apollo-Raumschiffes geplant. Ursprünglich wurde die Mission mit der Seriennummer der Saturn 1B-Rakete AS-204 bezeichnet, nach dem Unfall wurde sie jedoch offiziell Apollo 1 genannt.

Die Astronauten

Für die Mission wählte man als Kommandanten Virgil Grissom. Er sollte zusammen mit Edward White und Roger Chaffee fliegen. Zur Ersatzmannschaft gehörten Walter Schirra, Donn Eisele und Walter Cunningham, die später mit Apollo 7 ins All flogen.

Virgil I. Grissom, meist Gus genannt, war, wie die meisten damaligen Astronauten, bevor er zur NASA ging, Testpilot gewesen. Er gehörte zur ersten Astronautengruppe der NASA, den Mercury 7. Sein erster Raumflug war Mercury-Redstone 4, ein suborbitaler Flug. Damit wurde er der zweite Amerikaner im Weltall. Er war Kommandant von Gemini 3, der ersten bemannten Gemini-Mission, die er gemeinsam mit dem Piloten John Young durchführte, und war so der erste Mensch, der zweimal ins All flog.

Die Crew von Apollo 1: Gus Grissom, Edward White und Roger Chaffee. (Bild: NASA)
Die Crew von Apollo 1: Gus Grissom, Edward White und Roger Chaffee. (Bild: NASA)

Edward H. White gehörte zur zweiten Astronautengruppe. Seine erste Mission war Gemini 4. Während Kommandant James McDivitt in der Raumkapsel blieb, führte Edward White einen Außenbordeinsatz durch. Er war also der erste amerikanische „Weltraumspaziergänger“. Er war auch der Kommandant der Ersatzmannschaft für Gemini 7.

Roger B. Chaffee wurde in die dritte Astronautengruppe der NASA aufgenommen. Apollo 1 sollte sein erster Raumflug werden.

Der Plugs-Out Test

Am 27. Januar 1967 sollten die Astronauten auf der Startrampe den sogenannten Plugs-Out Integrated Test durchführen. Bei diesem Test werden alle Verbindungen zwischen Raumschiff und Startrampe getrennt, um den Start der Rakete zum Mond zu simulieren. Dazu klettern die Astronauten in ihren Druckanzügen in ihr Raumschiff und gehen die notwendigen Prozeduren durch. Die Brennstoffzellen werden jedoch nicht in Betrieb genommen, da das Raumschiff noch nicht betankt ist. Stattdessen wird das Raumschiff mit Strom von außen versorgt. Bis Apollo 1 hielt man diesen Test nicht für kritisch.

Das Apollo-Raumschiff, das für Apollo 1 geplant war, hatte die Nummer 012. Beim Test dieses Raumschiffs sollte besonders darauf geachtet werden, dass keine Störungen zum Zeitpunkt der Trennung auftreten. Außerdem war am Ende des Tests noch eine Probe der Notausstiegsverfahren geplant.

Der Test begann um 7:55 Uhr Ortszeit auf der Startrampe 34 in Cape Canaveral, Florida, als die Energieversorgung des Raumschiffs aufgebaut wurde. Um 13:00 betraten die Astronauten die Raumkapsel. Gus Grissom, der Kommandant, bemerkte einen seltsamen Geruch. Dieser hatte jedoch kaum mit dem späteren Feuer zu tun. Der Countdown wurde zwar angehalten, aber um 14:42 Uhr mit dem Schließen der Luke fortgesetzt. Von da an traten immer wieder Kommunikationsprobleme auf. Man versuchte, diese zu beheben, es gelang jedoch nicht ganz. Um 18:20 hielt man den Countdown noch einmal an, um eine Lösung zu finden. Zu diesem Zeitpunkt war der Countdown T-10 Minuten, also zehn Minuten vor dem simulierten Raketenstart.

Feueralarm und Löschversuche

Um 18:31:04 Uhr Ortszeit berichtete einer der Astronauten, vermutlich Roger Chaffee, von einem Feuer in der Raumkapsel. Die Astronauten konnten die Luke jedoch nicht öffnen. Das Personal an der Startrampe eilte zum White Room, über den die Astronauten in das Raumschiff ein- und aussteigen. Um 18:31:19 Uhr brach die Raumkapsel auf Grund des vom Feuer erzeugten Überdrucks, drei Sekunden später endeten alle Datenübertragungen des Raumschiffs. Feuer wurde auch von außen sichtbar.

