Atlantis-Start wohl frühestens im November

Leider lässt sich kein eindeutiger Herstellungsfehler am externen Tank der Discovery identifizieren und damit dürfte sich der Start der Atlantis mindestens bis November verschieben.

Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Spaceflight Now.

Die NASA hatte ursprünglich geplant, die Atlantis schon am 9. September zu starten. Aber dann verzögerten sich sowohl der Start der Discovery als auch ihre Landung, und da die Discovery für eine eventuelle Rettungsmission bereit stehen muss, schmolz das Startfenster schon allein deswegen auf nur noch wenige Tage zusammen.

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Schaumstoffverlust-Bereiche am externen Tank bei Mission STS-114 (zum Vergrößern anklicken).
(Bild: NASA)

Dazu kommt nun noch, dass das „Tiger-Team“ der NASA noch keine offensichtlichen Herstellungsdefekte gefunden hat, die das potenziell katastrophale Abplatzen von Schaumstoff vom externen Tank der Discovery beim Start am 26. Juli erklären könnten. Obwohl eine Vielzahl von möglichen Behebungen noch untersucht wird, weiß noch niemand, wann man die Grundursache gefunden haben wird, und damit gibt es fast keine Chance mehr, dass der nächste Shuttle-Start im September statt finden kann.

„Da gab es nichts, was diesen speziellen externen Tank – und damit sein Versagen – wirklich einzigartig macht gegenüber den anderen Tanks und was es uns leicht machen würde, einfach zur Tagesordnung überzugehen und mit dem nächsten Tank zu starten“, sagte Bill Gerstenmaier, Manager des NASA-Raumstationsprogramms. „Wenn ich von den vorläufigen Ergebnissen des Teams ausgehe, dann denke ich, dass wir wahrscheinlich irgend eine mäßige technische Modifikation an den Tanks machen müssen, und dies wird sich natürlich auf das September-Startfenster auswirken. Wir werden es wahrscheinlich nicht bis dahin schaffen.“

Letze Woche hatte die NASA bestätigt, dass während der Herstellung des externen Tanks Ingenieure eine leichte Beschädigung im Bereich der „PAL-Rampe“ des Tanks hatten reparieren müssen, in der das größte Schaumstoffstück abgeplatzt war. Aber Gerstenmaier sagte nun, dass die fragliche Beschädigung gerade mal einen halben Zentimeter gemessen habe und dass „dies allein wahrscheinlich nicht genug ist, die große Abplatzung zu erklären, die wir gesehen haben. Wir müssen dies noch bestätigen, aber es gibt wahrscheinlich noch eine andere Ursache.“

„Wahrscheinlich war die Grundursache eine gewisse Kombination von Ereignissen“, sagte er. „Aber wir können bisher nichts erkennen, was das sein sollte. Wir müssen es weiter untersuchen. Es gibt keine sofortige Antwort.“

Ungeachtet der offensichtlichen Probleme habe Discoverys Tank aber doch gut funktioniert, sagte Gerstenmaier weiter.

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Die Discovery im Dryden-Center der NASA, in Vorbereitung ihres Überführungsfluges zum Cape Canaveral.
(Bild: NASA)

„Wenn Sie die gesamte Menge von Schaumstoff auf dem Tank bedenken, dann hat der Tank phänomenal gut funktioniert“, sagte er. „Wenn Sie es emotional betrachten, sind Sie vielleicht enttäuscht. Aber wenn Sie auf die harten technischen Fakten sehen, dann bekommen Sie ein anderes Gefühl.“

Beim Start trug der Tank etwas über zwei Tonnen Schaumstoffisolation. Den Filmen und Fotografien während und nach dem Start zu Folge hat er davon insgesamt gut ein halbes Kilogramm verloren.

„Das ist eine ziemlich kleine Zahl, etwa 0,5 von 2.000 Kilogramm“, sagte Gerstenmaier. „Es ist noch nicht das, was wir uns wünschen, aber es gibt Ihnen einen Eindruck von der Gesamtperformance.“

Insbesondere der „Zwischentank-Flansch“, also der Bereich zwischen dem Wasserstoff- und dem Sauerstofftank, der nach der Columbia-Katastrophe erheblich überarbeitet wurde, habe sehr gut abgeschnitten. „Wir hatten zwei kleine Ausbrüche von etwa sieben Zentimetern Durchmesser. Aber nochmal, das ist phänomenal wenig im Vergleich zu dem, was wir bei früheren Flügen gesehen haben. Früher gab es massenweise Schaumstoffverlust in diesem Bereich und das ist nun eine dramatische Reduktion.“
Nebenbei zeigt dies auch mal wieder, dass die NASA schon lange über die Schaumstoffabplatzungen Bescheid wusste und sie aber bis zum Columbia-Absturz im Januar 2003 nicht sonderlich ernst nahm. Verständlich ist das schon: Schließlich reden wir hier über Schaumstoff, dem sicherlich niemand große Zerstörungskraft zutraut. Aber bei den enormen Geschwindigkeiten, wie sie bei einem Shuttle-Start noch innerhalb der dichteren Bereiche der Erdatmosphäre auftreten, werden offenbar selbst leichte Schaumstoffbrocken zu zerstörerischen Geschossen…
Es gebe bereits zahlreiche Überlegungen, wie man die Schaumstoffabplatzungen in Zukunft ganz verhindern könne, sagte Gerstenmaier. Aber erst müsse man die dem Phänomen zu Grunde liegenden Mechanismen kennnen. Es sehe im Moment so aus, dass in jedem fraglichen Bereich des Tanks mehrere Ablösungsmechanismen wirken, die zum Abplatzen unterschiedlich stark beitragen. Und so lange man diese Mechanismen noch nicht ausreichend verstanden habe, sei es zu früh, sich schon festzulegen.

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