China: ChinaSat 9A gelangt auf ungeplante Bahn

Der chinesische Kommunikationssatellit ChinaSat 9A alias SinoSat 4 wurde am 18. Juni 2017 auf nicht geplanter Bahn im All ausgesetzt. Der Start des Satelliten war vom Xichang Satellite Launch Center (XSLC) in der Provinz Sichuan aus erfolgt.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: CASC, China Satcom, Xinhua.

Die Rakete mit Chinasat 9A an Bord hat gezündet. (Bild: CCTV)
Die Rakete mit Chinasat 9A an Bord hat gezündet. (Bild: CCTV)

Befördert wurde der Kommunikationssatellit von einer dreistufigen Rakete des Typs Langer Marsch 3B/G2 (LM-3B/G2) bzw. Chang Zheng-3B/G2 (CZ-3B/G2). Die Variante 3B/G2 absolvierte hier ihre 22. Mission.

Der Start erfolgte am 18. Juni 2017 um 12:10 Uhr und 28 Sekunden Pekinger Zeit, das ist 18:10 Uhr und 28 Sekunden MESZ, von der Rampe Nr. 2 des Satellitenstartzentrums Xichang. Letzteres befindet sich in rund 65 Kilometern Abstand von der Stadt Xichang. Raketen der Varianten 3B wurden in der Vergangenheit zum Transport von Navigationssatelliten und geostationären Kommunikationssatelliten verwendet. Dem entsprechend sollte ChinaSat 9A auf einen Geotransferorbit (GTO) gebracht werden, wo er nicht ganz eine halbe Stunde nach dem Abheben auszusetzen war.

Wegen eines von der China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC) bestätigten Problems mit der dritten Stufe der Trägerrakete wurde ChinaSat 9A jedoch auf eine nicht geplante Bahn gebracht. Weiter wurde chinesischerseits mitgeteilt, dass Antennen und Solarzellenausleger des Satelliten entfaltet bzw. ausgeklappt seien, und man effektive Maßnahmen vornehme. Welche Maßnahmen das sind, wurde nicht mitgeteilt.

Von der US-amerikanischen Weltraumüberwachung ermittelte Daten sprechen für eine Übergangsbahn mit einem Perigäum, dem der Erde nächsten Bahnpunkt, von rund 193 Kilometern über der Erde, einem Apogäum, dem erdfernsten Bahnpunkt, von rund 16.357 Kilometern und einer Neigung der Bahn gegen den Erdäquator von etwa 25,68 Grad. Die Oberstufe der Rakete wurde nach dem Start in einem Orbit mit einem Perigäum von rund 192 Kilometern, einem Apogäum von rund 16.354 Kilometern und einer Bahnneigung von ebenfalls etwa 25,68 Grad beobachtet.

Ob es dem Satelliten möglich sein wird, aus eigener Kraft die nach Angaben der China Satellite Communications Co., Ltd. (China Satcom) vorgesehene Position bei 101,4 Grad Ost im Geostationären Orbit (GEO) zu erreichen, ist nach derzeitigem Informationsstand unklar. (Andere Quellen nennen 92,2 Grad Ost als Einsatzort). Der dreiachsstabilisierte Satellit ist mit einer Reihe chemischer Triebwerke ausgestattet. Dazu gehören ein sogenannter Apogäumsmotor für Bahnanhebungen und zum Abbau der nach dem Aussetzen verbliebenen Bahnneigung gegen den Erdäquator sowie eine Anzahl kleinerer Triebwerke für Bahnerhalt und Lageregelung.

ChinaSat 9A im All - Illustration. (Bild: CCTV)
ChinaSat 9A im All – Illustration. (Bild: CCTV)

Sofern sich an Bord des Satelliten überhaupt ausreichend Treibstoff zur Erreichung einer Position im GEO befindet, und sich der Satellit dorthin steuern lässt, dürfte sich die ursprünglich geplante Einsatzdauer des Satelliten nicht realisieren lassen. Die Auslegungsbetriebsdauer des von der CASC basierend auf dem chinesischen Satellitenbus DFH-4 aufgebauten Raumfahrzeugs liegt bei mindestens 15 Jahren.

Gedacht ist der neue Satellit insbesondere zur Direktausstrahlung digitaler Radio- und Fernsehprogramme. Zwischen 150 und 200 verschiedene Fernsehprogramme soll der Satellit Empfängern in China, Hongkong. Makau und Taiwan zur Verfügung stellen. Ob sich das umsetzten lässt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gewiss.

Zur Erfüllung seiner Aufgaben wurde ChinaSat 9A mit 18 Ku-Band-Transpondern mit einer Bandbreite von 36 Megahertz und vier Ku-Band-Transpondern mit einer Bandbreite von 54 Megahertz ausgestattet. Der Masseanteil der Kommunikationsnutzlast an der Gesamtstartmasse des Satelliten von rund 5.100 Kilogramm beträgt 588 Kilogramm. Die Kommunikationsnutzlast und die übrigen Satellitensysteme werden von zwei Solarzellenauslegern mit elektrischer Energie versorgt. Die Ausleger sollen bei Betriebsende des Satelliten noch eine elektrische Leistung von 10,8 Kilowatt bereitstellen können.

ChinaSat 9A (Zhongxing 9A, ZX-9A, 中星9A) alias SinoSat 4 (Xinnuo 4) ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 42.763 und als COSPAR-Objekt 2017-035A. Ein weiteres Objekt, die Oberstufe der Trägerrakete, ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 42.764 und als COSPAR-Objekt 2017-035B.

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