Das Innere der Besatzungskabine nach dem Brand.
(Bild: NASA)
Das Innere der Besatzungskabine nach dem Brand.
(Bild: NASA)

Auf der Startrampe versuchte man nun, das Feuer mit Feuerlöschern zu bekämpfen. Eineinhalb Minuten nachdem die Crew das Feuer bemerkt hatte, starteten die ersten Versuche, die Luke von außen zu öffnen. Jedoch hielten das Feuer und der starke Rauch das Personal auf der Startrampe davon ab. Einige Mitarbeiter konnten Gasmasken auftreiben, gegen den dichten Rauch halfen jedoch selbst diese kaum.

Um 18:36 Uhr konnten schließlich die Luken geöffnet werden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Astronauten bereits mehrere Minuten tot. Ungefähr um 18:40 Uhr erreichte die Feuerwehr die Startrampe. Zur gleichen Zeit versuchte man, Edward White aus der Kapsel zu bergen.

Es stellte sich heraus, dass die Anzüge der Astronauten mit den Sitzen und anderen Oberflächen in der Kapsel verschmolzen waren. Dadurch wurde es extrem schwierig, die toten Astronauten aus dem Raumschiff zu bergen. Das beschädigte Raumschiff wurde zunächst fotografiert. Siebeneinhalb Stunden nach dem Feuer konnten die Leichen geborgen werden.

Ursache und Verbesserungen

Nach dem Feuer wurde die Kapsel zunächst auf der Startrampe untersucht, dann wurde sie von der Rakete gehoben und ins Pyrotechnikinstallationsgebäude gebracht, weil man sie dort besser untersuchen konnte.

AS-204-Besatzungskabine nach dem Brand ohne Liegen und mit nachträglich eingezogenem Arbeitsboden. (Bild: NASA)
AS-204-Besatzungskabine nach dem Brand ohne Liegen und mit nachträglich eingezogenem Arbeitsboden. (Bild: NASA)

Die Ursache für das Feuer war vermutlich ein beschädigtes Kabel, welches genau, konnte man jedoch nicht mehr feststellen. Der Brand war in der linken Ausrüstungsbucht ausgebrochen, links von Kommandant Gus Grissom.

Es wurden viele Mängel an dem Raumschiff festgestellt, die Untersuchung führte letztlich zu etlichen Verbesserungen.

Die Astronauten hatten zum Beispiel die Luke nicht öffnen können. Damals bestand die Luke aus mehreren Teilen, einer inneren, einer äußeren und einer dritten, die nach dem Start gleichzeitig mit dem Rettungsturm abgetrennt wurde. Die innere Luke ließ sich jedoch nur nach innen öffnen.

Gleichzeitig bestand die Atmosphäre im Raumschiff aus reinem Sauerstoff. Dadurch verbreitete sich das Feuer rascher als in der normalen Erdatmosphäre. Damit genügend Sauerstoff zum Atmen für die Crew vorhanden war, pumpte das Lebenserhaltungssystem mehr Sauerstoff in die Kapsel. Der Druck im Raumschiff stieg rasch an. Die Luke ließ sich gegen den Druck im Inneren der Kapsel jedoch nicht mehr öffnen.

Um einen weiteren ähnlichen Vorfall zu vermeiden, wurde die reine Sauerstoffatmosphäre in zukünftigen Apollo-Raumschiffen auf der Startrampe und während dem Start durch ein Gemisch aus Sauerstoff und Stickstoff ersetzt. Im All wurde der Stickstoff jedoch wieder gegen Sauerstoff ausgetauscht.

Die Luke wurde ebenfalls überarbeitet, sodass sie sich schneller und auch bei höherem Innendruck öffnen ließ.

Des weiteren stellte man fest, dass die bis dahin verwendeten Raumanzüge aus Nylon nicht feuerfest und daher ungeeignet waren. Auch sie wurden komplett überarbeitet.

Auch die elektrischen Systeme wurden verbessert. Viele Tests, die vorher als ungefährlich galten, wurden nun als kritisch angesehen. Auf der Startrampe musste während dieser Übungen die Feuerwehr bereit stehen.

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