Ariane-Teil vor dem Verglühen

Runter kommen sie alle – so oder so ähnlich lautet ein alter Fliegerspruch.
Nachdem am 30. August 2010 ICESAT nach 7 Jahren Betrieb über der Barentssee verglühte, wird in wenigen Stunden eine Ariane-Transporthilfe, welche vor gut einem Jahr NSS 12 und THOR 6 ins All begleitete, verglühen.

Ein Beitrag von Thomas Wehr. Quelle: Arianespace, SES WORLD SKIES, SS/L, Telenor, Thales Alenia Space, JSpOC.

Space Systems/Loral (SS/L)
NSS-12 im Test
(Bild: Space Systems/Loral (SS/L))

Vor rund elf Monaten, am 29. Oktober 2009, brachte eine Ariane 5, vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, die Kommunikationssatelliten NSS 12 und THOR 6 ins All. Während die Hauptstufe wenige Minuten nach dem Start vor Afrika in den Atlantischen Ozean, den Golf von Guinea, fällt, befindet sich die Oberstufe ESC-A (2009-058C , ID36034) mit den Nutzlasten NSS 12 (2009-058A, ID36032) und THOR 6 (2009-058B, ID36033) beide von einer SYLDA (SYLDA ist die Abkürzung von „Système de Lancement Double Ariane“, Ariane-Doppelstartvorrichtung, 2009-058D, ID36035) voneinander getrennt auf dem Weg in einen Geo-Transfer-Orbit, eine hochelliptische Bahn, welche ihre Erdferne in der Nähe der geostationären Umlaufbahn hat. (In der Geostationären Umlaufbahn bleibt ein Objekt scheinbar immer über demselben Punkt auf der Erde.)

Bereits rund 25 Minuten nach dem Start ist der „Einschuss“ in diese Bahn erfolgt und das Triebwerk der Oberstufe ESC-A wird in einer Höhe von rund 600 km abgeschaltet. Nun folgen nach und nach die Trennungen von NSS 12, in 859 km, SYLDA 5, in 1.279 km und THOR 6 in 1.717 km Höhe.

Ariranespace/ESACNES/CSG
THOR 6 in Kourou
(Bild: Ariranespace/ESA/CNES/CSG)
Arianespace/ESA/CNES/CSG
Ariane 5 ECA startet mit NSS 12 und THOR 6
(Bild: Arianespace/ESA/CNES/CSG)

Bei der Doppelstartvorrichtung SYLDA 5 handelt es sich um eine Nutzlast-Träger- und Schutzstruktur, welche NSS 12 trägt und gleichzeitig THOR 6, welcher unter ihr verborgen ist, schützt. Die SYLDA gibt es in 7 Versionen (Höhen: 4,9 Meter bis 6,4 Meter, Massen: 400 Kilogramm bis 530 Kilogramm.) Ohne sie ist ein Satellitendoppelstart auf der Ariane 5 nicht denkbar.

Während die Satelliten ihre Position im geostationären Orbit von 35.798 km mal 35.774 km (NSS 12) und 35.794 km mal 35.778 km (THOR 6) einnehmen, verbleiben auch Raketenstufe und SYLDA, allerdings als Weltraumschrott, im Orbit.

Weltraummüll ist langlebig
Die Raketenstufe, aufgrund ihrer hohen Masse nur gering durch die Restatmosphäre abgebremst, bewegt sich momentan auf einer hochelliptischen Bahn von 33.788 km mal 208 km und wird noch weitere Monate im All verweilen. Die SYLDA 5, wegen einer solchen Doppelstartvorrichtung aus dem Jahre 2006 (Objekt 2006-033C) musste die ISS im September 2009 fast einmal ausweichen, befindet sich zur Zeit auf einer Umlaufbahn, welche mit ca. 1.953 km mal 127 km angegeben wird. In dieser Höhe ist die Restatmosphäre bereits so stark, dass man in wenigen Stunden mit einem Wiedereintritt und dem Verglühen der Doppelstartvorrichtung rechnet. Eine Inklination des Objektes von 6,2 Grad verbietet eine Beobachtung des Wiedereintritts in europäischen Breiten.

Astrium ST
Beispiel einer SYLDA – hier SYLDA 5 K für V196 in Les Mureaux
(Bild: Astrium ST)

Die amerikanische Raumüberwachung, die auch die Annäherungswarnungen für Satellitenbetreiber verfasst, gibt das mögliche Wiedereintrittsfenster mit 2010-09-09 14:15:00 Uhr GMT +/- 15 Stunden an. Wo genau die SYLDA verglühen wird ist im Moment noch fraglich. Allerdings wird davon ausgegangen, dass die SYLDA restlos verglüht.

Insgesamt sind bereits neun SYLDAs verglüht davon sieben vom Ariane 3 und zwei vom Ariane 5 Typ. Allerdings befinden sich noch 39 SYLDAs im Orbit – zwei vom Ariane 3 und 37 vom Ariane 5 Typ. Die älteste SYLDA ist seit dem 4. August 1984 im All. Ihr Orbit von 33.453 km mal 665 km lässt sie wohl auch noch länger „oben“ bleiben, währenddessen eine Ariane-5-SYLDA (2001-029D , ID 26866), welche am 12. Juli 2001 gestartet wurde, die nächste sein dürfte, welche wiedereintritt.

Raumcon:

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